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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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deswegen, und wir hatten das alles hinter uns gelassen. Mir ging es gut, solange ich nicht daran dachte. Daran, was in der Zeit getan und gesagt wurde, in der ich keine Kontrolle über meinen eigenen Körper hatte.
    Nash sah mir direkt in die Augen, mit einer Ernsthaftigkeit und Intensität, die mir beinahe den Atem verschlug. „Es wird nie wieder vorkommen. Und wenn du tausend Jahre alt wirst. Das weißt du doch, oder?“
    „Du bist hier, ist das Antwort genug?“, fragte ich schließlich zurück. Das müsste ihm ja wohl als Beweis reichen, dass ich mich wirklich bemühte, darüber hinwegzukommen, nicht wahr?
    Aber ich bekam den Ausdruck in Todds Augen nicht aus dem Kopf. Es war nur ein winziges, flüchtiges Farbspiel gewesen – ein blauer Wirbel, zu schnell wieder vorüber, um etwas daraus ablesen zu können.
    Ich schloss die Lider und versuchte, mich zu fangen. In Gedanken an den Ort zurückzukehren, an dem Nash und ich noch vor einer Stunde gewesen waren. Wir beide allein in meinem Zimmer, wo Logik und Vernunft keine Rolle spielten, sondern es nur darum ging zu fühlen. Doch als ich die Augen öffnete und Nashs Blick sah, wusste ich, dass dieser Moment vorüber war. Die Erinnerung an das, was eigentlich ein für alle Mal der Vergangenheit angehören sollte, hatte Nash tief verletzt. Und mich vielleicht auch.
    „Er hat das mit voller Absicht gemacht.“ Nash legte den Kopf zurück und starrte an die Decke. „Alte Kamellen rausgeholt, um neue Probleme zu schaffen.“ Und in diesem Punkt konnte ich ihm nicht widersprechen.
    Wie sich zeigte, gab es nichts, das la petite mort – den kleinen Tod – effektiver verhinderte als eine Stippvisite seines großen, realen Bruders.

7. KAPITEL
    Ich blinzelte verwirrt in die Dunkelheit. Weshalb war ich aufgewacht? Dann hörte ich Styx knurren, und mir wurden zwei Dinge gleichzeitig klar: Ich befand mich in meinem Zimmer, und ich war nicht allein.
    Mit pochendem Herzen setzte ich mich auf. Vom Flur schien ein Lichtstreifen unter der Tür herein und erhellte eine Kante meines Schreibtisches und das Fußende vom Bett, der Rest des Raumes war schummrig und voller Schatten. Styx lag bei mir im Bett, in der Nähe meiner Truhe, zusammengerollt, als würde sie noch schlafen. Allerdings hatte sie den Kopf aufmerksam gehoben, und ihre wachsamen schwarzen Augen und blitzenden Zähne, die sie bei einem weiteren warnenden Grollen entblößte, waren zu erkennen.
    Avari . Harmony hatte gesagt, Styx würde anschlagen, wenn ein Hellion auch nur in meine Nähe käme, selbst auf der anderen Seite der Barriere zwischen den Welten. Und obwohl ich es in den sechs Monaten, seit ich wusste, dass ich eine Banshee war, geschafft hatte, außer Avari noch zwei weiteren Hellions einen ordentlichen Strich durch die Rechnung zu machen – Belphagore und Invidia –, tippte ich grundsätzlich zuerst auf Avari. Mein persönlicher Oberbösewicht. Ein Titel, den er sich allein dank seiner unglaublichen Hartnäckigkeit verdient hatte.
    Es war gruselig zu wissen, dass Avari in der Unterwelt-Version unseres Hauses herumspazierte – stattdessen lag dort ein Messerweizenfeld – und nichts außer der Barriere ihn von mir trennte. Versuchte er, mich wieder einmal in Besitz zu nehmen und meinen Körper zu benutzen wie ein Kostüm? Das konnte er nicht, wenn ich bei Bewusstsein war, weswegen Styx – halb Wachhund, halb Alarmanlage – einen sehr wichtigen Job innehatte. Und ich hatte die Anweisung, sofort meinen Dad zu wecken, wenn Styx auch nur im Schlaf zuckte.
    Ich rutschte mit meiner Decke ein Stück zum Fußende hinunter, schwang die Beine seitlich aus dem Bett und streckte die Hand aus, um meiner Bewacherin lobend übers Fell zu streicheln, weil sie so gut auf mich aufpasste.
    „Sieh mal einer an, wie groß du geworden bist.“
    Erschrocken zuckte ich bei dem Klang der fremden Stimme zusammen und bekam eine Gänsehaut. Langsam richtete ich mich wieder auf und tastete leise nach der Nachttischlampe. Es war nicht Avari. Er konnte es nicht sein – es sei denn, er hatte sich einen anderen Körper ausgeliehen und war in unser Haus eingebrochen.
    Mist, Mist, Mist . Ich knipste die Lampe an, und schlagartig wurden die zuvor nur schemenhaft zu erkennenden Gegenstände im Raum von einem extrem grellen Licht angestrahlt, an das sich meine Augen erst gewöhnen mussten. Ich blinzelte hektisch und kämpfte mit der aufkommenden Panik, bis ich endlich wieder einigermaßen sehen konnte. Doch das half mir wenig – denn

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