Berühr mich, verführ mich! (German Edition)
Für diese
Kombination gab es keine Treffer. Ich änderte immer wieder die
Suchwörter und wurde langsam verrückt. Verdammt, wie sollte man
jemanden in diesem weltweiten Netz finden, wenn man nur den Vornamen,
den Ort und den Beruf eines Menschen kannte? Nicht einmal Facebook
gab etwas her, obwohl ich mich für meine Recherche sogar extra
registrieren ließ. Auch die vielen Telefonbücher im Netz waren
keine Hilfe. Unter “Michael, Frankfurt“ gab es entweder gar keine
Einträge oder gleich Tausende.
Eine
Haus- und eine Wohnungsbesichtigung später hatte ich noch immer kein
Lebenszeichen von ihm. Alle meine SMS, mittlerweile an die fünfzig
Stück, waren unbeantwortet geblieben. Ich machte mir schreckliche
Sorgen um ihn. Ihm war doch hoffentlich nichts zugestossen? Kaum
Auszudenken, diesen wunderbaren Mann schon wieder zu verlieren, bevor
ich ihn überhaupt richtig kennengelernt hatte!
Ich
gab nicht auf. Bis Mitternacht wählte ich mir die Finger wund,
sprach seine Mailbox voll, grub das Internet um, simste was das Zeug
hielt. Doch es kam kein Lebenszeichen von ihm.
Mit
Kopfschmerzen ging ich ins Bett und versuchte zu schlafen. Nach einer
grauenvollen und schlaflosen Nacht galt mein erster Blick meinem
Handy. Mit Enttäuschung sah ich, dass das Display keine
eingegangenen Nachrichten anzeigte.
Ich
fühlte mich schrecklich. Schrecklich und hilflos. Wie sollte ich nur
Kontakt mit ihm aufnehmen? Ich hatte alle möglichen
Suchkombinationen ins Internet eingegeben, einschließlich der Namen
seiner Kinder, in der Hoffnung auf irgendeine Nachricht, einen
Zeitungsausschnitt oder ein Bild zu stoßen, das mir weiterhelfen
konnte. Doch das Internet spuckte nur Unbrauchbares aus. Ich saß
hirnend vor einer Tasse Kaffee und wollte nicht akzeptieren, dass er
sich nicht bei mir meldete. Welchen Grund könnte es dafür schon
geben, außer, dass ihm etwas zugestossen war? Er hatte gestern am
Telefon so sehnsuchtsvoll geklungen!
Ich
musste ihn finden. Mein Hirn dröhnte vor Schmerzen und Angst. Ich
warf eine Aspirin ein und überlegte wo ich noch suchen konnte.
Wenige
Minuten später saß ich in meinem Wagen und war auf dem Weg in das
kleine Hotel am Sendlinger Tor.
An
der Rezeption kannte man mich ja von meinen vielen Saunabesuchen. Es
war meine letzte Hoffnung, seinen Nachnamen herauszufinden. Doch am
Tresen saß leider eine mir unbekannte blonde Mittvierzigerin, die
sich zwar interessiert meine entschärfte Geschichte anhörte, dann
jedoch nur ihre gefärbten Locken schüttelte und auf den Datenschutz
verwies.
Ich
konnte meine Fassungslosigkeit und Enttäuschung kaum verbergen.
Erneut setzte ich mein seriösestes Lächeln auf und bat sie nochmals
darüber nachzudenken.
Doch
ihr Blick wurde nur eine Spur kühler. Da setzte ich alles auf eine
Karte und legte einen Fünfzig-Euroschein auf den Tresen. Da verstand
die Dame leider gar keinen Spaß mehr. Sie sagte so etwas wie
„Stalking“ und drohte mir, die Polizei zu rufen.
Wütend
zog ich ab. Ich war in einer weiteren Sackgasse gelandet. Verdammt
was sollte ich nur tun?
Das
gesamte Wochenende über versuchte ich immer wieder, ihn zu
erreichen. Ich war ein nervliches Wrack. Sobald das Telefon klingelte
sprang ich auf, weil ich dachte, dass er sich endlich melden würde.
Doch es waren nur meine Eltern, eine Freundin, die mich zum Ausgehen
überreden wollte und ein Kollege, der mich fragte, ob ich einen
Besichtigungstermin für ihn übernehmen könnte.
Als
ich ihn das nächste Mal anrief, stockte mir das Herz. Eine Stimme
sagte mir: „Dieser Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar!“
Fassungslos
schaute ich auf mein Handy. Er hatte sein Handy ausgeschaltet, ohne
mir zu antworten! Wer würde sein Handy schon ausschalten, ohne zuvor
auf die eingegangenen Nachrichten zu schauen! Vor allem, nachdem er
mir gestern noch seine Sehnsucht gestanden hatte. Ich verstand die
Welt nicht mehr! Wieso antwortete er mir nicht? Seine Mailbox quoll
über, der SMS-Speicher sicher auch. Mich überkam eine unendliche
Traurigkeit. Das konnte doch nur eins bedeuten: Er wollte sich nicht
bei mir melden! Doch warum? Gestern und die Tage davor, war doch
alles noch in schönster Ordnung gewesen. Und meine egoistische
Bitte, ihn die ersten Male alleine sehen zu wollen – das war doch
kein Grund, sich nicht mehr bei mir zu melden! Man konnte doch
schließlich über alles reden. Ich verstand die Welt nicht mehr und
konnte es nicht verhindern, dass mir heiße Tränen übers Gesicht
liefen. Ich
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