Beruehre meine Seele
ich sie an, sobald ich auf der Crestwood-Website war. Sie sah nicht einmal auf, also zog ich Todd mit mir und kniete mich vor ihr Bett auf den Boden. „Farrah, ist das der Vater deines Babys?“ Ich zoomte auf Mr Becks Gesicht und hielt das Handy über ihr Buch, sodass sie es sich ansehen musste. Farrah wollte meine Hand wegschieben, doch ich hielt dagegen. „Sieh ihn dir an! Ist er das?“, verlangte ich harscher, und endlich sah sie auf das Display.
Prompt traten ihr die Tränen in die Augen. „David“, wisperte sie. Für einen Moment empfand ich ein enormes Triumphgefühl, das jedoch sofort von der Wut über Farrahs Schicksal überlagert wurde.
„Er ist es.“ Ich stand wieder auf und wollte mich zu Todd umdrehen, doch Farrah griff nach meiner Hand und hielt sie fest, um wie gebannt auf das Bild zu starren.
„Und wer ist er?“, wollte Lydia wissen, während ich halb über Farrahs Bett gebeugt stand, damit sie sich das Bild noch einen Moment länger ansehen konnte.
„Seinen wahren Namen kenne ich nicht.“ Ich kniete mich wieder hin, um es bequemer zu haben. „Ich weiß nur, dass er ein Inkubus ist, der gerade seine fruchtbare Phase durchläuft. Er muss lange genug an Farrahs Schule als Lehrer unterrichtet haben, um sie zu schwängern. Jetzt ist er an unserer Schule. Und da Danica seinen Dämonenfötus durch eine Fehlgeburt verloren hat, bin ich ziemlich sicher, dass er es jetzt auf meine beste Freundin abgesehen hat. Nur weiß ich nicht, warum er das für nötig hält, wenn Farrahs Schwangerschaft schon so weit fortgeschritten ist – trotz allem.“
„Zur Sicherheit.“ Todd kniete sich neben mich. „Die meisten Menschenfrauen schaffen es nicht, ein Inkubusbaby auszutragen. Deshalb will er seine Chancen für eine erfolgreiche Ernte erhöhen, indem er seinen Samen großzügig aussät.“
Meine Rage wuchs ins Grenzenlose. „Und jedes Mal zerstört er damit das Leben eines Teenagers, oder er lässt seine eigene Tochter zurück. Oder beides gleichzeitig. Wobei es keine Garantie dafür gibt, dass er tatsächlich einen Sohn zeugt.“
„Mein Baby ist ein Junge“, murmelte Farrah, die noch immer auf das Foto auf Todds Handy starrte. Langsam bekam ich einen Krampf im Arm, weil sie meine Hand so verzweifelt festhielt. „Obwohl es kein echter Junge ist.“
Sondern? Etwa Pinocchio?
„Haben die Ärzte dir das gesagt?“, fragte ich sie leise und entzog ihr vorsichtig die Hand mit dem Handy. Ich stand auf und gab Todd das kleine Gerät zurück, und Farrah verfolgte mit den Augen jede meiner Bewegungen, bis Todd das Handy zusammenklappte und wieder in seiner Tasche verschwinden ließ. Sobald das Gerät nicht mehr zu sehen war, beugte Farrah den Kopf wieder über ihr Buch. Für sie waren wir jetzt wieder „unreal“ und damit nicht existent.
„Sie hat recht“, meinte Todd. „Sie wäre nicht hier, wenn das Baby ein Mädchen wäre. Mädchen werden als Menschen geboren, nach einer normalen Schwangerschaft. Nur Jungen sind Inkuben. Wenn das Baby nicht gleich zu Beginn der Schwangerschaft stirbt, treibt es die Mutter in den Wahnsinn und bringt sie langsam um.“ Er zuckte mit den Schultern, als ich ihn entsetzt anstarrte. „Ich dachte, das wüsstest du.“
„Nein, das wusste ich nicht.“ Dafür begann ich inzwischen zu glauben, dass Unwissenheit ein wahrer Segen sein musste. Denn je mehr ich erfuhr, desto größer wurde auch meine Wut.
„Das wusste ich auch nicht“, sagte Lydia, und nach einem Moment bedrückten Schweigens sah ich Todd wieder an.
„Nun, sieht so aus, als hätte ich alles erfahren, weshalb ich hergekommen bin.“ Beim Anblick von Farrah musste ich gegen die aufsteigende Übelkeit ankämpfen, denn jetzt wusste ich, was mit ihr und ihrem Baby geschehen würde.
„Moment! Ihr geht wieder?“ Mit vor Panik weit aufgerissenen Augen sprang Lydia vom Bett auf. „Nehmt mich mit“, verlangte sie, und als ich sie überrascht ansah, drängte sie: „Oder holt mich wenigstens hier raus.“
Ich sah Todd an, doch er zuckte nur mit den Schultern. „Deine Entscheidung.“
Warum sollte ich immer alles entscheiden?! „Lydia, das geht nicht. Was ist denn mit deinen Eltern?“
„Die haben mich ja überhaupt erst hier reingebracht. Bitte, Kaylee.“ Flehend starrte sie mich an. „Ich bin eine Syphon. Weißt du, was das bedeutet?“
Ich schüttelte den Kopf. Aber ich war ziemlich sicher, dass sie mir nicht anbieten wollte, als Gegenleistung für ihre Flucht aus einer psychiatrischen Klinik
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