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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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einen Vortrag über Verantwortungsbewusstsein halten sollte? Ich zog die Beifahrertür auf und setzte mich in den Wagen, dann stellte ich meine Schultasche zwischen meine Füße auf den Boden.
    „Zwischen Nash und mir ist es aus“, sagte ich, als sie sich hinters Steuer setzte und die Tür zuzog.
    „Schon wieder? Wieso?“ Em sah überrascht aus, aber längst nicht so überrascht, wie ich es erwartet hätte. Nur wusste sie ja auch noch nicht alles.
    „Ich … ich habe Todd geküsst. So ungefähr.“
    „So ungefähr?“
    Und jetzt … die Überraschung! „Also gut, ich habe ihn geküsst. Und er hat mich zurückgeküsst. Nash und Sabine haben es gesehen. So wie auch die meisten der Mathe-Freaks, das Softball-Team und ansonsten jeder, der zufällig in der Halle war. Es war ein ziemliches Spektakel. Ich weiß nicht, was Todd jetzt von mir hält, aber ich bin mir sicher, dass Nash uns beide hasst. Und Sabine jubelt natürlich innerlich und reibt sich die Hände. Aber das ist noch nicht alles.“
    „Es kommt noch schlimmer?“
    „Ja.“ Ich holte tief Luft. „Ich werde sterben, Emma.“
    „Du meinst, wir alle sterben irgendwann, richtig?“ Sie blinzelte, und mir wurde klar, dass sie es noch nicht begriffen hatte. „Bitte sag, dass du das große philosophische Konzept meinst und dich auf die Vergänglichkeit allen Lebens und die Zwangsläufigkeit des Todes beziehst.“
    „Nicht irgendwann, Em. Sondern am Donnerstag. Ich weiß nicht, wann genau, auch nicht wie und wo. Ich weiß nicht einmal, wer meine Seele holen kommt, da Todd den Reaper, der den Auftrag dafür hatte, gerade an Avari verfüttert hat. Ich weiß nur, dass ich keine Lust habe, für Geld zu arbeiten, das ich nicht mehr ausgeben kann, oder Hausaufgaben zu machen, deren Noten ich nicht mehr erfahre. Aber ich bin absolut entschlossen, vor meinem Tod noch Mr Beck auszuschalten.“
    Emma lehnte sich im Sitz zurück, ihre Hände lagen reglos im Schoß, nur der Autoschlüssel baumelte von einem ihrer Finger. „Jetzt brauche ich erst einmal eine Minute, um die Informationen zu verarbeiten.“ Sie drehte den Kopf zu mir, ohne ihn von der Kopfstütze zu nehmen, und holte tief Luft. „Wie lange war ich in Becks Zimmer? Ungefähr eine Stunde, richtig?“ Ich nickte, obwohl es mir in der Unterwelt viel kürzer vorgekommen war. „Und in dieser Zeit hast du deinen Freund abgesägt, seinen toten Bruder geküsst und herausgefunden, dass du sterben wirst?“
    Ich starrte auf meine Hände, während ich nervös mit dem Autoschlüssel rumspielte. „Den letzten Teil weiß ich schon länger.“
    „Du wusstest …?“ Emmas Tonfall sagte mir, dass sie verletzt war und es mich nicht wissen lassen wollte. Als ich aufsah, blickte sie mich böse an. „Wie lange?“
    „Seit Freitag“, gestand ich. Das plötzliche Schuldgefühl, weil ich es ihr nicht früher gesagt hatte, machte alle meine guten Absichten wertlos.
    „Fünf Tage? Du weißt es schon seit fünf Tagen, und du hast mir nichts davon gesagt?“
    „Es tut mir leid, Emma. Ich wollte nicht, dass du ständig daran denkst, so wie ich.“
    „Ist dir zwischendurch auch mal der Gedanke gekommen, dass ich vielleicht daran denken möchte? Oder es zumindest wissen will?“ Tränen schossen ihr in die Augen, ihre Unterlippe begann zu zittern. „Wie ernst ist es, Kay?“ Sie blinzelte, wischte sich mit einer Hand die Tränen vom Gesicht und bemühte sich sichtlich um Fassung. „Ich meine, ich weiß, es ist der Tod. Aber du bist schon einmal gestorben, so wie ich auch. Verdammt, sogar Sophie. Der Tod ist also ein wesentlich weniger endgültiger Zustand, als ich früher mal gedacht habe.“
    „Dieses Mal ist es von Dauer.“ Allein die Worte auszusprechen trat eine neue Welle der Angst in mir los, die gegen mich schlug wie Wellen gegen die Klippen, sie aushöhlten, bis nichts mehr übrig war.
    Emma schüttelte den Kopf, um das Unvermeidliche zu leugnen. „Todd kann doch sicher seine Reaper-Connections nutzen und dir eine Verlängerung verschaffen – oder was auch immer. Oder?“
    „Nein, Em.“ Ich hielt mich so krampfhaft am Türgriff fest, dass mir die Finger wehtaten. „Er kann mir keinen weiteren Tausch besorgen. Niemand bekommt mehr als einen Austausch. Da gibt es keine Ausnahmen.“ Und selbst wenn es Ausnahmen geben sollte … Todd war nicht in der Position, eine zu arrangieren. Er war ein Frischling, erst seit zwei Jahren tot. Als Reaper stand er noch ganz unten auf der Rangliste.
    „Todd kann also nichts

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