Beruehmt und beruechtigt

Händen über die Arme.
    »Das ist doch lächerlich! Du bist unglaublich schön!«, widersprach ihr Brandon auf der Stelle, wie sie es erwartet hatte. Obwohl ihr Zwiegespräch von Anfang bis Ende vorhersagbar war, fühlte sich Callie schon besser. Immerhin waren es nicht Tinsley oder Brett, die sie aufmuntern wollten – Brandon war ein Junge. Dass er sie für schön hielt, bedeutete ihr mehr. »Du kannst mir glauben, es tut mir manchmal direkt weh, dich nur anzusehen .«
    »Warum?«
    »Weil ich dich nicht kriegen kann.« Er starrte sie an und versuchte, sie zum Widerspruch zu bewegen. Doch Callie schwieg eine Weile und dachte darüber nach, wie sehr sie sich wünschte, dass es Easy wäre, der da an diesem dunklen, kalten Abend vor ihr stand und ihr diese Dinge sagte.
    Aber es war nicht Easy. Es war Brandon, ein Junge, den Easy nicht mochte. Er hielt ihn für zu sentimental und konservativ und mächtig verklemmt. Es würde Easy ärgern, wenn er erführe, dass sie mit diesem Jungen wieder was anfing – und in Waverly verbreiteten sich die Nachrichten schnell.
    Impulsiv trat Callie auf Brandon zu und legte die Hand auf seinen nackten Arm. Er zitterte ein wenig, als sie ihn berührte. »Sagst du das nur, damit ich mich besser fühle?«, fragte sie kokett.
    »Du weißt, dass ich es so meine«, erwiderte er leise.
    Da beugte sie sich vor und presste ihre Lippen auf seine, ehe er etwas sagen konnte, was sie doch noch davon abhielt. Sein Mund war weich und vertraut und schmeckte nach Zimtkaugummi, was ihr neu war. Als sie spürte, wie er zurückwich, drückte sie ihren Körper an ihn und hoffte, es ging gerade jemand an ihnen vorbei.
    »Danke«, versuchte sie, möglichst sexy zu flüstern, und trat zurück. »Dass du so lieb bist. Du hast mir den Abend gerettet.« Das hätte ein Mädchen in einem Film sagen können.
    Brandon berührte ihr Haar und streichelte sanft darüber wie früher. »Du hast mir das Jahr gerettet«, sagte Brandon. Das machte Callie traurig, denn sie hatte ihre Zeile gesagt, ohne sie im Grunde so ernst zu meinen wie er.
    »Bringst du mich nach Dumbarton?«, fragte sie. Sie wollte weg, wollte ihre Mails checken, falls Easy ihr geschrieben hatte, wollte sich in ihren seidenen Lieblingsschlafanzug von Natori kuscheln, wenn sie festgestellt hatte, dass keine Mail auf sie wartete, und sich in den Schlaf weinen.
     
     
 Eulen.Net 
 SMS-Eingang 
 EmilyJenkins: 
  die schlampen haben mich nicht in ihren club gelassen, aber ich hab callie knutschend mit deinem zimmergenossen gesehen. 
 HeathFerro: EmilyJenkins: HeathFerro: EmilyJenkins: 
  mit BRANDON??? genau mit dem. will sie ew eifersüchtig machen? exakt. 
     
     
     
 Eulen.Net 
 SMS-Eingang 
 HeathFerro: 
  he, callie ist draußen und küsst brandon. 
 EasyWalsh: 
  geht klar. 
 HeathFerro: 
  macht dir nichts aus? ej glaubt, sie will dich eifersüchtig machen. bist du’s? 
 EasyWalsh: 
  nö. 
 HeathFerro: 
  los, sag die wahrheit. 
 EasyWalsh: 
  verpiss dich, ferro. 
     
     
     
 Eulen.Net 
 e-mail Eingang 
 An: 
  Ungenannte Empfänger des Geheimclubs 
 Von: 
  [email protected] 
 Gesendet: 
  Sonntag, 15. September, 11:43 Uhr 
 Betreff: 
  Boston 
 Liebe Superfreunde, ja, ihr habt richtig gehört. Zeit, in eure Seelen zu spähen und euren Lieblings-Superhelden zu finden: sei es Wonder Woman oder, wie in meinem Fall, Hugh Hefner. Euch bleibt noch eine Woche Zeit für Vorbereitungen. Einzelheiten folgen. Herzigst, euer HF 

19 Eine Waverly-Eule trägt eine angemessene Kopfbedeckung, wenn sie gefährliche körperliche Aktivitäten ausübt
    Jenny hatte Reiterausrüstung gegoogelt, sie hatte also das Gefühl, relativ gut vorbereitet zu sein, als sie Sonntagnachmittag zu ihrer Reitverabredung mit Easy bei den Stallungen aufkreuzte. Auf der Website stand: Röhrenjeans seien am besten geeignet, wenn man keine Reithose habe, was bei Jenny der Fall war. Daher trug sie Diesel-Jeans mit eng geschnittenen Beinen, die sie noch aus der siebten Klasse besaß, als sie bereits ausgewachsen war. Zumindest in der Länge – ihr Busen hatte ja offensichtlich noch einen Wachstumsschub gehabt. Das lange Haar hing ihr in zwei Zöpfen über den Rücken. Sie hoffte, dass sie damit mehr nach Boho-Chic als nach Heidi von der Alm aussehen würde.
    Obwohl klar war, dass Callie noch immer unter der Trennung von Easy litt, konnte Jenny nicht aufhören, an ihn zu denken. Als Emma Bovary sich in Rodolphe verliebte,