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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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stellen?“
    Sie zuckte mit den Achseln und sah auf ihren runden Bauch hinunter, den das T-Shirt nur knapp bedeckte. „Das existiert auch nicht wirklich. Auch wenn es sich real anfühlt.“ Sie presste eine Hand auf ihren Bauch und krümmte sich leicht.
    „Kannst du mir sagen, wer der Vater ist?“, fragte ich, und entschieden schüttelte sie den Kopf. „Bitte, Farrah, es ist sehr wichtig.“
    „Ich kann es nicht …“ Sie flüsterte die Worte kaum hörbar.
    „Warum nicht?“
    „Weil er existiert“, wisperte sie, und mein Herz brach, als ich die Tränen in ihren Augen glänzen sah. „Er war real, als er mit mir zusammen war, und ich war es auch. Aber jetzt fasst er mich nicht mehr an. Ich erinnere mich daran, dass ich real war und existiert habe.“ Sie senkte den Blick auf das Buch zurück, blätterte die Seite um, auch wenn sie durch die Tränen unmöglich eine Zeile gelesen haben konnte.
    „Wieso glaubst du, dass du nicht real bist, Farrah?“ Ich ließ mich vor ihrem Bett in die Hocke nieder, Todd an meiner Seite.
    „Er hat es mir gesagt. Ich bin nicht real, dieser Ort hier ist nicht real, und deshalb ist das alles auch nicht mehr wichtig. Bald wird es sowieso vorbei sein.“
    Vorbei? Mein Magen zog sich zusammen. Die Wut über Farrahs Schicksal keimte wie ein frischer blauer Fleck auf meiner Seele auf.
    „Bist du dir sicher, dass du real bist?“ Auf ihre Frage hin konnte ich nur nicken. Noch immer versuchte ich zu verstehen, was sie sagte – und nicht sagte. Sie sah Todd an, und er lächelte leicht. „Und er?“
    „Ja, Farrah, ich bin auch real.“
    Sie runzelte die Stirn wie ein skeptisches Kind, das nicht glauben wollte, was es hörte. „Ihr stellt eine Menge Fragen für Leute, die behaupten, real zu sein.“
    „Kann schon sein, dass wir das tun“, erwiderte ich, obwohl ich keine Ahnung hatte, was sie damit meinte. „Farrah, kannst du mir etwas über den Vater deines Babys erzählen? Kannst du mir seinen Namen nennen?“
    Wieder schüttelte sie den Kopf, das lange braune Haar fiel ihr über das Gesicht und verdeckte es halb. „Das Baby ist nicht real. Deshalb bekommt es auch keinen Namen.“
    Frustriert richtete ich mich wieder auf und hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, als ich hinter mir das Rascheln von Stoff hörte.
    „Ich hoffe, du erwartest nicht, dass sie etwas Sinnvolles von sich gibt“, hörte ich jemand anderes sagen. Ich klammerte mich noch fester an Todds Hand und schwang mit einem Ruck herum. Ein Mädchen stand in der Tür, offensichtlich eine Patientin. Mit ihren blauen Augen, unter denen dunkle Ringe lagen, suchte sie das gesamte Zimmer ab, ohne uns anzusehen. Sie sah uns also nicht, aber vielleicht konnte sie uns hören. Auf jeden Fall wusste sie, dass wir hier waren.
    „Versuch erst gar nicht, eine Botschaft aus ihrem Wahnsinn zu entschlüsseln.“ Das Mädchen trat zögernd in den Raum, wie eine Blinde, die Angst hatte, gegen die Wand zu prallen. „Es gibt keinen geheimen Code. Man hat ihr gesagt, dass sie nicht existiert, also glaubt sie es.“ Sie machte noch einen Schritt nach vorn, und irgendwie tat sie mir leid, wie sie da im Dunkeln tappte. Bildlich gesprochen. „Ich versuche, ihr zu erklären, dass sie existiert, aber sie glaubt mir nicht. Ich glaube nicht einmal, dass sie mich hört.“
    „Sie kann uns weder hören noch sehen“, flüsterte Todd mir zu. Dass er flüsterte, sagte mir, wie beunruhigt er war. „Woher weiß sie, dass wir hier sind?“
    „Vielleicht bist du doch nicht so gut, wie du denkst“, wisperte ich zurück, den Blick starr auf das neue Mädchen gerichtet. Eine vage Erinnerung kehrte langsam zurück, eine unangenehme …
    Todd schüttelte den Kopf. „Ich bin gut, das weiß ich.“
    „Wenn du weiter in meinem Zimmer abhängen willst, solltest du dich zeigen. Es ist unhöflich, unsichtbar hier herumzulungern.“
    Ich sah zu Todd. Er zuckte nur mit den Schultern und wartete offensichtlich auf meine Entscheidung. Schließlich nickte ich.
    Ich konnte genau den Moment bestimmen, wann Farrahs Zimmergenossin uns anfing zu sehen. Denn sie gab einen erschreckten Laut von sich und sprang zurück, stieß schmerzhaft mit der Seite an die Regale an der Wand. „Gleich zwei. Damit hatte ich nun nicht gerechnet.“
    „Sorry“, entschuldigte ich mich, und das Mädchen starrte mich mit zusammengekniffenen Augen an, so als wäre ich ein Rätsel, das sie zu lösen versuchte.
    „Auf jeden Fall danke, dass ihr euch zeigt. Ich habe schon befürchtet,

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