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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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würde dich benutzen, solange es ihm passt und dann wegwerfen wie eine leere Bonbontüte.“
    Kira schluckte und schüttelte den Kopf. Der Gedanke an Finn löste in ihrer Brust einen heftigen Schmerz aus und ließ sie tief einatmen. „Du kennst ihn überhaupt nicht, Torben.“
    Er machte eine abwertende Bewegung mit der Hand, so als wollte er ihren Einwand einfach wegwischen. Schließlich kam er zu ihr und setzte sich auf die Kante der Koje. Dass sie vor ihm zurückwich, so weit es nur irgend ging, schien er nicht zu bemerken. „Sag mir, ob mein Bruder dich jemals gehabt hat, Kira.“
    Sie schnappte nach Luft. „Sag mal, spinnst du? Was geht dich das an?“
    „Ich muss das wissen, mein Schatz. Sag es mir!“
    „Nein, Torben, nein, ich habe niemals etwas mit Olaf gehabt, okay! Bist du jetzt zufrieden?“
    „Das ist gut … obwohl, wenn ich es mir genau überlege, ist es auch nicht mehr wirklich wichtig, denn jetzt wird es nicht mehr lange dauern, und du wirst für alle Zeiten mit mir verbunden sein.“
    Ihre Pupillen weiteten sich. „Wie … wie meinst du das?“
    „Sieh dich doch an. Habe ich dir nicht ein wunderschönes Hochzeitskleid für unseren großen Tag ausgesucht, mein Schatz? Es ist aus echter Seide, musst du wissen. Ach, es war wirklich ein Fest, dass ich es dir selbst anziehen durfte.“
    Ihre Übelkeit kam zurück, und sie kämpfte einige Sekunden dagegen an. Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken, dass er vielleicht sogar ihre nackte Haut berührt hatte, während sie bewusstlos gewesen war.
    „Ich werde dich aber nicht heiraten, Torben, dazu kannst du mich nicht zwingen.“
    „Oh doch, das kann ich, Kira. Nur im Tode werden wir für alle Zeiten zusammen sein können, du und ich.“ Er wandte kurz seinen Kopf ab und blickte zur geschlossenen Kajütentür. „Ich muss nur noch schnell etwas erledigen. Danach kann ich mich endlich zu dir legen und dich auf ewig in meinen Armen halten. Wir sind weit genug draußen auf dem Meer. Kurz bevor du aufgewacht bist, habe ich den Anker geworfen. Die Stelle ist wirklich perfekt. Die Fischer sind im Hafen, und anderen Schiffsverkehr gibt es hier kaum. Hier wird uns niemand stören können. Es wird nur eine kleine Explosion geben, mein Schatz, keine Angst. Dein schöner Körper wird bestimmt keinen Schaden nehmen, und wir werden noch genug Zeit haben, um den gemeinsamen Übergang zu genießen. So, nun musst du mich aber ein paar Minuten entschuldigen. Ich bin gleich wieder bei dir, Kira.“
    Sein anhaltend gespielt nachsichtiges Lächeln war irritierendund unglaublich nervtötend.
    „Und du sagst, du liebst mich!“, schrie sie ihm voller Verzweiflung hinterher. „Würdest du mich wirklich lieben, würdest du mir niemals etwas antun! Nein! Du liebst mich nicht, Torben Brockmann, du bist einfach nur geisteskrank!“
    An der Kajütentür blieb er noch einmal kurz stehen und sagte, ohne sich zu ihr umzudrehen: „Beruhige dich doch, mein Schatz, und zerre nicht so an deinen Fesseln, deine zarte Haut könnte Schaden nehmen.“
    Das Boot, das Olaf Brockmann ihnen besorgt hatte, war ein wahrer Glücksgriff: ein offenes hochseetaugliches Sportboot mit einer winzigen Kajüte unter Deck. Olaf Brockmann hatte es von einem Einheimischen ausgeliehen. Nachdem Olaf seinem Nachbarn versichert hatte, es ginge um Leben und Tod, hatte der Besitzer keine weiteren Fragen gestellt. Das ist irgendwie typisch für die Leute auf Sameland, dachte Finn.
    Olaf hatte ihm den Schlüssel zugeworfen und ein wenig schief gegrinst. „Der Tank ist voll. Das hübsche kleine Ding ist allerdings einige Hunderttausend Mäuse wert. Ich hoffe, ihr seid gut genug versichert, Finn.“
    „Mach dir keine Sorgen. Mein Kumpel Sascha hier hat einen Bootsführerschein und wird das Baby hüten, als wäre es sein eigenes.“
    „Viel Erfolg, … und Finn?“
    „Ja.“
    „Wenn Kira tatsächlich in Gefahr sein sollte … tu, was auch immer du tun musst, um sie von ihm wegzuholen.“
    Finn nickte Olaf Brockmann wortlos zu und sprang an Deck. Sascha Schellenberg saß bereits in einem der beiden Schalensitze und hatte den Motor gestartet. Kaum hatte Finn sich neben ihm niedergelassen, gab er Gas.
    „Richtung Nord-Ost würde ich sagen!“ Finn musste schreien, um das Geräusch des aufheulenden Motors zu übertönen. „Weg vom Land, Sascha, er ist sicherlich mit ihr aufs offene Meer rausgefahren.“
    Sascha Schellenberg nickte. „Ja, der Meinung bin ich auch. Was der Kerl auch immer vorhat, es kann

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