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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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aber sofort wieder in den Teil des Raums zurück, den ich nicht einsehen konnte.
    Für einen schrecklich langen Moment kam ich halb um vor Angst, dass Avari Todds Blick zum Korridor bemerkt und erraten haben könnte, was er bedeutete. Ich zog mich von der Tür zurück. Erst als niemand erschien, um mir Arme und Beine auszureißen, wagte ich den nächsten Atemzug. Zumindest einen flachen.
    „Damit wäre unsere Zusammenarbeit beendet“, sagte Avari, und Thanes Füße – mehr konnte ich von ihm nicht mehr sehen – wurden über den Boden geschleift und verschwanden aus meinem Sichtfeld. „Es sei denn, du bist bereit, Miss Cavanaugh mein Angebot zu überbringen. Für ein Jahrhundert in der Unterwelt leben, während sowohl Körper als auch Geist intakt blieben, im Tausch für ihre Seele.“
    „Eher stirbt sie, als dass sie dein Mündel in der Hölle wird“, knurrte Todd, und im Stillen applaudierte ich ihm.
    „Zwei Jahrhunderte. Du könntest jeden Tag hier mit ihr zusammen sein. Ich habe ihre Lebenslinie gesehen, Reaper. Hier in der Unterwelt könnte sich die bis ins Unendliche ziehen. Ihr könntet zusammen die Ewigkeit genießen …“
    „Du wirst sie nie bekommen“, lautete Todds Antwort, und im Echo seiner Schritte hallte Avaris letzter Kommentar durch den Raum, so leise, dass ich mich fragte, ob er es überhaupt gesagt hatte.
    „Dieses bedauernswerte Unglück haben wir also gemein, Reaper …“
    Eine Sekunde später stand Todd im Flur, packte mich am Arm, und Nebelschwaden waberten um meine Füße, bevor ich protestieren konnte, bevor ich überhaupt mehr tun konnte, als meine Augen zu schließen.
    Als ich sie einen Moment später wieder öffnete, befand ich mich zurück in der Menschenwelt und stand mit rasendem Puls mitten im Schulflur direkt vor Todd. Das war wirklich knapp gewesen.
    Ich entzog mich seinem Griff, genau in dem Moment, als eine Gruppe Mädchen im Trikot des Eastlake-Softball-Teams um die Ecke bog, die Taschen mit der Sportausrüstung über den Schultern. Einige von ihnen begannen über meine Schutzkleidung einer Chemielaborantin zu lachen, aber das nahm ich kaum wahr. Erst als Todd mir die Schutzbrille vom Gesicht zog, wurde mir klar, dass sie ihn ebenfalls sehen konnten.
    „Wieso trägst du eine Aufmachung wie ein verrückter Wissenschaftler?“, flüsterte er und ließ die Schutzbrille zu Boden fallen.
    „Wieso hast du Thane an Avari ausgeliefert?“, antwortete ich mit einer Gegenfrage, während er mir den ersten Neoprenhandschuh so langsam abzog, als hätte es eine andere Bedeutung, als es in Wirklichkeit hatte.
    „Ich denke, das weißt du.“ Er nahm mir die Schere aus der Hand und steckte sie in seine Tasche, und als sein Blick auf meinen traf, ließ er zu, dass ich die Trauer in seinen Augen flirren sehen konnte. „Du hast doch sicher das meiste mitgehört.“
    „Du hast einen Deal mit Avari geschlossen, um Thane loszuwerden?“
    „Bei dem Deal ging es um Beweismaterial gegen Thane.“ Todd zog mir jetzt auch noch den zweiten Handschuh ab. „Wenn ich eine von den Seelen fände, die er eigentlich hätte abliefern müssen, hätten wir den Beweis, dass er mit Seelen handelt. Avari wollte überprüfen, ob Thanes letzte Reapings in der Unterwelt angekommen waren.“
    „Handeln? Im Tausch gegen was?“
    Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, ließ Todd den zweiten Handschuh zu Boden fallen. „Im Staatsgefängnis wartet ein Typ auf seinen Prozess. Ich habe die Seele des Mädchens eingesammelt, das er umgebracht hat. Ich habe gesehen, was er mit ihr gemacht hat. Wenn jemand eine Ewigkeit in Avaris Klauen verdient hat, dann er.“ Todd zuckte mit den Schultern. „Die Justiz kriegt also jetzt diesen Mistkerl, und Avari bekommt Thanes Seele, die älter und mächtiger ist.“
    In meinem Kopf drehte sich alles, richtig begreifen konnte ich es noch immer nicht. „Wann hast du dir das alles ausgedacht?“
    „In Scotts Zimmer im Lakeside.“ Für einen Moment starrte er auf seine Schuhspitzen, bevor er mich wieder ansah. „Ich war da, als du hereinkamst, und habe durch Scott mit Avari verhandelt.“
    Ich blinzelte perplex. Scott hatte also tatsächlich mit jemandem geredet. „Warum hast du mir nichts davon gesagt?“
    Er runzelte die Stirn. „Ich wollte nicht, dass du davon erfährst.“
    „Und warum nicht?“
    „Weil es nichts ändert. Avari hat recht, ich kann dich nicht retten. Aber ich habe gesehen, wie Thane dich in der Mittagspause gequält hat, und ich konnte nicht länger

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