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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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machen?“ Ihre Unterlippe bebte wieder, langsam dämmerte es ihr. „Du willst mir also ernsthaft sagen, dass du in zwei Tagen tot bist? Wirklich tot? Für immer?“
    Es aus ihrem Mund zu hören machte es nicht einfacher. Aber ich nickte und versuchte, die nackten Tatsachen irgendwo ganz hinten in meinem Kopf zu verstauen, zusammen mit den anderen bereits eingestaubten Fakten, mit denen ich mich nicht beschäftigen wollte. Mir wurde jäh bewusst, was für ein schreckliches Chaos doch eigentlich in meinem Kopf herrschte.
    „Und die anderen wissen es alle? Nash? Todd?“, fragte sie, und ich nickte geknickt. „Sabine auch?“, wollte sie wissen, und als ich auch das bestätigte, konnte sie die Enttäuschung und den Schmerz darüber nicht länger verstecken.
    „Ich musste es sie wissen lassen, ich brauchte ihre Hilfe wegen Mr Beck“, versuchte ich zu erklären. Dabei wusste ich, dass nichts, was ich sagen konnte, helfen würde.
    „Ich bin also die Einzige, die du ausgeschlossen hast?“
    „Ich habe dich nicht ausgeschlossen, ich wollte dir einfach nur ersparen, daran denken zu müssen. Und nicht ich habe es Nash gesagt, sondern mein Dad. Der hat es von Todd. Ich habe es eigentlich nur Sabine gesagt.“
    „Und welcher Teil davon soll mich jetzt trösten?“
    „Keiner. Trösten kann uns wohl alle nichts, weshalb ich auch nicht wollte, dass du es erfährst. Verdammt, ich wünschte, ich wüsste es nicht. Em, ich habe solche Angst.“ Ohne Vorwarnung schossen mir die Tränen in die Augen. Außer meinem Onkel war Emma die Person, die ich am längsten kannte, sogar noch länger als meinen eigenen Vater. Und während ich meiner besten und ältesten Freundin von meinem Ableben erzählte, verdeutlichte sich damit auch mir selbst die schreckliche Wahrheit.
    „Oh, Kaylee …“ Sie warf den Autoschlüssel auf das Armaturenbrett und nahm mich so fest in den Arm, dass mir ihre Wasserflasche in die Rippen und der Schaltknüppel in den Oberschenkel drückte, doch um nichts auf der Welt hätte ich darauf verzichten wollen.
    „Ich hab versucht, nicht daran zu denken, und die meiste Zeit klappte es auch. Hier läuft ja sowieso kaum noch etwas normal ab“, schluchzte ich. Meine nur schwer verständlichen Worte liefen zusammen mit meinen Tränen auf Ems T-Shirt. „Doch jedes Mal, wenn ich die Augen schließe oder tief Luft hole, jedes Mal, wenn es für ein paar Minuten ruhiger wird, drängt es sich wieder nach vorn, ist es wieder da und wartet auf mich. Es ist, als wäre mein Herz eine Uhr, von der ich weiß, dass sie am Donnerstag aufhören wird zu ticken. Und jedes Ticken ist eine Sekunde, die mich näher auf den Tod zuschiebt. Ich sträube mich, kralle mich mit den Füßen in den Boden und versuche, mich an etwas festzuhalten. Doch es schiebt mich weiter, und dann fange ich an zu rutschen, und da ist nicht mehr viel Platz, bevor ich … bevor ich über die Klippe stürze.“
    Ich drückte sie jetzt so sehr, dass sie wahrscheinlich keine Luft mehr bekam, aber sie hielt mich weiter fest.
    „Hey, jetzt atme erst einmal tief durch“, sagte sie schließlich, als meine Schluchzer langsam verebbten. Ich ließ sie los, nahm die von der Sonne ausgeblichene Papierserviette, die auf dem Armaturenbrett lag, und wischte mir die Tränen ab. „Erstens: Du hättest es mir sagen sollen. Aber unter den gegebenen Umständen will ich mich nicht weiter darüber auslassen. Und zweitens … was um alles in der Welt tust du dann hier ? Warum bist du nicht beim Skydiving oder Bergsteigen? Oder sitzt im Flugzeug und fliegst in eine Stadt, die du dir schon immer ansehen wolltest? Dein Dad würde dich sogar dabei unterstützen. Wieso hängst du die letzten beiden Tage deines Lebens in der Schule rum?“
    Ich fuhr mir mit dem Ärmel übers Gesicht. „Em, ich muss Beck ausschalten.“
    „Nein, musst du nicht, sollen Nash und Sabine sich drum kümmern. Todd und Alec können helfen. Oder noch besser, erzähl’s deinem Dad und lass ihn das übernehmen.“
    „Meinem Dad werde ich es heute Abend erzählen. Das hätte ich auch schon vorher getan, aber er steht so unter Stress, weil er alles versucht hat, um mein Datum zu ändern – was aber nicht passieren wird. Außerdem bezweifle ich ernsthaft, dass Nash und Todd in nächster Zukunft bei irgendetwas zusammenarbeiten werden. Selbst wenn … ich weiß besser als die beiden zusammen, was zu tun ist. Und ich brauche die Gewissheit, dass das erledigt ist, bevor ich sterbe, Emma, vor allem nach dem, was

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