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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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dein Essen heute ja wieder nicht angerührt. Der Doktor sagt, wenn du nicht isst, müssen wir dich wieder künstlich ernähren. Das willst du doch sicher nicht, oder?“
    Wieder war keine Antwort zu hören, und ausgehend von der zweifelnden Miene der Schwester kam auch keine andere Reaktion.
    Vorsichtig schob ich mich näher an Zimmer 304 heran, und mein Puls hämmerte so schnell, dass mir schwindlig davon wurde. Todd blieb dicht hinter mir.
    „Normalerweise machen wir ja keine Ausnahmen“, fuhr die Schwester fort, „aber angesichts deines Zustands … Kann ich dir etwas bringen? Vielleicht etwas, das du besonders gern isst?“
    Wieder keine Reaktion, und langsam tat mir die Schwester richtig leid. Ich wünschte, zu meiner Zeit hier hätte es mehr von ihrer Sorte gegeben …
    „Also gut“, erwiderte sie auf nichts, „lass mich wissen, wenn ich irgendetwas für dich tun kann, damit du dich besser fühlst, ja?“
    Wow . Mit dieser Mühe ging die Frau wirklich weit über das Übliche hier im Haus hinaus.
    Ich drückte mich gegen die Wand, als die Schwester sich umdrehte und wieder in den Gang trat. Todd hingegen ließ die Frau einfach durch sich hindurchlaufen. „Wie fühlt sich das an?“ Ich flüsterte, rein aus Instinkt. Ich war es eben nicht gewohnt, dass niemand mich hörte, wenn ich redete. Es war ein seltsames Gefühl.
    Todd sah mir direkt in die Augen und zuckte die Achseln. „Im Moment ist das hier alles, was ich fühle.“ Er hielt unsere ineinander verschränkten Hände in die Höhe. Ich wollte meinen Blick von ihm wenden, doch ich konnte den Augenkontakt nicht lösen. Bei Todd hatte ich immer das Gefühl, dass er mehr sah als andere. Sogar mehr als ich selbst.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich konnte mich ja kaum dazu bringen, den nächsten Atemzug zu holen. Todd war es schließlich, der den Blick als Erster abwandte. Vielleicht wünschte er sich ja, er könnte seine Worte zurücknehmen. Ich ertrank schier in Verwirrung, und so ließ ich mich anstandslos von ihm zur der offen stehenden Tür ziehen.
    Ich trat zuerst ein, Todd war direkt hinter mir an meinem Rücken. Es war ein Doppelzimmer mit zwei identischen Betten, die sich gegenüberstanden, zwei Metallregale waren an den Wänden über dem Kopfende angebracht, und eine Tür auf der linken Seite führte in ein zum Zimmer gehörendes winziges, privates Bad.
    Das Bett zur Rechten war leer, die weiße Bettdecke nicht besonders ordentlich über das Bett gebreitet, das Kissen einfach ans Kopfende geworfen. Farrah Combs – das musste sie sein – saß im Schneidersitz auf dem anderen Bett, das weiße Laken und die Bettdecke zerknüllt ans Fußende geschoben. Das hüftlange braune Haar hing ihr fettig glänzend wie ein Vorhang um Gesicht und Oberkörper. Sie beugte den Kopf über ein Buch, das aufgeschlagen vor ihr lag, und ich wollte unbedingt ihr Gesicht sehen.
    „Kannst du es so machen, dass wir von ihr gesehen und gehört werden?“, wandte ich mich an Todd. In meinem Hinterkopf war ich mir übermäßig bewusst, dass ich noch immer seine Hand hielt. „Nur von ihr?“
    Er nickte, und ich wandte mich wieder dem Mädchen auf dem Bett zu. „Hi, Farrah“, sagte ich leise, und langsam drehte sie den Kopf zu uns, so als wäre meine Stimme mit Verspätung bei ihr angekommen. Ihr Gesicht wirkte hager und grau, ihre Arme waren mager, mit knochigen Ellbogen und Handgelenken. Als sich unsere Blicke trafen, wurden mir zwei Dinge sofort klar. Erstens, Farrah Combs war krank, und nicht nur psychisch.
    Und zweitens: Sie war hochschwanger.
    Oh Mann . Fragen stürzten auf mich ein, mit solcher Wucht, dass ich sie nicht sortieren konnte. War das Baby von Mr Beck? Und wenn ja, wieso hatte er es dann noch einmal mit Danica versucht? Reichte ihm ein Kind nicht? Oder stand bereits fest, dass dieses hier kein Junge werden würde?
    „Farrah?“, brachte ich schließlich heraus. „Bist du Farrah Combs?“
    „War ich einmal. Früher.“ Ihre Stimme war höher und leiser, als ich erwartet hätte.
    Ich sah Todd an, doch der zuckte nur stumm mit den Schultern.
    „Heißt das, du bist jetzt nicht mehr Farrah Combs?“, fragte ich, und sie schüttelte den Kopf. „Wer bist du dann?“
    „Niemand. Ich existiere nicht wirklich.“ Interesse flackerte plötzlich in ihren braunen Augen auf. „Existierst du denn?“
    „Ja. Zumindest noch für ein paar Tage …“ Ich spürte, wie Todd meine Finger drückte. „Farrah, kann ich dir ein paar Fragen zu deinem Baby

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