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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Treppe hinab?«
    »Ja«, erwiderte Miss Marple und fügte hinzu: »Es kam mir in dem Augenblick sehr sonderbar vor.«
    Vater blickte sie eine Weile an.
    »Miss Marple«, sagte er dann, »warum haben Sie das noch niemandem erzählt?«
    »Niemand hat mich danach gefragt«, lautete ihre Antwort.

15
     
    V ater fand Rose Sheldon, die ihren Dienst bereits angetreten hatte, und betrachtete sie mit wohlgefälligem Blick.
    »Es tut mir leid, dass ich Sie noch einmal belästigen muss«, sagte er. »Ich weiß, Sie haben schon mit unserem Sergeanten gesprochen. Es handelt sich um diesen verschwundenen alten Herrn, Kanonikus Pennyfather.«
    »O ja, Sir, ein sehr netter Herr. Er übernachtete oft hier.«
    »Sehr zerstreut, nicht wahr?«, bemerkte Vater.
    Rose Sheldon erlaubte sich ein diskretes Lächeln, das den respektvollen Ausdruck ihres Gesichts auflockerte.
    »Einen Augenblick mal.« Vater gab sich den Anschein, als studiere er seine Notizen. »Das letzte Mal, als Sie Kanonikus Pennyfather gesehen haben, war…«
    »Am Donnerstagmorgen. Donnerstag, den 19. Er sagte mir, dass er die Nacht außerhalb verbringen würde und wahrscheinlich auch die nächste. Er wollte, glaube ich, nach Genf fahren. Jedenfalls in die Schweiz. Er gab mir zwei Hemden, die gewaschen werden sollten, und ich sagte ihm, dass sie nächsten Vormittag fertig sein würden.«
    »Und das ist wirklich das letzte Mal, dass Sie ihn gesehen haben, wie?«
    »Ja, Sir. Ich habe nachmittags nämlich keinen Dienst. Meine Arbeit beginnt erst wieder um sechs Uhr. Um die Zeit war er schon aufgebrochen, oder er war unten. Jedenfalls nicht in seinem Zimmer. Er hat zwei Koffer zurückgelassen.«
    »Ganz recht«, bestätigte Vater. Der Inhalt der Koffer war untersucht worden, hatte aber keinen brauchbaren Anhaltspunkt geliefert. Er fuhr fort: »Haben Sie ihn am nächsten Morgen geweckt?«
    »Geweckt? Nein, Sir, er war doch fort.«
    »Was haben Sie ihm ans Bett gebracht? Tee vor dem Aufstehen? Frühstück?«
    »Nur Tee, Sir. Gefrühstückt hat er immer unten.«
    »Sie haben also sein Zimmer am nächsten Tag überhaupt nicht betreten?«
    »O doch, Sir.« Roses Stimme klang schockiert. »Wie üblich bin ich in sein Zimmer gegangen. Ich habe zum Beispiel seine Hemden hineingetragen und dann natürlich Staub gewischt.«
    »Sah das Bett aus, als hätte jemand darin geschlafen?«
    Sie starrte ihn an. »Sein Bett, Sir? O nein.«
    »War es zerwühlt – sah es so aus, als wäre es berührt worden?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Und wie sah’s im Badezimmer aus?«
    »Dort lag ein feuchtes, gebrauchtes Handtuch, wahrscheinlich vom Abend vorher. Er hatte sich vielleicht kurz vor dem Weggehen noch einmal die Hände gewaschen.«
    »Und nichts deutete darauf hin, dass er in sein Zimmer zurückgekehrt war – vielleicht ziemlich spät – nach Mitternacht?«
    Sie sah ihn bestürzt an. Vater öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder. Entweder wusste sie nichts von der Rückkehr des Kanonikus, oder sie war eine vollendete Schauspielerin.
    »Wie steht’s mit seinen Sachen – seinen Anzügen? Waren sie eingepackt?«
    »Nein, Sir, sie hingen noch im Schrank. Er wollte ja sein Zimmer behalten, Sir.«
    »Wer hat sie später weggeräumt?«
    »Miss Gorringe hat es veranlasst, als das Zimmer für die neu eintreffende Dame gebraucht wurde.«
    Ein aufrichtiger, logischer Bericht. Aber wenn die Aussage der alten Dame korrekt war, Kanonikus Pennyfather habe am Freitag um drei Uhr morgens sein Zimmer verlassen, dann musste er zu irgendeiner Zeit zurückgekehrt sein. Niemand hatte ihn gesehen, als er ins Hotel kam. Hatte er es aus irgendeinem Grund absichtlich vermieden, gesehen zu werden? Im Zimmer hatte er keine Spuren hinterlassen. Er hatte sich nicht einmal aufs Bett gelegt. Hatte Miss Marple etwa die ganze Geschichte geträumt? In ihrem Alter war das durchaus möglich. Ihm kam plötzlich eine Idee.
    »Wo ist seine Reisetasche?«
    »Wie bitte, Sir?«
    »Eine kleine Tasche, dunkelblau – von der BEA – Sie müssen sie doch gesehen haben.«
    »Ach die – ja, Sir. Aber die wird er natürlich ins Ausland mitgenommen haben.«
    »Er ist ja nicht ins Ausland gefahren. Also muss er sie hier gelassen haben. Oder er ist zurückgekommen und hat sie wieder zu seinem anderen Gepäck gestellt.«
    »Ja – ja – ich glaube – bin allerdings nichts ganz sicher – aber ich glaube, das hat er getan.«
    Unwillkürlich schoss Davy der Gedanke durch den Kopf: Über diesen Punkt hat man dir keine Anweisungen geg

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