Beruehre meine Seele
nickte ich, schaute dabei in seine grünen Augen und trommelte mit den Fingern auf meinen Hüftknochen. Ich wusste, dass das seinen Blick automatisch dorthin ziehen würde – auch wenn der wahrscheinlich sowieso dort gelandet wäre. Ein Trick, den ich von Emma hatte, obwohl ich nie damit gerechnet hätte, dass ich ihn einmal anwenden würde.
„Zwei ist größer als eins, Mr Beck.“ Ich legte den Kopf leicht zur Seite. „Ein Mathelehrer weiß das doch bestimmt, oder?“
„Mit absoluter Gewissheit.“ Weder stand ihm der Mund offen noch zog er mich mit Blicken aus, so wie ein Typ in meinem Alter es getan hätte. Stattdessen musterte er mich mit der unumstößlichen Selbstsicherheit eines Mannes, der noch nie in seinem Leben einen Korb bekommen hatte – aus offensichtlichen Gründen.
Selbst ohne den unwiderstehlichen Sog seines Inkubus-Charmes konnte ich gut verstehen, weshalb die Mädchen sich seinetwegen überschlugen. Mr Beck strahlte eine Reife und Erfahrung aus, an die kein Highschool-Schüler herankam.
Er war gefährlich, ein Raubtier, und … und er sah mich direkt an.
„Kaylee?“ Er runzelte die Stirn. „Alles in Ordnung?“
„Ja, sicher.“ Ich blinzelte und ging weiter in den Raum hinein, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. „Mir ist nur noch nie aufgefallen, wie viele goldene Pünktchen da in Ihren Augen glitzern. Von der letzten Reihe aus kann man die gar nicht sehen.“
Im letzten Moment drehte ich mich von ihm weg und hin zu Emma, die ihn noch immer anhimmelte. Ich stützte mein Kinn auf ihre Schulter und schlang meine Arme von hinten um sie. „Bist du so weit, Em?“, flüsterte ich, ohne den Blick von Beck abzuwenden.
Er sah regelrecht verhungert aus.
„Äh … ja, glaub schon.“ Nur rührte sie sich nicht, weshalb ich sie mit dem Stuhl zurückzog und das Buch vor ihr zuklappte.
„Wir sind aber noch nicht fertig“, meldete Mr Beck sich, und mein Puls schnellte jäh in die Höhe. „Emma braucht dringend noch mehr Übung. Heute Abend könnte ich es einrichten“, bot er an, während ich das Buch in Emmas Tasche gleiten ließ.
Emma wollte schon nicken, ihre Augen leuchteten vor Eifer, doch ich war schneller.
„Wir müssen arbeiten“, erinnerte ich ihn. Er runzelte die Stirn und wirkte verärgerter, als ich ihn je erlebt hatte. „Wie wär’s mit morgen Abend?“, hielt ich ihm den Köder vor die Nase. „Ich denke, eine Privatstunde könnte mir auch nicht schaden. Sie könnten uns ja beide gleichzeitig unterrichten … falls Sie das schaffen.“
Emma war eindeutig sauer, weil ich mich einmischte, aber die Hitze in Becks Augen hätte Eisen zum Schmelzen gebracht. „Um acht?“
Em nickte begeistert und schlang den Arm um mich. Entweder machte sie bei dem Spiel mit, oder sie hatte entschieden, dass es besser war, ihn zu teilen, als ihn gar nicht zu bekommen. „Bei mir zu Hause. Soll ich Ihnen meine Adresse geben?“, fragte sie, während ich sie entschlossen zur Tür bugsierte.
„Die kann ich aus der Akte ersehen.“ Definitiv ein Verstoß gegen die Schulordnung. Aber das war Sex mit Schülern ja auch.
„Dann sehen wir Sie also morgen.“ Ich stieß die Tür auf und zog Emma mit mir in den Korridor. Dort warf ich mir meine Schultasche über die Schulter und zerrte Emma mit in Richtung Parkplatz. Als ich mich noch einmal umdrehte, sah ich Mr Beck an der Tür des Matheraums stehen, wie er uns nachsah.
Die Falle war platziert, der Köder ausgelegt. Nur hatte ich nicht die geringste Ahnung, was wir mit Beck machen sollten, wenn wir ihn erst festgenagelt hatten.
Sobald die schweren Glastüren sich hinter uns geschlossen hatten, ging Emma auf mich los. „Warum hast du das getan?“
„Du meinst, warum ich dich aus den Klauen unseres dämonischen Mathelehrers gerettet und dich vor unbeschreiblichen Qualen bewahrt habe? Weil ich deine beste Freundin bin.“
Mit einem Seufzer zog Emma den Riemen ihrer Tasche höher auf die Schulter. „Ich bin sicher, dass nichts, was dieser Mann mit seinen Händen tut, als Qual bezeichnet werden könnte. Ich hatte ihn genau dort, wo wir ihn haben wollten.“
„Klar. Das war ganz offensichtlich, so wie du ihn mit glasigen Augen angehimmelt hast. Er hat dich verhext, Emma. Er hat gerade deine Wange und dein Haar gestreichelt, als ich reinkam.“
„Hat er nicht!“
„Und ob!“ Auf dem Parkplatz bog ich nach links zu unseren Autos, die nebeneinanderstanden. „Und das mitten in der Schule. Jeder, der vorbeikam, hätte es sehen
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