Beruehre meine Seele
Hirn arbeitete auf Hochtouren, genau wie mein Puls.
Beck lachte, als er langsam mit der Klinge über meinen unteren Rippenbogen fuhr. Seine Hand bebte dabei leicht, und die Klinge schnitt durch den Stoff meiner Bluse, kratzte an meiner Haut. „Du hast Courage, das gefällt mir. Nur wäre es wirklich eine unverantwortliche Verschwendung, wenn ich dich gehen ließe.“
„Also werden Sie mich einfach hier in der Küche erstechen?“ Ich wühlte mich durch den Terror, um mich an meiner Wut festzuhalten, statt der Panik die Oberhand zu überlassen. „Geben Sie sich nicht einmal die Mühe, es wie einen Unfall aussehen zu lassen? Ich meine, dieses Erstechen ist doch eine ziemlich schmutzige Sache. Das Blut kriegen Sie nie wieder aus den Fliesenfugen heraus.“
„Mit deinem Körper bin ich längst fertig, noch bevor er kalt ist. Und das einzige Blut, das ich entfernen muss, ist meines.“ Dennoch blickte er sich um, so als würde er die Küche zum ersten Mal richtig sehen. „Jetzt allerdings, da du es erwähnst, scheint mir die Küche tatsächlich ein wenig … nun, zu nüchtern. Warum gehen wir nicht in dein Zimmer? Du würdest doch bestimmt gern in deinem eigenen Bett sterben, oder?“ Bei seinem lauernden Tonfall kroch mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper. „Wenn dein Dad dich dann findet, wird es wie ein Verbrechen aus Leidenschaft aussehen. Vielleicht verdächtigen sie dann ja sogar Nash. Hattet ihr beide nicht neulich einen Riesenstreit in der Schule?“
Oh nein! Beck hatte recht. Die halbe Welt war Zeuge geworden, wie ich einen anderen küsste, sie alle hatten gesehen, wie Nash wütend davonmarschiert war. Em und Sabine würden wissen, dass er mich nicht umgebracht hatte, unsere Familie würde ihm glauben. Doch wenn er nicht von dem Frost herunterkam, würde die Polizei sofort merken, dass etwas mit ihm nicht stimmte, selbst wenn sie nicht einordnen konnten, was er nahm.
„Nein.“ Ich spürte, wie meine Augen sich wie von allein weiteten, aber Beck grinste nur. Er genoss es ganz offensichtlich, wie ich mich wand. „Bitte nicht, Mr Beck. Nash hat Ihnen nichts getan. Sie dürfen es nicht so drehen, dass er verdächtigt wird.“
„Wieso nicht? Ich finde, das gibt dem Ganzen eine pikante Note. Die Schule versinkt in Angst und Chaos … was die hiesigen Hellions sicher freuen wird.“ Er riss mich am Arm herum, sodass der Dolch jetzt an meinem Rücken war, meine Wirbelsäule genau zwischen den beiden Klingen. „Es kann nie schaden, sich bei den Hellions beliebt zu machen, vor allem, wenn man vorhat, sich weiter in ihrem Jagdgebiet umzusehen.“
„Sie versorgen Avari mit Seelen?“ Blanke Panik schnürte mir die Kehle zu, ich bekam die Worte kaum über die Lippen, aber ich musste unbedingt weiterreden, musste reden, um ihn lange genug abzulenken, bis ich … bis mir etwas Drastischeres einfiel.
„Du kennst ihn?“ Beck schob mich vorwärts. Ich wagte nicht, mich zu sträuben, nicht, wenn mir der Tod direkt im Nacken hing. Wo zur Hölle blieb mein Dad? Oder Todd?
Ich ließ die Arme steif an den Seiten runterhängen und überlegte, welche Waffe ich mir greifen könnte, bevor er mir den Dolch in den Rücken rammte. „Ich weiß zumindest, dass er stinksauer sein wird, wenn ich sterbe und er meine Seele nicht bekommt.“
In dem angelaufenen Spiegel über der Couch konnte ich sehen, wie Beck die Augenbrauen hochzog. „Dann ist es ja gut, dass ich vorhabe, ihn angemessen zu bezahlen, was?“
Mist . Hatte ich ihm etwa den nächsten Grund geliefert, Nash hereinzulegen? „Nein!“
„Pst. Du willst doch nicht Emma und deine Cousine aufwecken, oder?“ Beck schob mich durchs Wohnzimmer. Von dort warf ich einen letzten Blick auf meine beste Freundin, die noch immer bewusstlos war, bevor er mich weiter zu meinem Zimmer bugsierte.
„Setz dich.“ Er deutete auf meinen Schreibtischstuhl. Mein Zimmer zu finden war nicht schwer gewesen in unserem kleinen Haus mit nur zwei Schlafzimmern.
Wie bitte? Dennoch setzte ich mich, während er den Dolch jetzt in meine Seite drückte. Ich verstand überhaupt nichts mehr, als Beck meinen Laptop aufklappte. Ich hatte den Computer nicht heruntergefahren, und so erwachte er sofort zum Leben. Mein E-Mail-Postfach begrüßte mich mit entnervender Normalität, während eine mystische Doppelklinge in meine Rippen gedrückt wurde.
„Du wirst Nash eine E-Mail schreiben und ihn bitten, nicht herzukommen. Sag ihm, er soll sich beruhigen, du wirst morgen in der Schule mit
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