Bernsteinsommer (German Edition)
Stimme plötzlich sehr zärtlich und weich klang, und das versetzte ihr einen Stich.
„Ja, natürlich. Ähm … Liebes, das können wir doch besprechen, wenn ich …“
Kira holte tief Luft, weil es in ihrer Brust eigenartig eng wurde.
Finn entfernte sich noch ein Stück und ging zum anderen Ende des Wohnzimmers hinüber, während er weitersprach: „Okay, wenn dir das lieber ist. Ja … warte, ich schicke dirjemanden, dann brauchst du nicht selbst zu fahren. Jetzt?“ Offensichtlich wartete er eine Antwort ab. „Hm, sagen wir in einer halben Stunde, ist dir das recht? … Gut, gib den Kindern einen Kuss von mir, ja?“
Kira konnte kaum noch atmen.
Finn drückte mehrere Tasten seines Telefons und sprach dann kurz mit einem seiner Männer. Er gab ihm eine Adresse durch und bat ihn, Lena Grendler dort abzuholen und herzubringen. Erst dann wandte er sich wieder Kira zu.
„Tut mir leid, Kira, ich hoffe, es stört dich nicht, aber wir bekommen gleich Besuch. Lena möchte kurz mit mir sprechen. Da ihre Mutter gerade bei ihr zu Hause ist, kann sie mal für eine Stunde die Kinder alleine lassen. Sie sagt, am Telefon fehlt ihr die Ruhe, wenn dauernd die Kleinen hinter ihr herumwuseln. Sie ist ohnehin immer froh, wenn sie aus dem allgemeinen Chaos mal rauskommt. Ich kann das verstehen.“ Er lächelte.
Kira räusperte sich. „Kein Problem, ich kann … ich kann dann ja ins Schlafzimmer gehen, wenn sie hier ist.“
Er schüttelte den Kopf. „Lena meinte, das sei nicht nötig und es würde auch gar nicht lange dauern. Vielleicht braucht sie nur einen schnellen Rat von mir. Sie wollte mir am Telefon nicht sagen, worum es geht. Entspann dich, Kira, du wirst Lena mögen, glaub mir.“ Finn sah sie noch einen Moment lang prüfend an, dann setzte er sich zu ihr und ergriff ihre Hand. „Sag mal, darf ich heute Nacht bei dir schlafen?“ Er setzte sein einnehmendes Lächeln auf, und Kira wurde sofort warm ums Herz. Sie konnte einfach nichts dagegen tun.
„Aber nur, wenn du mir versprichst, dich nicht besonders gut zu benehmen, Wachhund“, antwortete sie und lachte leise.
Sein Gesicht kam näher. „Darauf kannst du wetten, meine Süße. Mir fallen da auf Anhieb ein paar Sachen ein …“ Mit dem Mund streifte er zunächst ganz leicht ihre Unterlippe, doch dann zog er Kira zu sich auf den Schoß und küsste sie leidenschaftlicher. Als sie ein bisschen auf ihm herumrutschte, brummte er leise in sich hinein, sodass sie unweigerlich kichern musste. „Okay“, stellte er mit leicht belegter Stimme fest, „dassollte wohl erst mal reichen, um dich davon zu überzeugen, dass ich mich ganz und gar nicht benehmen werde, sobald wir erst wieder zusammen in dem Bett da drüben liegen.“
Als es eine gute halbe Stunde später schließlich an der Tür klingelte, fühlte sich Kira schon wieder ein bisschen ausgeglichener. Nicht nur die gegenseitigen Neckereien, sondern vor allem Finns Zärtlichkeiten, aber auch der Rotwein, hatten dafür gesorgt, dass sie sich nun wieder etwas besser entspannen und damit auch ihre trüben Gedanken irgendwo in ihren Hinterkopf verdrängen konnte.
Finn erhob sich und ging hinaus in den Flur, um Lena Grendler die Tür zu öffnen. Kira hörte ihn kurz mit dem Mann sprechen, der die junge Witwe seines Freundes hergebracht hatte, dann kam er zusammen mit Lena zurück in das Wohnzimmer und Kira stand nun ebenfalls auf.
Lena Grendler lächelte ihr freundlich entgegen und reichte ihr ihre Hand zur Begrüßung. „Ich freue mich wirklich sehr, Frau Lengrien.“
Kira erwiderte die herzliche Begrüßung höflich, wenn auch eher routiniert. Sie musste unweigerlich schlucken, denn Lena Grendler war ohne Frage eine der schönsten Frauen, die sie jemals zu Gesicht bekommen hatte – und in ihrer Zeit als Modezeichnerin war sie durchaus einer Menge schöner Frauen begegnet. Wie hatte Finn doch so treffend formuliert, als er über Lena gesprochen hatte? „Der klassische Schneewittchentyp“. Ja, das war sie wirklich. Ihre helle Haut war vollkommen makellos und wirkte sehr zart. Die seidigen schwarzen Haare glänzten, als hätte man sie in Klavierlack getaucht, und fielen ihr offen in weichen Wellen über die schmalen Schultern. Überdies hatte Kira niemals zuvor bei einer Frau schönere Augen gesehen; sie waren so groß, hell und von einem so klaren Silbergrau, dass man nur wie gebannt hineinsehen konnte.
„Mich freut es auch sehr. Äh … bitte, sagen Sie doch Kira zu mir“, versuchte Kira ihre eher kühle
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