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Beruehre meine Seele

Beruehre meine Seele

Titel: Beruehre meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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kann.“
    Hör nicht auf ihn, Todd, flehte ich still, als ich mich an der zweiten Tür vorbeischlich. Jetzt war ich nur noch wenige Meter von dem Zimmer entfernt, in dem sie sich aufhielten, zusammen mit demjenigen, den Todd in die Unterwelt geschleppt hatte. Ob es stimmt oder nicht, er sagt es nur, damit er sich von deinem Kummer ernähren kann . Wenn ich etwas begriffen hatte, seit ich von meinem nicht-menschlichen Erbe wusste, dann, dass Schmerz und Angst jeder Art die bevorzugte Währung in der Unterwelt waren.
    „Für Addy kann ich nichts mehr tun“, sagte Todd. Unterdrückter Ärger schwang jetzt in seiner Stimme mit. „Dafür hast du gesorgt.“
    „Und du hast dich schnell anderen Dingen zugewandt. Mir ist durchaus klar, was dein Geschenk an mich für Miss Cavanaugh bedeutet, und daher im weiteren Sinne auch für dich.“
    Als ich meinen Namen hörte, blieb ich reglos stehen, kaum einen halben Meter von der Tür entfernt. Mein Herz schlug wie wild, ich wagte nicht einmal mehr zu atmen, aus Angst, ich könnte die nächsten Worte verpassen.
    „Was sollte dich das interessieren, solange du gut ernährt wirst?“
    Avari lachte doch tatsächlich. „Mir wird es noch besser schmecken, wenn du erst erkennst, wie unnütz deine noble Tat ist. Dir muss doch klar sein, dass es nichts ändert, nicht wahr, Reaper? Es wird das Unvermeidliche nicht aufschieben. Eine heroische Geste deinerseits, trotzdem sinnlos durch schlechtes Timing und die Unausweichlichkeit des Schicksals. Sie wird sterben, pünktlich wie geplant, ohne je von deinem fehlgeschlagenen Versuch, sie zu retten, zu erfahren.“
    Das Herz klopfte mir bis zum Hals, dass ich dachte, es müsste zerspringen.
    Ich zwang mich dazu, Luft zu holen, sonst wäre ich noch in Ohnmacht gefallen. Trotzdem drehte sich alles um mich. Ich war verwirrt, aufgeregt und hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Alles zusammen verhinderte, dass ich mein Gleichgewicht wiederfand, meine ganze Existenz hing schief in den Angeln derjenigen Welt, die als Nächstes kommen würde.
    Und als Todd dann wieder sprach, hatte ich das Gefühl, als würden die Welten nie wieder aufhören, sich um mich zu drehen.
    „Mir geht es nicht darum, sie zu retten.“ Er sagte es fest und bestimmt, obwohl er hier in der Unterwelt keine Macht hatte. „Ich kenne meine Grenzen. Hier geht es darum, dass dieser Bastard nicht mehr an sie herankommt. Sie soll ihre letzten Tage nicht in Panik verbringen. Ich will sicherstellen, dass sein Gesicht nicht das Letzte ist, was sie sieht.“
    Er ? Ich ging den letzten nötigen Schritt nach vorn, mit meinem eigenen Puls wie Meeresrauschen in den Ohren. Verzweifelte Neugier trieb mich voran, war stärker als die Angst, stärker als alles, was ich je verspürt hatte. Die Hälfte des Raums konnte ich nicht sehen, aber ich sah Todd. Er stand in der Mitte des Raums, und dann erkannte ich auch, was zu seinen Füßen lag, das „Geschenk“, welches darauf wartete, von dem Hellion angenommen zu werden. Die Puzzleteilchen setzten sich alle zusammen, und endlich verstand ich, als hätte jemand einen Schalter in meinem Kopf umgelegt.
    Thane. Bewusstlos zusammengesunken und schlaff wie ein nasser Sack auf dem Boden, mit einem zugeschwollenen Auge über dem riesigen Bluterguss auf seiner Wange.
    Allerdings lieferte mir auch diese neue Information nicht die Antworten auf meine Fragen, die ich in dem Dunst von Dankbarkeit und Verwunderung, der um mich herumwirbelte wie der Unterwelt-Nebel, nicht einmal richtig formulieren konnte. Todd hatte Thane gestellt, ihn bewusstlos geschlagen, in die Unterwelt gebracht und ihn Avari angeboten, um ihn zu entsorgen. Oder vielleicht auch, um sich von ihm zu ernähren.
    Damit meine letzten Tage so friedlich wie möglich verliefen. Ob er es mir überhaupt sagen würde?
    Todd verschränkte die Arme über seinem weißen T-Shirt. „Fessle ihn, sperr ihn ein … tu einfach das, was du immer tust, um Leute hier zu halten.“ Denn Reaper konnten jederzeit in die andere Welt überwechseln, wann immer sie wollten. „Ich bin fertig mit euch beiden.“ Todd stieß mit dem Fuß gegen Thanes schlaffen Körper, und der bewusstlose Reaper rollte auf den Rücken. Ein weiterer Bluterguss auf seiner rechten Gesichtshälfte wurde sichtbar, der sich bis in den Haaransatz hineinzog.
    Entsetzt schlug ich die Hand vor den Mund, um den scharfen Atemzug zu unterdrücken. Doch Todd musste die Bewegung aus dem Augenwinkel bemerkt haben, denn er blickte zu mir, drehte sich

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