Beruehmt und beruechtigt
hörte sie sich sagen. Sie hatte noch nicht viele Worte an Tinsley gerichtet, seit – nun – seit sie sich kennengelernt hatten, was ja gründlich schiefgelaufen war. Die Limo mit Schuss stieg ihr in den Kopf und sie fühlte sich ein bisschen mutiger. Tinsley war nun mal die Königin von Waverly, und wenn schon! Sie hatte Easy Walsh geküsst!
»Ach, danke.« Tinsley warf ihr ein achtloses Lächeln hin und beachtete sie kaum, während sie durchs Zimmer auf die Stehlampe zuging und ein dunkelrotes Tuch darüber breitete, das den Raum in violettes Licht tauchte.
»Klopf-klopf.« Benny Cunningham trat ein, dicht gefolgt von Sage Francis. »Sind wir zu spät?« In einer Hand trug sie zwei Flaschen Bordeaux-Wein, in der anderen einen Korkenzieher mit Hebelarmen – Marke »Schupo«. »Mit den Empfehlungen von Daddy Cunningham – die hat er mir gerade in einem Schuljahrsanfang-Care-Paket geschickt.«
»Mein Vater schickt mir nur Zeitungsausschnitte«, warf Jenny ein. Ihr neues Treo-Handy hatte sie im Moment ganz vergessen.
Benny schenkte Jenny ein mitleidvolles Lächeln. »Pech.« Bennys brünettes Haar war zu einem French Braid geflochten, der hinunter auf ihren Rücken baumelte. Sie trug ein Etwas um die Brust gewickelt, das wie ein Tuch aussah und ihren flachen Bauch und den winzigen Onyx im Nabel sehen ließ. »Wo soll ich die hinstellen?«
»Wann hast du dir denn das machen lassen?«, wollte Tinsley wissen und deutete auf das Nabelpiercing. Jenny fand, dass es aussah, als ob sich in Bennys Bauch eine Zecke festgesaugt hätte.
»Ach, irgendwann im Sommer …«
»Um einen Jungen zu beeindrucken«, sagte Sage und schlang die Arme um Bennys Schultern. Ihr platinblondes Haar bildete einen hübschen Kontrast zu Bennys schwarzen Locken. »Hat aber nicht funktioniert.« Sie küsste Benny auf die Wange und hinterließ einen dunkelrosa Schmatz.
»Zicke.« Benny schüttelte Sage ab. »Wo ist die Bar?«
»Hier drüben.« Callie ging zur Fensterbank, die zum Getränkestandort umfunktioniert war. Sie half Benny, die Weinflaschen zu öffnen und Wein in Plastikbecher zu gießen, die Brett aus der Bibliothekstoilette geklaut hatte. »Die sind für unsere Dosis Wein«, alberte Callie, nahm einen der gefüllten Becher und stürzte den Inhalt hinunter.
»Langsam, Mädchen.« Benny nahm einen kleinen Schluck aus ihrem Becher. »Sonst liegst du am Ende dem Klo zu Füßen.«
Allmählich trudelten die anderen Mädchen ein. Sie trugen die geforderten kurzen, engen Outfits und brachten einen Sixpack Cola light und eine Flasche Bacardi Limón mit. Tinsley hatte die Playlist auf »Party« umgeschaltet und die Black Eyed Peas waren zu hören. Jenny, Celine und Brett kickten ihre Schuhe in eine Ecke und fingen zu tanzen an. Jenny war immer neidisch auf die Mädchen gewesen, die tanzten, als würden sie trainieren, um in einem Musikvideo aufzutreten, aber irgendwann merkte sie, dass sie das auch konnte. Plötzlich klopfte es. Die Mädchen erstarrten, doch Tinsley drehte gelassen die Musik herunter und schritt zur Tür, ehe jemand die Rumflasche verstecken konnte.
Als die Tür aufging, bot sich ihnen ein willkommener Anblick: Angelo in abgewetzten Levi’s, einem dunkelblauen Kapuzenshirt und mit vier Kartons lecker duftender Pizza. Nicht schlecht!
»Du Schlange!«, rief Callie, die schon befürchtet hatte, ihre Hausherrin würde sie schon wieder bei einer Regelverletzung erwischen. »Ich wusste ja gar nicht, dass du schon bestellt hast!«
»Danke, Angelo, dass du die Pizzen zu uns heraufgebracht hast. Das ist ganz lieb. Könntest du sie bitte auf den Tisch stellen?« Tinsley deutete auf einen der Koffer, den sie mit einem Tuch abgedeckt hatten, und als Angelo darauf zusteuerte, schloss sie unbekümmert die Tür. Jenny holte tief Luft. Sie hatte das Gefühl, dass die Party für Tinsley gerade losging.
»Kann ich dir ein Glas Wein anbieten? Oder eine Cola mit Rum?« Celine beugte sich zu Angelo und streichelte anzüglich über den Hals der Weinflasche. Versuchte sie tatsächlich, ihre Wette zu gewinnen?
»Äh, tja, ich weiß nicht, ob ich überhaupt bleiben sollte.« Angelo ließ den Blick durch den Raum schweifen und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »In einem Mädchenwohnhaus bin ich noch nie gewesen. Ist nett hier.«
»Du musst unbedingt auf einen oder zwei Drinks bleiben.« Callie drückte ihm einen Becher mit Cola Rum in die Hand. »Sonst sind wir beleidigt.« Er starrte sie fasziniert an und nahm den Becher.
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