Beruehre meine Seele
nicht, Farrahs Dad sei Lkw-Fahrer? Dann ist er oft unterwegs. Und hast du nicht auch erzählt, dass ihre Mutter tot ist? Danicas Mom liegt schon eine Weile im Krankenhaus, also hat sie gar nicht mitbekommen, was da abgelaufen ist.“
„Schon, aber Mrs Sussman liegt erst seit vier Wochen im Koma, und Danica sagte, dass sie nur eine Nacht mit dem Kindsvater verbracht hat, vor ungefähr vier Wochen“, warf ich ein. „Es ist also gut möglich, dass Danica schwanger wurde, bevor ihre Mutter ins Koma fiel, oder zumindest ungefähr zur gleichen Zeit …“ Meine Stimme erstarb, als mir eine ganz andere Möglichkeit in den Sinn kam.
„Was ist?“, rief Sabine mir nach, als ich meinen Stuhl zurückschob und ins Wohnzimmer ging, um den Laptop aus meiner Tasche zu holen.
Ich stellte den Computer auf den Tisch, ließ ihn hochfahren und zog mir den Stuhl heran. „Wie die Krankenschwester mir erzählte, ist Danicas Mutter hirntot, und Farrahs Mutter ist ganz tot.“
„Du meinst, das ist kein Zufall?“ Nash zog seinen Stuhl näher heran, um mit auf den Bildschirm sehen zu können.
„Was haben wir bisher über Zufälle gelernt, Leute?“ In der Suchmaschine tippte ich die Stichworte ein: Combs, Farrah, Todesanzeige, Crestwood, Texas. Dann drückte ich die Entertaste.
„Ob das was bringt?“, murmelte Nash, während die Suchergebnisse auf dem Monitor angezeigt wurden. Der dritte Link führte zur Website mit den Todesanzeigen der Dallas Morning News . „Da.“ Nash zeigte darauf, und ich klickte den Link an. Sabine und Alec stellten sich hinter uns und schauten mir über die Schulter, als ich laut vorzulesen begann.
„Lynne Erica Combs, 38, verstarb am 29. August in ihrem Zuhause. Sie hinterlässt eine Tochter, Farrah Combs, und ihren Ehemann, Michael Combs, beide wohnhaft in Crestwood, Texas, sowie eine Schwester, Emily Meyers, wohnhaft in Dallas, Texas.“
„August“, meinte Sabine, als ich den Druckbefehl für die Anzeige gab. „Das ist fast sieben Monate her.“
„Lydia sagte, Farrah sei in der achtundzwanzigsten Woche.“ Ich klappte den Laptop zu, ohne mir die Mühe zu machen, ihn herunterzufahren. „Das sind doch sieben Monate, oder?“
Nash nickte. „Denken wir alle das Gleiche?“
„Er hat die Mütter ausgesaugt und sich die Töchter für die Fortpflanzung geholt.“ Mein Magen drehte sich vor Ekel, ich war heilfroh, dass ich nichts gegessen hatte. In meinem Stuhl wandte ich mich zu Alec um. Er wirkte grimmiger, als ich es je bei ihm gesehen hatte. Was etwas heißen sollte, wenn man bedachte, wie er das letzte Vierteljahrhundert verbracht hatte. „Reicht dir das als Beweis? Hat er das endgültige Ende verdient?“
Alec sah von einem zum anderen, dann nickte er. „Macht ihn fertig.“
14. KAPITEL
„Ich treffe mich heute nach der Schule mit Mr Beck“, verkündete Emma und nahm einen Schluck aus ihrer Colaflasche.
„Nein, tust du nicht“, sagte ich, und Sabine überspielte das Lachen mit einem Hüsteln.
Em setzte die Flasche auf dem Tisch ab und funkelte mich wütend an. „Sagen dir die Worte ‚Du bist nicht mein Boss‘ irgendwas?“
„Nein, sollten sie?“ Allerdings lächelte ich, um das Gesagte ein wenig abzumildern.
„Wer sollte was?“ Nash stellte sein Tablett mit Chicken Nuggets und Kartoffelpüree ab und setzte sich neben mich auf die Bank. Em wandte sich sofort an ihn, in der Hoffnung, einen Verbündeten gefunden zu haben.
„Mr Beck gibt mir heute nach der letzten Stunde Nachhilfe …“, fing sie an, und Nash blickte mich über seine Gabel Kartoffelpüree hinweg an.
„Hältst du das für eine gute Idee?“
„Wieso fragst du sie das?“, wollte Em wissen. Sabine saß einfach nur da und genoss die Show.
„Sorry.“ Nash tunkte ein Nugget in die Soße und sah mich noch immer an, jetzt mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ich bin nicht sicher, wie viel sie …“
„Alles. Über Beck zumindest“, stellte ich klar. Ich hatte Em noch vor der ersten Stunde mit den wichtigsten Informationen gebrieft. Wissen war Macht. Allerdings wusste ich noch immer nicht, was ich ihr über kommenden Donnerstag erzählen sollte. Einerseits wollte ich nicht, dass sie sich die nächsten zwei Tage Sorgen um mich machte, andererseits sollte mein Tod für sie auch nicht völlig unerwartet kommen.
„Hört zu, es ist ja nicht so, als würdet ihr von anderen Optionen überschwemmt werden“, stellte Em klar. Nash steckte sich das ganze Nugget in den Mund. „Ihr braucht mich. Sabine kommt nicht
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