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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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verschwommene Gestalten hinter den Scheiben des Führerhauses. Es sah fast so aus, als hätten die Maschinen die Arbeit allein machen können. Das gefiel mir nicht. Ich kaute ein bisschen an einem kleinen Büschel von meinem Fell und fühlte mich gleich besser.
    Zeit, in Aktion zu treten? Nein, wir warteten weiter – fragen Sie mich nicht, warum. Aber wenn Bernie es für das Beste hielt zu warten, dann warteten wir eben. Unser Auftritt würde schon noch kommen, der von Bernie und mir. Nach einer Weile kam Damon Keefer aus dem Haus, barfuß und im Morgenmantel. Er ging um die Stelle herum, wo die Skulptur gestanden hatte. Mir fielen die weißen Flecken in seinem Ziegenbärtchen auf. Das war eine neue Entwicklung, es passte irgendwie zu den neuen Falten in Cynthias Gesicht, ohne dass ich es genau hätte erklären können. Sollten wir jetzt aussteigen? Ich sah Bernie an: Ja.
    In dem Moment, als ich mit der ersten Pfote den Boden berührte, roch ich Keefers Fahne. Ist vielleicht schwer zu glauben, über den ganzen Rasen weg, aber mein Geruchssinn ist wahrscheinlich besser als Ihrer – oder habe ich das schon erwähnt?
    Keefer blickte hoch und sah uns. »W as zum Teufel haben Sie hier zu suchen?«, fragte er. Ich erinnerte mich an seine Art, mit leiser, ruhiger Stimme unfreundliche Dinge zu sagen, und es gefiel mir immer noch nicht.
    »W ohin fährt denn die Skulptur?«, fragte Bernie.
    »W as geht Sie das an?«, sagte Keefer.
    »S ie hat mir irgendwie gefallen«, sagte Bernie. »A ber ich kenne mich mit Kunst nicht so gut aus.«
    »K ennen Sie sich überhaupt mit irgendetwas aus?«
    »D as werden wir ja sehen«, sagte Bernie.
    Keefer reckte das Kinn in die Höhe, bei den Menschen eines der Zeichen für Angriff, ein bisschen seltsam, wenn man bedachte, dass sie ihr Kinn dabei womöglich einem hübschen kräftigen Schlag aussetzten, und ich hatte gesehen, was ein hübscher kräftiger Schlag mit einem Menschenkinn anstellen konnte, schon viele Male. »E inen Dreck werden wir sehen«, sagte er. »H ab ich Ihnen nicht erklärt, dass Ihr Auftrag beendet ist? Wie kommt ’ s, dass Sie sich immer noch für beauftragt halten?«
    Bernie ging auf ihn zu. Ich blieb an seiner Seite. Die Fahne wurde stärker, vermischt mit dem Geruch von Prince; eine der widerlichsten Mischungen, die mir jemals untergekommen waren, praktisch das Gegenteil von Parfüm. »I ch nehm ’ s Ihnen nicht übel«, sagte Bernie. Keefer sah ein bisschen verwirrt aus, er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber bevor ein Wort rauskam, fragte Bernie: »W ie viel haben Sie für die Skulptur bekommen?«
    »W ie kommen Sie auf die Idee, dass ich sie verkauft habe?«, fragte Keefer.
    »M ein Fehler«, sagte Bernie. »I ch wusste nicht, dass es in der Kunstszene Geldeintreiber gibt.«
    Das verstand ich, kein Problem: Ein Kumpel von mir namens Bomber arbeitete in der Geldeintreiberbranche, ein ziemlich guter Job, wenn er auch nicht ganz an meinen rankam.
    »S ie sind ein richtiger Witzbold«, sagte Keefer. Das war ein bisschen verwirrend, weil er nicht so aussah, als würde er es lustig finden. Er griff in die Tasche seines Morgenmantels, holte eine Schachtel Zigaretten heraus, zündete sich eine an. Ich spürte die Veränderung in Bernies Körper: Er hätte furchtbar gern eine Zigarette gehabt. Keefer nahm einen tiefen Zug, und als er wieder sprach, klang seine Stimme zuversichtlicher, als hätte die Zigarette irgendwie ein Feuer in ihm angezündet. »I ch habe sie verkauft«, sagte er, »n icht, dass Sie das was angehen würde.«
    »W ieso?«, sagte Bernie.
    »S ie hat mich allmählich gelangweilt«, sagte Keefer. »S o wie Sie jetzt.«
    »I ch langweile Sie?«, sagte Bernie. »D as überrascht mich.«
    Keefer nahm noch einen Zug, musterte Bernie durch eine Rauchwolke hindurch, sagte nichts.
    »U nd ich dachte«, sagte Bernie, »S ie würden sich freuen, mich zu sehen.«
    »W arum sollte ich?«
    »C ynthia sagte, Sie dachten, ich wäre bei einem Autounfall ums Leben gekommen – und jetzt stehe ich hier vor Ihnen, ein richtiges Wunder, aber Sie scheinen nicht besonders erfreut zu sein.«
    Ein Wunder, ja! Wir hatten an diesem steilen Abhang Wunder vollbracht, Bernie und ich. Dieser Teil unserer Arbeit – der war einfach nicht zu übertreffen. Aber der Ausdruck auf Keefers Gesicht sagte mir, dass Bernie recht hatte: Keefer freute sich nicht, uns zu sehen, Wunder hin oder her.
    »I ch will ehrlich zu Ihnen sein«, sagte er. »I hr Ton hat mir von Anfang an nicht

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