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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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aussehen lässt.“ Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und richtete den Blick auf Sabines pechschwarze Augen. Die sprühten praktisch Funken vor Aufregung – das ultimative Zeichen für einen Adrenalinjunkie. „Worauf genau basiert deine Annahme?“
    „Außer dass er kein Mensch ist, aber dennoch auf dieser Seite der Grenze lebt?“, fragte sie, und ich nickte. „Nun, vor allem wegen dieser Geschichte mit der fruchtbaren Phase. Inkuben sind nur alle Jubeljahre fruchtbar, einmal pro Jahrhundert oder so. Und wenn er Angst hat, zu alt zu sein, dann entbehrt dieses Gerücht, dass er angeblich zweiundzwanzig ist, wohl jeder Grundlage.“
    „Moment mal. Inkubus?“ Emma sah von einem zum anderen, verzweifelt bemüht, dem Gespräch zu folgen. „So wie die Band?“
    Langsam, aber sicher bereute ich meine Zusage zu der „völligen Offenlegung“. „Nein, nicht wie die Band, sondern wie ‚mentaler Parasit‘.“
    „Mentaler Parasit?“ Wenn das mit dem Stirnrunzeln noch schlimmer wurde, würde Emmas Gesicht in sich selbst verschwinden. „Und was heißt das jetzt? Ziehen sie Gedanken ab?“
    Sabine verdrehte entnervt die Augen. „Das Einzige, was schlimmer ist, als mit einem ahnungslosen rettenden Engel zusammenzuarbeiten, ist, sich mit zweien davon herumschlagen zu müssen.“ Sie drehte sich auf der Bank zu Emma um, und ich beugte mich vor, um besser hören zu können. Ich wusste nur wenig über Inkuben, mein Wissen beschränkte sich auf ein paar Mythen, die wir letztes Jahr im Englischunterricht durchgearbeitet hatten. Und wenn die so ungenau waren wie die Geschichten über „Banshees“, dann musste man wohl davon ausgehen, dass ich überhaupt nichts wusste.
    „Mentale Parasiten ernähren sich auf die eine oder andere Weise von menschlicher Energie. Inkuben zum Beispiel ernähren sich von Lust“, erklärte Sabine.
    „Sag jetzt bitte, dass du schon mal mit einem zu tun gehabt hast und mehr weißt.“ Ich schickte ein Stoßgebet los, damit wenigstens ein Lichtstrahl diesen sich schnell verdüsternden Tag erhellen würde.
    „So interessant ein solches Treffen auch sicher gewesen wäre … aber nein.“ Sabine klang regelrecht enttäuscht. „Allerdings habe ich mal einen Sukkubus getroffen. Das ist die weibliche Version.“ Durchdringend sah sie Emma an. „Wir haben uns nicht besonders gut verstanden.“
    „Also …“, setzte Emma hochkonzentriert an. „Inkuben und Maras ernähren sich beide von menschlicher Energie, richtig?“, fragte sie, und Sabine nickte, schaute aber düster drein, weil sie ahnte, was kommen würde. „Wo also liegt da jetzt der große Unterschied zwischen dir und Mr Beck?“
    „Wenn ich Energie abziehe, töte ich damit keine Menschen“, fauchte Sabine.
    „Nun, bisher hat er das auch nicht getan“, beharrte Em. „Wir wissen ja nicht einmal mit Sicherheit, ob Danicas Baby von ihm war.“
    „Wie ich schon sagte … ich bin mir zu achtzig Prozent sicher über seine Spezies. Und sollte ich damit recht haben, dann liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das Baby von ihm war, bei neunundneunzig Prozent.“
    Und wenn er dieses Baby verloren und keine Möglichkeit mehr hatte, mit Danica ein neues zu zeugen, würde er sich vermutlich nach einer anderen potenziellen Mutter unter seinen Schülerinnen umsehen. Vielleicht unter Schülerinnen, die Nachhilfe in Mathe brauchten?
    „Können wir das mit den Prozentpunkten mal vergessen?“, stöhnte Emma. „Das ist ja wie in Mathe.“
    „Und wenn er tatsächlich so alt ist, wie ich glaube, dann hat er ganz sicher auch schon getötet.“ Sabine ließ sich von Ems Beschwerde nicht aufhalten. „Sonst hätte er nicht so lange überleben können.“
    „Offensichtlich isst er aber nicht da, wo er sich fortpflanzt“, warf ich ein. „Sonst hätten wir längst etwas davon gehört.“ Für einen Moment schloss ich die Augen. Ich war alles andere als erleichtert, dass die gewünschte Ablenkung groß genug war, um meine eigenen Probleme zu überschatten. „Irgendeine Vorstellung, wie oft er Nahrung braucht?“
    Sabine schüttelte den Kopf. „Nein, sorry. Mit dieser ‚fruchtbaren Phase‘ ist mein Wissen über Inkuben ausgeschöpft.“
    „Das ist auf jeden Fall mehr, als ich wusste. Was hast du sonst noch herausfinden können, als du ihn gelesen hast?“, fragte ich. Emma hörte stirnrunzelnd und schweigend zu. Es war überdeutlich, dass sie in Mr Beck noch immer nichts Böses sehen wollte.
    „Nun … er befürchtet, dass die Mädchen zu alt

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