Bernie und Chet
gekommen, nachdem er Iggy frisch eingezäunt hatte, und hatte Bernie einen langen Vortrag gehalten über Schadenersatzforderungen und Haftung, Themen, die uns nicht gerade mitrissen, Bernie und mich. Bernie hatte ihn unterbrochen, Iggys neues Halsband genommen, war einfach über die unsichtbare Grenze auf Iggys Rasen gegangen und hatte sich einen Stromschlag verpassen lassen. Dann hatte er sich zu dem Elektrozaunfritzen umgedreht und den Kopf geschüttelt. Das war ’ s.
Iggys Zeit des Herumstreifens war aber leider auch vorbei. Zuerst war er wie sonst auf den Rasen vors Haus gekommen, und ich lief zum Spielen rüber, aber wenn ich wieder ging, wollte Iggy mir immer hinterher; er hatte das Elektrozaunkonzept noch nicht ganz erfasst, was jedes Mal mit einer bösen Überraschung endete. Mittlerweile kam er kaum noch zum Spielen vors Haus, sondern machte sein Geschäft hinten im Garten, der durch die Garage der Parsons von unserem getrennt war.
Als wir zurück nach Hause kamen, entdeckte ich ihn, wie er aus dem Fenster sah. Iggys Aus-dem-Fenster-sehen-Technik war verbesserungsbedürftig. Manchmal kam er mit seiner Schnauze zu nah ans Glas, sodass es beschlug, wie jetzt. Das frustrierte Iggy, und er fing an zu kläffen. Ich bellte zurück. Iggy kläffte. Das Fenster beschlug noch mehr. Dann: Überraschung. Die Haustür ging auf und der alte Mr Parsons sah raus. Er trug lange Hosen, und sein Hemd war bis zum Hals zugeknöpft, aber seine Füße waren bloß. Warum zog das meine Aufmerksamkeit auf sich? Ich könnte es nicht sagen.
»M r Little«, sagte er.
Wir hielten inne. »J a?«, fragte Bernie.
»H ätten Sie einen Moment Zeit?«, fragte Mr Parsons; er hatte eine hohe, dünne Stimme.
»S icher.« Bernie ging zu ihm. Ich hinterher.
»E rstaunlich, wie er das macht«, sagte Mr Parsons.
»W as macht?«
»I mmer bei Fuß geht, selbst ohne Leine.«
»C het ist nicht gerade ein begeisterter Leinenträger«, sagte Bernie.
Mr Parsons lachte, ein pfeifendes kleines Lachen, das in einer Art Erstickungsanfall endete. Ich kannte Mr Parsons nicht besonders gut, aber er wurde mir immer sympathischer – diese bloßen Füße waren kräftig und breit, die Zehen gespreizt, so als würde er nicht oft Schuhe tragen. »S o wenig wie der gute alte Iggy«, sagte er, »a ber der geht nicht bei Fuß, nicht die Bohne. Was ich sagen wollte: Leider ging es Mrs Parsons die letzte Zeit nicht sehr gut.«
»D as tut mir leid zu hören.«
»D anke. Hatte einen kleinen Schlag, nach dem, was der Arzt sagt. Deshalb habe ich Iggy nicht mehr ausgeführt – ich kann Mrs Parsons nicht allein lassen.«
»W enn Sie wollen, kann ich ihn ausführen.«
»S ehr nett von Ihnen«, sagte Mr Parsons, »a ber das kann ich nicht annehmen. Aber vielleicht könnte Chet ein-, zweimal die Woche rüberkommen und ein bisschen mit Iggy hinterm Haus spielen?«
»W arum nicht?«, fragte Bernie. »W ie wäre es jetzt gleich?«
Aus dem Inneren des Hauses war ein Krachen zu hören; sicherlich Iggy, der sich gegen irgendeine Tür warf, die ihn davon abhielt, sich zu uns zu gesellen.
»I m Moment ist es vielleicht nicht so gut«, sagte Mr Parsons. »I ch wollte gerade Mrs Parsons ihre Tabletten geben, und es ist gar nicht einfach, den Überblick zu behalten, was die jeweilige Anzahl angeht und so.«
»D ann rufen Sie doch einfach an, wenn Chet rüberkommen soll«, sagte Bernie.
»M ach ich«, sagte Mr Parsons. »F reut mich, dass Chet so gut aussieht. Offen gestanden war ich ein kleines bisschen besorgt neulich Nacht.«
»W ann?«, fragte Bernie.
Mr Parsons kniff die Augen zusammen, so wie es Menschen tun, wenn sie versuchen, etwas in weiter Ferne zu sehen. »I ch erinnere mich nicht mehr genau.« Er schüttelte den Kopf. »I ch muss selbst Tabletten nehmen«, sagte er, »i ch besorge sie mir aus dem Internet, aber angeblich wirken sie genau wie die echten. Beeinträchtigen mein Gedächtnis, das ohnehin nicht besonders gut ist, nicht mehr jedenfalls.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »U nd wenn ich ihn jetzt so vor mir sehe, dann glaube ich fast, dass ich das alles irgendwie durcheinanderbringe.«
»W as alles?«
»G ing jedenfalls ganz schön schnell.«
»M r Parsons, bitte, was ging schnell?«
Aus dem Inneren des Hauses war erneut ein Krachen zu hören. Mr Parsons schien es nicht mitzubekommen. »J etzt erinnere ich mich langsam wieder. Könnte sogar in der Nacht gewesen sein, als Sie hinten im Garten Ihr Zelt aufgeschlagen und ein Lagerfeuer
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