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Beruehmt und beruechtigt

Beruehmt und beruechtigt

Titel: Beruehmt und beruechtigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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unterbrach Jenny und grinste. »Dalton hat heute Morgen eine E-Mail verschickt, dass er krank oder verhindert sei – wahrscheinlich ist er also gar nicht hier … Los, nichts wie weg.«
    Jenny riss besorgt die Augen auf. »Aber …«
    Er packte ihre Hand, und als sie seine warmen, rauen Finger auf ihrer Haut spürte, verstummte sie.
     
    Der Zug in die Stadt war gerammelt voll, aber Jenny und Easy ergatterten zwei Plätze nebeneinander, spielten auf ihrem Skizzenblock Kreuz und Kreis und hörten mit je einem Kopfhörer von Easys iPod Musik, bis sie in die Grand Central Station einfuhren. Sie nahmen ein Taxi hinauf zum Metropolitan Museum, aber ehe sie hineingingen, kaufte Easy für sie an einem Straßenstand Hotdogs, und sie setzten sich auf die Museumsstufen in den frühherbstlichen Sonnenschein. Früher hatte Jenny hier oft gesessen, in der Hoffnung, dass eines der coolen Mädchen wie Blair oder Serena sie sah oder jemand Berühmtes neben ihr Platz nahm und sie plötzlich in US Weekly erschien, als Begleitung eines berühmten A-Movie-Stars.
    Jenny lehnte sich gegen die Stufen und seufzte. Jahrelang hatte sie eins von den Mädchen sein wollen, über die alle Welt sprach. Wenn Sokrates sagte, dass ein Leben ohne Prüfungen nicht lebenswert sei, konnte Jenny nur zustimmen. Natürlich meinte er, dass das Leben stets persönlichen Prüfungen ausgesetzt sein müsse, nicht dass man es in den Klatschspalten überprüfen solle. Aber das war für sie dasselbe. Sie wusste, wie oberflächlich das war, aber sie konnte nicht anders. Die ganze Literatur quoll über von umwerfend schönen und verführerischen Frauen, deren Bild sich allen Anwesenden sofort ins Gedächtnis brannte und sie lächeln oder aufstöhnen ließ, wenn sie an diese Frauen dachten, was sie natürlich ständig taten. Die launische Daisy Buchanan aus dem Großen Gatsby . Lily Bart aus Edith Whartons Haus der Freude . Petrarcas Laura, Dantes Beatrice. Sie wollte zwar nicht unbedingt, dass jemand ein Buch über sie schrieb – aber sie wollte die Art von Person werden, die jemand dazu inspirieren konnte, es zu tun. War das so verwerflich?
    Aber jetzt, als sie mit Easy hier saß, war es ihr plötzlich egal, ob sie so ein Mädchen war, an das sich Jay Gatsby noch nach Jahren erinnern würde – oder Heath Ferro oder diese durchgeknallte Tinsley Carmichael. Oder ob sie jemals wieder in den Klatschspalten auftauchen würde. Wichtig war einzig und allein, dass Easy neben ihr saß, an einem ihrer absoluten Lieblingsorte, mit einem kleinen Klecks Ketchup auf der Wange.
    »Waverly ist wirklich eng. Vor allem wenn man so anfängt, wie du – mit einem großen Knall.« Er biss erneut in seinen Hotdog. »Aber auf dich wären die Leute so oder so gleich aufmerksam geworden.«
    Jenny wischte das Ketchup mit dem Daumen fort. »Warum sagst du das?« Nervös dachte sie an ihre Oberweite – nicht viele Mädchen der Kaschmir-Zopfmuster-Pulli- und Theory-Tweedrock-Gesellschaft trugen Doppel-D-Cups. Auf keinen Fall wollte sie, dass man ihrer Brüste wegen ein Sonett über sie schrieb.
    Easy schluckte. »Weil … ich weiß nicht, es klingt blöd, aber … aber du hast so etwas Sprühendes, Funkelndes an dir.«
    » Ich ?« Sie sah auf die Zementstufen hinunter, etwas verlegen, doch sehr geschmeichelt.
    Easy lächelte nur. Dann verlangte er nach der »JennyHumphrey-Highlight-Tour« durch das Museum. Schließlich schlenderten sie mehrere Male durch die Säle und hielten nach den Bildern Ausschau, die Jenny besonders liebte – ein Bild von Cézanne mit Dutzenden von Äpfeln, die über einen Tisch rollten, Klimts rosafarbenes Porträt eines hübschen jungen Mädchens, das Jenny immer gerne selbst gewesen wäre, den stillen Vermeer mit einer jungen Frau, die einen Wasserkrug hielt, das verschwommene Bild von George Inness, auf dem ein einsames Mädchen durch einen Obstgarten streifte, die islamischen Manuskripte in kunstvoller Kalligrafie. Easy blieb vor jedem »ihrer« Bilder stehen, nahm es stumm in sich auf und küsste sie dann.
    Sie wusste, sie würde die vertrauten Kunstwerke nie mehr mit den gleichen Augen sehen. Sie waren jetzt mehr als nur ihre Lieblingsbilder. Sie waren Teil des schönsten Tages, den sie erlebt hatte.

24 Eine Waverly-Eule weiß ein Geheimnis für sich zu behalten – und sei es noch so schlüpfrig
    »Schade, dass ich es zurückgeben muss.« Tinsley zog einen Schmollmund. Sie stellte ihren Litschi-Martini auf die Glastheke und ließ das antike Armband über

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