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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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Gesellschaftsspielen reichten nicht aus, um sie vergessen zu lassen, wo sie waren oder dass sie niemals hier rauskommen würden.
    Und nichts konnte dabei helfen, die Zeit schneller vergehen zu lassen.
    „Hier …“ Todd zog mich zur Schwesternstation mit, die im Moment unbesetzt war. Er sah sich suchend um, dann blieb sein Blick auf einer weißen Anzeigetafel an der Wand hängen. „Wie hieß sie noch?“
    „Farrah Combs“, flüsterte ich. Noch immer hatte ich Panik, dass die diensthabende Schwester mich hören konnte und gleich aus dem Aufenthaltsraum stürmen würde. Vielleicht hätten wir für unser Unternehmen einen Testlauf an einem ungefährlicheren Ort starten sollen …
    „Zimmer 304“, sagte Todd, und ich überflog selbst noch einmal die Tafel. Ja, er hatte recht. Und Scott lag gleich im ersten Zimmer im Männerflügel.
    Wir drehten uns Richtung Frauenflügel, doch auf halbem Weg hörten wir plötzlich, wie uns jemand mit quietschenden Schritten entgegenkam. Eine Frau in einer violetten Schwesterntracht bog um die Ecke. Sie hielt ein Clipboard in der Hand und trug etwas mit einem Stift darauf ein. Wie erstarrt blieb ich mitten im Gang stehen. Ich war absolut sicher, dass sie mich sehen musste, auch wenn Todd das Gegenteil behauptete.
    „Entspann dich.“ Er drückte meine Finger. „Sie sieht keinen von uns beiden, ich glaube auch nicht, dass sie dich hören kann.“ Als die Schwester immer näher kam, drängte ich mich an die Wand, ohne Todds Hand loszulassen. Es war faszinierend und gruselig zugleich, sie ahnte tatsächlich nicht, dass wir hier waren. Weder stutzte sie noch sah sie von ihrem Clipboard auf. Nichts deutete darauf hin, ob sie nicht wenigstens ein seltsames Gefühl hatte, absolut nichts. Es war, als würden Todd und ich in unserer eigenen Welt existieren, in der die Gesamtbevölkerung genau zwei Personen zählte, während uns diese andere, die reale Welt umgab, zu der wir aber nicht gehörten.
    „Ist das immer so für dich?“, fragte ich in einem spontanen Anfall von Mut. Ich konnte auch den erleichterten Seufzer nicht zurückhalten, als die Schwester schlicht weiterging. Sie hatte mich also nicht gehört.
    „Wie?“ Todd stand nur Zentimeter von mir entfernt, und plötzlich wurde mir erst richtig bewusst, dass ich seine Hand hielt. Seine Finger fühlten sich rau und warm und sehr real an meinen an, auch wenn der Rest der Realität im Moment eher nur als spärlich und dünn zu bezeichnen war.
    „So eben.“ Mit meiner Geste schloss ich das gesamte Gebäude ein. Die ersten Patienten kamen aus dem Speisesaal, Mädchen mit ungekämmten Haaren in weiten Klamotten, die meisten trugen Pantoffeln oder Turnschuhe ohne Schnürsenkel. Das Abendessen war vorbei. „Als wärst du völlig allein mitten in einer Menge. Als wärst du in Wirklichkeit gar nicht hier.“
    Todd starrte mich an, als würde ich völligen Unsinn reden. Oder als würde ich die Wahrheit zu genau erkannt haben. „Ja, meistens“, antwortete er schließlich. „Aber noch nie war ich so sehr hier wie in diesem Moment.“ Seine Finger drückten meine Hand wieder fester, und mein Puls begann zu rasen, so als wollte er vor etwas weglaufen, über das ich noch nicht nachdenken konnte.
    Die Mädchen kamen auf uns zugeschlurft, manche blinzelten benommen von den Medikamenten. Die Jungs gingen in die entgegengesetzte Richtung in den Männerflügel, und ich erhaschte einen Blick auf einen dunklen Schopf. Das könnte Scott sein. Oder auch nicht. Ich wollte später auf jeden Fall nach ihm sehen, aber … zuerst würde ich das Notwendige erledigen.
    Ich klammerte mich an Todds Hand und musterte die Gesichter der Mädchen, sah ihnen nach und wartete darauf, dass eines von ihnen in Zimmer 304 verschwinden würde. Ich hatte keine Vorstellung, wie Farrah Combs aussah, sie hätte jedes von den an uns vorbeigehenden Mädchen sein können. Ein paar der Gesichter kamen mir bekannt vor. Mir wurde ganz anders bei dem Gedanken, dass ich mich aus meiner Zeit hier an sie erinnerte.
    Doch keines der Mädchen ging in Zimmer 304, und bevor ich Todd hineinziehen konnte, um dort auf die Bewohnerin zu warten, betrat die Schwester in der violetten Tracht nach einem kurzen Klopfen vor uns den Raum. Überrascht zog ich Todd hinter mir her. Die Schwester blieb auf der Schwelle stehen, die Hand auf der Türklinke.
    „Farrah?“, sagte sie, und das Herz schlug mir bis zum Hals. Falls eine Antwort aus dem Raum kam, so konnte ich sie nicht hören. „Du hast

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