Beruehre meine Seele
getroffen hatte. Sabine war als Kleinkind von ihren Eltern auf der Treppe einer Kirche in Dallas ausgesetzt und seither von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht worden.
Alec zuckte mit den Achseln. „Sie werden praktisch immer von dem Inkubus aufgegeben. Und bis vor ein paar Jahrzehnten war es für eine unverheiratete Mutter schwer, ein uneheliches Kind aufzuziehen, sodass das Baby häufig auch von der leiblichen Mutter aufgegeben wurde. Heute ist das ja nicht mehr so wild.“
Die Mara erwiderte nichts darauf, aber ich konnte den Ärger in den dunklen Tiefen ihrer Augen glühen sehen.
„Erklär uns, wie dieser Charme funktioniert“, versuchte ich das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zu lenken.
„Ich bin noch keinem Inkubus begegnet. Ich glaube auch nicht, dass sein Charme bei mir wirken würde, selbst wenn ich auf Typen stände, schon deshalb, weil ich zur Hälfte Hypnos bin.“ Alecs Vater war ein rangniedriges Unterweltwesen, das sich von der Energie schlafender Menschen ernährte, die durch Lecks in der Grenze zwischen den Welten hindurchsickerte. „Soweit ich verstanden habe, werden die Leute in seiner Nähe … nun, ihn begehren. Wenn er sich beherrscht, was er in der Öffentlichkeit wohl tun wird, wird das nur seine äußeren Attribute betonen. Bei Schülerinnen ist es wahrscheinlich, dass sie um seine Aufmerksamkeit konkurrieren. Sie werden mit ihm flirten und alles versuchen, sein Interesse zu erregen. Sie werden Körperkontakt zu ihm herstellen und von ihm berührt werden wollen. Sie werden für ihn schwärmen und sich in ihn verlieben, und jede Kritik an ihm werden sie als persönliche Beleidigung auffassen.“
Oh oh . Das klang verdächtig nach Emma.
„Am auffälligsten wird es bei denen sein, die sich bereits von ihm angezogen fühlen, aber seine Wirkung funktioniert praktisch bei jedem Menschen“, fuhr Alec fort. „Findet er jemanden, den er will, entweder, um sich fortzupflanzen oder auszusaugen, wird er den Charme voll aufdrehen. Und die Auserwählte wird dann … nun, sie wird sich vor Sehnsucht nach ihm verzehren. Das Gefühl wird so stark sein, dass sie keine Kontrolle darüber hat.“
„Aber das ist dann wie ein Bann, richtig?“ Das erinnerte mich unangenehm an Nashs Suggestionskraft, wenn er die Kontrolle verlor. „Sie will ihn nicht wirklich, oder? Sie glaubt nur, dass sie ihn will, wegen dieser Charme-Sache.“ Automatisch dachte ich jetzt auch an Danicas Besessenheit für den Kindsvater.
„Das weiß ich nicht, Kay.“ Alec zögerte ganz offensichtlich bei dem, was er als Nächstes sagen wollte. „Ich glaube, es ist weniger ein Bann als vielmehr primitive körperliche Anziehungskraft. Sicherlich hormonell bedingt und definitiv sehr stark.“
„Heißt das, die Mädchen verlieben sich wirklich in ihn?“, wollte Sabine wissen und kräuselte angeekelt die Nase. Verdattert stellte ich fest, dass wir jetzt schon zum zweiten Mal einer Meinung waren.
„Nein“, antwortete Alec. „Die meisten machen sich auch keine Illusionen, zumindest die Älteren, Erfahreneren nicht. Sie sind sich darüber im Klaren, dass sie ihn nicht lieben, vielleicht mögen sie ihn nicht einmal. Aber körperlich müssen sie ihn einfach haben, so wie sie die Luft zum Atmen brauchen.“
„Was bedeutet, dass es im gegenseitigen Einverständnis geschieht, wenn sie mit ihm schlafen“, schloss Sabine.
„Nein“, sagte ich im gleichen Moment, in dem Alec mit „Ja“ antwortete.
Überrascht drehte ich mich zu ihm um. „Nein, das ist bestimmt nicht einverständlich, unmöglich. Dieser Charme … das ist wie eine Droge. Die Mädchen sind high, völlig weggetreten, nicht sie selbst, oder?“
„Ich weiß nicht, Kaylee. Ich glaube wirklich, dass sie ihn wollen. Ich hab schon davon gehört, dass manchen jungen Inkuben aufgelauert wird wie Berühmtheiten.“
„Haben sie denn eine Wahl?“, fragte Sabine. „Ich meine, können Mädchen gegen diesen Charme ankämpfen?“
„Ja, aber dazu gehört eine gehörige Portion Willenskraft“, antwortete Alec.
„Sie sollten nicht dagegen ankämpfen müssen“, beharrte ich. Bei dieser Unterhaltung wurde mir immer mulmiger zumute. „Und dass sie es müssen, beweist nur, dass es nicht einverständlich ist. Nicht einverständlich sein kann. Das wirst du mir nicht einreden können.“
Alec nickte. „Das hatte ich auch gar nicht vor.“
„Also … irgendeine Idee, wie wir ihn aufhalten können?“
Er zuckte mit den Schultern. „Eine andere
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