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Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)

Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)

Titel: Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schuler
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Politikern 2007 vor, was sie alles falsch gemacht hätten. Es ist eine erstaunliche Analyse – nicht falsch, aber höchst fragwürdig und scheinheilig, bedenkt man, wie sehr und mit wie viel Einsatz, Energie und finanziellem Aufwand die Bertelsmann Stiftung jahrelang nicht nur auf Reformen gedrängt, sondern Konzepte ausgearbeitet hat, die Kommissionen beraten und ihre Konzepte weitgehend durchgesetzt hat. Diejenigen, die das getan hatten, stellten sich nun nicht der Verantwortung und ihre jungen Kollegen sahen die Politik in der Verantwortung.
    Die Stiftung verschweigt ihren Anteil an den Fehlern. Gut möglich, dass dem Autor des Beitrags dieser Anteil tatsächlich entgangen war und vielleicht kannten auch die verantwortlichen Mitarbeiter Novy und Schmitz die Vorgeschichte nicht und ihre Kollegen haben sie schamvoll verschwiegen. Allerdings hätte ein Blick in die Bibliothek, ins Verlagsverzeichnis und in die alten Jahrgänge der Mitarbeiterzeitschrift genügt, um klarzumachen, dass die Rolle der Stiftung erheblich war. Vor allem aber erstaunt, dass Weidenfeld (als Herausgeber des Buches) kein Wort über die Mitwirkung der Stiftung verlor. Er hatte doch alles mitbekommen und unterstützt. Oder liest er die zahllosen Beiträge gar nicht mehr, die unter seinem Namen oder seiner Herausgeberschaft erscheinen?
    Unter » Lessons learned « – was man daraus lernen kann – notierten Novy und Schmitz: »Selten zuvor ist so deutlich geworden, wie optimierungsbedürftig die politische Vermittlungsarbeit für die Initiierung und Durchsetzung von Reformvorhaben ist. In Zeiten, in denen der Bürger mit dem Reformbegriff eher Einschnitte als positive Erwartungen verbindet, wird eine professionelle und schlüssige Reformkommunikation zunehmend als zentrale Erfolgsdeterminante politischer Veränderungsprozesse betrachtet.« Damit wird das Problem einfach umgedeutet. Der Fehler lag bei den Politikern. Und deshalb galt: Es gibt noch viel zu tun in der Reformkommunikation und die Bertelsmann Stiftung bestätigt sich selbst, dass sie dringender gebraucht wird denn je. »Die Potenziale für strategische Reformkommunikation sind hierzulande noch längst nicht ausgeschöpft«, betonte Weidenfeld.
    Leonard Novy ließ das Thema nicht los. Gemeinsam mit seinen beiden Kollegen Thomas Fischer und Andreas Kießling blickte er 2008 erneut zurück auf die Agenda-Politik. Im April luden sie dazu Experten nach Berlin zu einen Workshop ein und analysierten politische Reformprozesse. In einer Fallstudie ging Frank Nullmeier, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Bremen, noch einmal ausführlich auf die Frage ein, warum die Agenda-Politik der Regierung Schröder scheiterte. Auch in seiner Analyse, die er im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellte, spielte die Beratungspolitik der Bertelsmann Stiftung keine Rolle und wurde mit keinem Wort erwähnt. Die Agenda-Politik war für Nullmeier ganz klar Schröders Machtpolitik. Er wollte die Reformen so durchsetzen und das kann man der Bertelsmann Stiftung natürlich nicht vorwerfen. Die Stiftung kommt in ihrer Analyse zu dem Schluss, dass lediglich die Vermittlung nicht richtig funktioniert habe.
    Die Stiftung übernimmt keine Verantwortung.

6. Gute Hochschulen arbeiten wie gute Unternehmen – Hochschulreform nach Gütersloher Art
    1982 gründete Konrad Schily in Witten/Herdecke die erste private Hochschule in Deutschland. Konrad Schily ist Mediziner und gemeinsam mit Kollegen wollte er die Ausbildung reformieren. Ursprünglich wollte Schily alle gesellschaftlichen Bereiche abdecken und mit Jura beginnen, aber weil ihm die Finanzierung bei Medizin leichter schien, begann er damit. Jura geriet in Vergessenheit und wurde in Witten nie etabliert. 1 Der Studiengang Medizin entstand in Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Witten/Herdecke. Statt aus Büchern sollten die Studenten im Kontakt mit Patienten lernen. 1984 wurde das Konzept auf Wirtschaftswissenschaften ausgeweitet, später auf Zahnmedizin und Naturwissenschaften. Die Studenten sammeln in diesen Fächern mithilfe eines Mentorenprogramms in Unternehmen praktische Erfahrungen.
    Die Universität startete als Verein, den Schily als Vorstandsvorsitzender leitete. (1987 wandelte Schily sie in eine GmbH um, weil er sich davon bei der Suche nach Geldgebern Vorteile versprach.) Die Universität durfte nur unter vier Auflagen gegründet werden: Sie durfte keine Studiengebühren verlangen, sie erhielt keine öffentlichen Gelder, sie musste

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