Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
Vom Netzwerk:
langsam und gekonnt darin kreisen und sah offensichtlich hoch konzentriert dabei zu, wie sich das Licht der Kerzen in den rötlichen Schlieren brach. Schon nach einigen Sekunden schien sie für sich beschlossen zu haben, die vorherrschende Frage nicht länger hinauszuschieben. „Wie wird es mit uns weitergehen?“
    Er räusperte sich und versuchte so noch einige wertvolle Sekunden herauszuschinden.
    „Warum warten wir das nicht erst mal ab?“
    „Du meinst also, wir sollten es auf uns zukommen lassen, ja?“ Sie verzog ein wenig ihren Mund und kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Finn, ich …“
    „Hör zu, Süße“, unterbrach er sie schnell, bevor sie ihm irgendetwas gestehen konnte, das sie später vielleicht nur bereuen würde. Finn musste husten. Wahrscheinlich wurde es tatsächlich Zeit für die übliche Machonummer. Er hasste sichschon jetzt dafür. „Wir sollten wirklich erst mal sehen, wohin uns diese Sache führt, okay? Ich bin absolut nicht der klassische … Beziehungstyp, verstehst du? Versuch also besser gar nicht erst, mich zu irgendwas zu drängeln, zu was auch immer.“
    Er rückte ein Stück von ihr ab und erhob sich, auch um die Distanz noch zu unterstreichen, die er soeben mit seinen Worten und dem harten Unterton in seiner Stimme aufgebaut hatte. Sein Magen revoltierte bereits, und er fühlte Übelkeit in sich aufsteigen, denn es war ihm nur allzu bewusst, dass er sie in diesen Sekunden zutiefst verletzte – und das mit voller Absicht, wenn auch nur, um es ihr letztlich leichter zu machen. Allerdings hoffte er auch inständig, dass es nicht wirklich ihr Herz, sondern allein ihr Stolz sein würde, der gerade ein paar Risse bekam, denn diese würden sicherlich bald wieder heilen.
    „Es ist … toll mit dir, Kira“, setzte er wieder an. „Ich meine … vor allem der Sex ist toll zwischen uns. Belassen wir es doch vorerst dabei, in Ordnung?“ Finn schaffte es tatsächlich, sie direkt anzusehen. Ihre Ozeanaugen schimmerten feucht und schienen noch eine Spur größer zu sein als sonst, fixierten aber unentwegt sein Gesicht. Er schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel und wünschte sich eindringlich, dass sie letztlich nicht anfangen würde zu weinen, denn dann wäre er verloren, das wusste er schon jetzt.
    „Sex also … vorerst.“ Kira stellte ihr Glas ab und versuchte verzweifelt, gegen ihre Tränen anzukämpfen. Sie schluckte mehrere Male heftig, bevor sie all ihren Stolz zusammenklaubte, um möglichst heil und würdevoll aus dieser Sache wieder herauszukommen. Fast bedächtig kam sie auf ihn zu. „Nun, wenn nur das zwischen uns ist, dann … sollten wir langsam mal zur Sache kommen und hier nicht unnötig Zeit verplempern, nicht wahr?“
    Finn erwachte früh am nächsten Morgen aus einem kurzen Schlaf. Kira lag noch immer nackt neben ihm. Ihr Kopf ruhte in seiner Armbeuge, und ihre rechte Hand fühlte er warm auf seinem Bauch. Sie schlief noch tief und fest, und er konnte ihrengleichmäßigen Atem an seiner Haut spüren.
    Fast zwei Stunden lang hatte er sie in der vergangenen Nacht geliebt. Hingebungsvoll, mit allen Sinnen und bewusst voller Zärtlichkeit, auch um die Schmerzen vielleicht ein wenig zu lindern, die er ihr zuvor mit Worten zugefügt hatte. Es hatte ihn regelrecht dazu gedrängt, die Wunden irgendwie wieder zu heilen, nicht zuletzt auch seine. Natürlich hatte er von vornherein gewusst, dass das auf diese Art kaum erreichbar sein würde, aber eine andere Möglichkeit hatte er ja nicht.
    Sie hatte schließlich doch noch geweint – später, auf dem Höhepunkt ihrer gemeinsamen Lust, waren ihr Tränen über das schöne Gesicht gelaufen –, und er hatte ihr die salzigen Tropfen wortlos von den Wangen geküsst. Ebenso stumm hatte er Kira dann die ganze Nacht in den Armen gehalten. Wenn da auch nur die geringsten Zweifel an seinen Gefühlen für Kira Lengrien gewesen waren, dann hatten sie sich spätestens seit der letzten Nacht in nichts aufgelöst. Magda hatte recht: Er liebte Kira, wie er noch nie einen anderen Menschen geliebt hatte, das wusste er jetzt mit absoluter Gewissheit. Und diese tiefe Liebe würde sein Leben zweifellos auch in Zukunft beherrschen.
    Finn schloss die Augen und atmete tief ein. Ihre Hand auf seinem Bauch bewegte sich leicht, aber Kira schlief noch. Er wurde praktisch sofort hart, und unwillkürlich seufzte er leise auf, weil ihm seine prompte körperliche Reaktion wieder einmal bewusst machte, wie sehr diese Frau sein Leben verändert hatte.

Weitere Kostenlose Bücher