Bernsteinsommer (German Edition)
sie nicht, denn er zog sie erneut an sich und verschloss ihr die Lippen mit einem langen und sehr zärtlichen Kuss, der sie vollkommen atemlos zurückließ. Nachdem sich sein Mund wieder von ihrem gelöst hatte, holte sie tief Luft und grinste zu ihm hoch. „Mannomann! Du bist auf vielen Gebieten eine echte Überraschung, Lukas Andersen!“
Auch er grinste. Dann beugte er sich ein wenig zu ihr und flüsterte in ihr Ohr: „Na, dann freue dich mal auf die nächsten Überraschungen, die ich dir noch zu bieten habe, Anna Brockmann.“
Sie lachte. „Hau endlich ab; mir ist jetzt schon viel zu warm.“
Noch einmal zog er sie kurz an sich und drückte ihr dieLippen auf die Stirn. „Und du raubst mir den Schlaf, seit ich dir begegnet bin, meine Schöne.“
Langsam entfernte er sich von ihr, ohne ihr jedoch den Rücken zuzudrehen oder gar ihre Hand loszulassen. Erst als es nicht mehr anders ging, lösten sich ihre Finger voneinander. Nach einem letzten Blick in ihre Augen wandte sich Lukas schließlich ruckartig um und ging mit ausladenden Schritten in Richtung Norden. Anna blieb noch eine ganze Weile stehen und sah ihm nach, bevor auch sie sich endlich auf den Weg machte.
8. KAPITEL
A m späten Nachmittag erreichte Finn das ihm inzwischen so vertraute Anwesen von Edgar Lengrien. Er hatte zuvor seinen Bruder am Hauptbahnhof abgesetzt, denn dort hatte Lukas vor einigen Tagen seinen eigenen Wagen geparkt und war anschließend mit der Bahn weitergefahren. Lukas fuhr gerne Bahn, denn dann konnte er während der Fahrt in aller Ruhe lesen.
Nachdem die Brüder sich voneinander verabschiedet hatten, hatte Finn kurzerhand beschlossen, sich zunächst bei Edgar zurückzumelden, bevor er zu sich nach Hause fahren würde.
Der Pförtner lächelte ihm zu, winkte kurz und öffnete ihm das große Eisentor. Finn ließ seinen Wagen an den beiden mächtigen Rotbuchen vorbeirollen, die am Anfang der kleinen Allee die Zufahrt zum Haus säumten. Nach gut fünfzig Metern führte der Weg schließlich in ein Oval, in dessen Mitte ein mächtiges Blumenrondell prunkte. Zu dieser Jahreszeit unterstrich es mit seinen überbordenden Rot-, Purpur- und Rosatönen perfekt die nahezu ehrwürdige Ausstrahlung des gesamten Anwesens.
Das beeindruckende Haus bestand aus klassischem dunkelroten Backstein, großen weiß gerahmten Sprossenfenstern und einem schwarzen Schieferdach. Zu dem riesigen Grundstück gehörte außerdem eine weitläufige, parkähnliche Gartenanlage hinter dem Gebäude. Dieser Ort bildete nicht nur den Lebensmittelpunkt der Familie Lengrien, sondern war gleichzeitig der offizielle zentrale Firmensitz von „Lengrien & Martinelli“. Natürlich gab es in einigen größeren Städten auch noch das eine oder andere Bürohaus der Firma, in dem dann jeweils einige Hundert Angestellte ihre Arbeit machten, aber Edgar Lengrien und Werner Martinelli hatten schon seit Jahrzehnten ihre eigenen Büros hier im Haus – und die beiden älteren Herren dachten noch nicht einmal im Traum darüber nach, jemals etwas daran zu ändern. Selbst den Spagat zwischen den Interessen eines Großunternehmens und der Zufriedenheit jedes einzelnen Mitarbeiters schafften beide Männer offensichtlichnoch immer spielend und mit unerschütterlicher Energie. Trotz der Größe der Firma hatte wohl jeder Angestellte von „Lengrien & Martinelli“ nach wie vor das Gefühl, in einer Art Familienunternehmen zu arbeiten – und es war allgemein in der Geschäftswelt bekannt, dass genau darin das eigentliche Geheimnis des enormen Erfolges lag.
Zum überwiegenden Teil war das Haus allerdings das private Eigentum von Edgar Lengrien, auch wenn große Bereiche des Ostflügels offiziell als Geschäftsräume genutzt wurden. Hier befanden sich die Büros der beiden Firmeninhaber und das Sekretariat, aber auch die Räume des Sicherheitsdienstes waren in diesem Teil des Hauses untergebracht. Finns Arbeitszimmer lag direkt neben dem gemütlichen Aufenthaltsraum für seine Leute. Gleich gegenüber befand sich ein perfekt ausgerüsteter Trainingssaal mit direktem Zugang zu einem außergewöhnlich großzügig bemessenen Schwimmbecken mit eigenem Saunabereich sowie mehreren modern ausgestatteten Duschräumen.
Als Angestellter von „Lengrien & Martinelli“ konnte man durchaus einen gewissen Luxus genießen, aber es wurden im Gegenzug von jedem einzelnen Mitarbeiter harte Arbeit und absolute Loyalität erwartet. Es war also kein Wunder, dass die meisten Angestellten bereits seit
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