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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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leichter für mich werden, wenn ich mir ihn nach meinem Tod mit Sabine zusammen vorstellte? Hatte es nicht irgendeine Bedeutung, dass ich überhaupt nicht an ihn dachte, wenn ich mit Todd zusammen war? Und dass ich einfach nur verlegen, aber nie wirklich enttäuscht darüber gewesen war, dass wir kein einziges Mal miteinander geschlafen hatten?
    Verband Nash und mich wirklich noch das, was wir am Anfang miteinander gehabt hatten, oder war ich nur noch aus Gewohnheit mit ihm zusammen? Oder vielleicht aus unangebrachter Loyalität?
    Meine Stimme klang belegt und brüchig, weil ich gegen die Tränen ankämpfte. „Es tut mir wirklich leid, Nash.“ Mir war bewusst, dass mindestens ein Dutzend Leute dem Spektakel beiwohnten, was hieß, dass wahrscheinlich noch mehr Versionen dieser Szene morgen die Runde machen würden.
    Nash blinzelte, verdattert und verletzt, denn das war nicht das, was er von mir zu hören erwartet hatte. Dann wurde er von seiner Wut übermannt, und seine Augen glühten, als er zu Todd sah. „Als Bruder bist du eine Niete. Halte dich von mir fern, oder ich befördere dich höchstpersönlich ins nächste Leben.“
    Todd stieß geräuschvoll die Luft aus. „Nash, warte. Ich weiß, du glaubst mir nicht, aber … das wollte ich nicht. Nicht so.“
    „Was auch immer. Es musste so kommen, nicht wahr? Und welchen Unterschied machen schon zwei Tage?“, giftete Nash. Sabine nickte mir anerkennend, fast respektvoll zu, so als hätte ich das Ganze hier nur veranstaltet, um ihr zu gefallen. Sie hatte schließlich bekommen, was sie wollte. Jetzt musste sie nur noch gegen die Erinnerung an eine untreue Ex antreten und nicht gegen eine auf tragische Weise verlorene Liebe. Nash bedachte unser Publikum mit wütenden Blicken, dann wandte er sich wieder mir und Todd zu. „Ein schönes Leben noch – so viel euch davon noch bleibt.“ Damit drehte er sich um und marschierte zusammen mit Sabine davon.
    „Das tut mir so leid, Kaylee“, sagte Todd, nachdem die beiden weg waren. Sein Blick flackerte unruhig über die Gesichter der Umstehenden, und ich wusste, dass ihm höchst unwohl dabei war, von so vielen Leuten gesehen werden zu können. Vermutlich hatte er sich seit seinem Todestag nicht mehr so entblößt gefühlt.
    „Es ist meine Schuld.“ Ich blinzelte die Tränen zurück und funkelte die sensationslüsternen Zuschauer an. „Habt ihr nicht irgendetwas auszurechnen?“
    Eingeschnappt gingen die Mathe-Freaks zurück zu ihrem Treffen und ich konnte hören, dass sie untereinander schon besprachen, was sie miterlebt hatten. Die anderen Schüler täuschten Desinteresse vor und kramten in ihren Spinden oder beugten sich über die Wasserbecken.
    „Ich muss nach Emma sehen“, flüsterte ich Todd zu. „Und du solltest wahrscheinlich besser gehen.“
    „Kann ich später vorbeikommen? Um zu reden?“, fragte er.
    „Ja, klar. Das wäre … gut.“ Natürlich war mir klar, dass das, was er mit Thane gemacht hatte, nichts am Ausgang der Geschichte ändern würde – ich würde sterben. Doch ich war sicher, dass zumindest ein paar kleine Details anders ablaufen würden, zum Beispiel, wer mein Reaper sein würde, jetzt, da der ursprünglich dazu bestimmte von der Bildfläche verschwunden war. Und wer konnte schon sagen, ob Todd nicht auch den Ort und den Zeitpunkt ein wenig verändert hatte?
    „Okay, ich sehe dich dann später.“ Er hob leicht die Arme, unsicher, ob wir uns mit einer Umarmung oder per Handschlag verabschieden sollten oder ob wir nichts dergleichen tun sollten.
    Sollte es eine Regel geben, wie man sich vom toten Bruder seines frischgebackenen Exfreundes verabschiedete, nachdem man ihn geküsst und den Ex damit wahrscheinlich in die Arme seiner Exfreundin getrieben hatte, so kannte ich sie nicht.
    „Für so etwas geben sie Reapern keine Anweisung“, flüsterte Todd mir verlegen zu, und ich musste lachen, trotz meiner noch immer feuchten Augen. Nur klang dieses Lachen schrecklich hohl.
    Ich hatte alles ruiniert.
    „Dann bis später“, sagte er, und ich legte die Hand auf seinen Arm, bevor er aus reiner Gewohnheit einfach verschwand.
    „Dieses Mal läufst du besser.“ Ich deutete mit dem Kopf zu der älteren Schülerin, die vor ihrem Spind stand und zu uns hinübersah.
    „Richtig.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen, drehte sich auf dem Absatz um und ging ein paar Schritte.
    Sobald er um die Ecke gebogen war – ohne sich noch einmal umzudrehen –, holte ich tief Luft und verdrängte das

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