Bernsteinsommer (German Edition)
okay?“
Lukas schmunzelte. Er wusste, dass Finn niemals einem Menschen freiwillig schaden würde, weder körperlich noch seelisch – und ihm schon gar nicht. „Setz dich, Finn, du kriegst jetzt deinen Kaffee, und dann erzählst du mir erst mal, was los war.“
Finn war kaum aus der Tür gewesen, da hatte Kira auch schon nach dem Telefonhörer gegriffen, um Christina anzurufen.
„Ich weiß, das willst du nicht hören, aber ich könnte jetzt auch milde darauf hinweisen, dass ich dich hinreichend gewarnt habe, meine Kleine“, sagte Christina, nachdem Kira ihr in knappen Worten von dem Abend und der Nacht mit Finn berichtet hatte.
„Was du somit getan hast.“ Kira lachte bitter auf.
„Dein Traummann hat also jetzt doch den einsamen Wolf zum Besten gegeben. Nun gut, so habe ich ihn nach deiner Beschreibung irgendwie auch eingeschätzt.“ Christina holte hörbar tief Atem, bevor sie weitersprach: „Du liebst ihn wirklich, oder?“
„Ja, ich liebe ihn wie verrückt“, antwortete Kira ohne Umschweife. Sie hatte noch nie Geheimnisse vor ihrer besten Freundin gehabt und wollte auch jetzt nicht damit anfangen. Trotzdem tat es seltsam weh, diese Wahrheit zum ersten Mal so offen in Worte zu fassen.
„Und ich befürchte, es hat dich dieses Mal richtig umgehauen, liege ich da auch richtig?“
„Ja, auch damit liegst du richtig. Ich weiß genau, dass ich ihn niemals, niemals wieder vergessen werde, Tina! Ich habe noch nie so für einen anderen Menschen gefühlt. Es ist so … beherrschend.“
„Willst du, dass ich zu dir komme, Liebes? Du weißt, ich würde hier sofort …“
„Nein, Tina, wirklich nicht. Du hast zu tun. Du hast mir selbst erzählt, dass die Promotion für dein Buch inzwischen auf Hochtouren läuft. Du kannst jetzt unmöglich da weg. Der Verlag würde dir mit Recht tüchtig aufs Dach steigen, also bleib, wo du bist. Ich kriege das schon hin, ich bin doch ein großes Mädchen.“
Christinas leises Lachen drang durch den Hörer. „Ein großes Mädchen mit einem ziemlich gebrochenen Herzen, das bist du, meine Kleine! Soll ich ihn für dich fesseln, knebeln oder ein bisschen quälen? Sag es! Ich engagiere einfach ein paar von Eddies muskelbepackten Dobermännern, bringe die mit auf deine Insel und wir lassen ihn kaltmachen oder, besser noch, kastrieren, was hältst du von dieser entzückenden Vorstellung? Ach herrje, ich sollte wohl besser blutrünstige Krimis schreiben.“
Wie immer brachte Christina mit ihrem speziellen Humor ihre Freundin auch jetzt zum Lachen. „Ach, Tina! Er hat mir doch im Grunde nichts getan. Ich bin es doch, die zu viel in unsere Beziehung hineininterpretiert hat. Typischer Klein-Mädchen-Fehler, wie konnte ich nur so blind und unbedarft sein! Ich habe wirklich gedacht, bei ihm wäre ebenfalls mehr dahinter. Ich war mir sogar fast sicher, dass er mehr für mich empfindet. Er ist immer so … aufmerksam. Versteh mich nicht falsch, ich meine damit, er achtet auf eine ganz seltsame Weise stets darauf, dass es mir gut geht. Jedenfalls fühle ich mich irgendwie aufgehoben, wenn er bei mir ist. Eigenartig ist das, und ich dachte, diesen Eindruck vermittelt doch kein Mann einfach so. Na ja, da habe ich halt falsch gedacht.“
„Hmmm.“ Christina dachte nach.
„Was?“
„Vielleicht hast du mit deinen Empfindungen ja gar nicht sofalschgelegen, Kira.“
„Wie meinst du das denn jetzt?“
„Na ja, so wie ich dich kenne, und ich kenne dich verdammt gut, bist du eigentlich ziemlich großartig darin, dich in andere Menschen hineinzufühlen. Okay, wir schieben jetzt mal die unsägliche Geschichte mit Matthias beiseite, denn wenn ich genauer drüber nachdenke, hatte das sowieso nichts mit Einfühlungsvermögen zu tun, denn da war einfach nichts zu erfühlen. Das Herz von diesem Kerl war nämlich total hohl. Jedenfalls würde es mich doch sehr wundern, wenn dein Gespür dich in diesem speziellen Fall so ganz und gar im Regen stehen lässt, verstehst du?“
„Kein Wort.“
„Also, nehmen wir doch mal an, der einsame Wolf spielt nur den einsamen Wolf … na, klingelt’s? Es könnte doch sein, dass der Typ gewissen Bindungsängsten unterliegt. Du hast mir zum Beispiel von seinen Problemen erzählt – du weißt schon, dieser Freund, der irgendwie zu Tode gekommen ist, seine abgebrochene Polizeikarriere und so weiter. Vielleicht hattest du bei unserem letzten Gespräch recht und der Junge braucht tatsächlich nur noch ein bisschen mehr Zeit.“
Einige Sekunden blieb es
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