Bernsteinsommer (German Edition)
jetzt kümmerst du dich erst mal weiterhin persönlich um die Sicherheit unserer Prinzessin.“
Werner wechselte mit Edgar einen kurzen Blick, und der nickte ebenfalls sofort. „So sehe ich das auch.“
Finn blähte seine Wangen auf und stieß dann schnaufend die Luft wieder aus.
„Wie ich schon am Telefon erwähnte, Edgar, ist das in meinen Augen wirklich keine gute Idee. Kira kann mich nicht mehr ausstehen. Du solltest die Sache besser einem meiner Männer überlassen. Sascha ist ein großartiger Personenschützer; ich kann ihn dir nur empfehlen.“
„Und wie ich dir schon sagte, Finn, interessiert mich Kiras Meinung in diesem Fall überhaupt nicht. Ich bin ihr Vater, und ich will die bestmögliche Sicherheit für sie. Ich bin nun einmal der Meinung, dass du der beste Mann dafür bist.“
„Edgar, du weißt genau, dass alle meine Männer …“
„Hör zu, ich lasse in diesem Fall nicht mit mir diskutieren, haben wir uns verstanden?“
Finn raufte sich die Haare und blieb eine Weile stumm, doch dann nickte er. „Wir haben uns verstanden, Chef.“
„Gut.“
„Zwei deiner Männer sind noch immer an ihr dran. Ich schlage also vor, dass du dir bis morgen Abend Zeit lässt, um wieder zu Hause anzukommen. Schlaf dich ein bisschen aus, Finn, du siehst ziemlich geschafft aus. Spätestens übermorgen übernimmst du dann wieder.“
„Okay.“ Finn schlug sich kurz mit beiden Händen auf die Oberschenkel und stand schließlich auf. „Dann sehen wir uns also irgendwann morgen Nachmittag, nehme ich an.“ Er wollte sich schon zum Gehen wenden, als Edgar Lengrien ihn noch einmal zurückhielt.
„Finn, eine Sache noch.“
„Ja.“
„Was hältst du davon, dein eigenes Sicherheitsunternehmen zu gründen, Junge?“
„Was?“ Finn lachte laut auf. „Du willst mich also doch loswerden, hab ich recht?“
„Keine Spur, Finn. Ich finde nur, dass ein Mann wie du sich auf seine eigenen Füße stellen sollte. Du besitzt ohne Frage Führungsqualitäten und einen verdammt klugen Kopf. Sogar dieses ganze technische Zeugs, das du mit auf die Insel genommen hast, wurde zum größten Teil von dir selbst entwickelt, stimmt’s?“
„Dafür braucht man nur die passende Computersoftware, Edgar.“
„Und ein gut funktionierendes Gehirn, das diese Software richtig einzusetzen weiß.“ Edgar lächelte. „Ich biete dir an, die Räume hier im Gebäude weiterhin zu nutzen. Du kannst sogar noch einige Räume dazubekommen, wenn du die brauchen solltest. Das wäre meine Investition in eine vielversprechende junge Firma. Du könntest noch mehr Leute einstellen, eventuell sogar nach deinen eigenen hohen Ansprüchen ausbilden und auf diese Weise praktisch sofort entsprechende Fremdaufträge übernehmen. Na, was meinst du?“
Finn war vollkommen überrumpelt. „Ich … ich weiß nicht. Was hättest du denn davon?“, fragte er.
Das Lächeln von Edgar Lengrien vertiefte sich. „Darüber sprechen wir, sobald deine Firma die ersten Gewinne abwirft – und das wird ziemlich schnell passieren, glaub mir. Schließlich verfügt unser Unternehmen über genügend Kontakte. Vorerst wäre ich allerdings damit zufrieden, wenn ‚Lengrien & Martinelli‘ weiterhin dein wichtigster Klient bleiben würde. Das heißt, du müsstest uns … – oder, ähm, wie in diesem Fall, meiner Tochter – jederzeit zur Verfügung stehen.“
Finn starrte sein Gegenüber noch immer verständnislos an.
„Lass es dir mal durch den Kopf gehen, Finn“, setzte Edgar nach. „Und nun verschwinde, du siehst wirklich aus, als hättest du eine Woche nicht vernünftig geschlafen.“
„Ähm, ja … ich werde über deinen Vorschlag nachdenken, versprochen.“
Kaum war die Tür hinter Finn ins Schloss gefallen, grinsten sich die beiden älteren Männer über den Schreibtisch hinweg verschwörerisch an.
„Hast du in seine Augen gesehen, alter Freund? Er wird es machen“, stellte Edgar Lengrien feixend fest. „Er kann gar nicht anders. Der Junge ist schließlich kein Dummkopf.“
„Du bist und bleibst ein alter Fuchs, Eddie.“ Werner Martinelli brach in schallendes Gelächter aus.
Am liebsten hätte sich Finn sofort auf sein einladendes Bett fallen lassen, um endlich einmal acht Stunden am Stück durchzuschlafen, so müde war er inzwischen. Trotzdem packte er zunächst seine Reisetasche aus und warf sogar einige Sachen in die Waschmaschine, denn er wusste, wenn er sich erst einmal hingelegt hatte, würde er wahrscheinlich schlafen wie ein Toter.
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