Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
triumphierenden Heulen an. Das jäh in einem Gurgeln unterging.
Vlains Lider zuckten, ehe er begriff, was geschehen war.
Ein Schatten fiel von der Decke. Grub dem Troll die rasiermesserscharfen Reißzähne in den Hals. Ließ ihn stöhnen und um sich schlagen.
Ein tellergroßes Loch in der Wand.
Ein krachendes Regal.
Fingerbreite Risse im Boden.
Der Schatten hielt die Bestie eisern umklammert.
Bröselnde Holzspäne rieselten über Jayden hernieder.
Der Bettler duckte sich unter den Hieben des Monsters und holte das Stilett hervor. Todesmutig machte er einen Bogen um das tobende Biest herum, wich schnell atmend einem neuerlichen Schlag aus und stieß Irrwig die Klinge von hinten in die Kniekehle.
Der knickte fast augenblicklich ein und stürzte rudernd vornüber.
Noch während er fiel, sprang ich elegant von ihm hinunter.
Dabei zog ich ihm Vlains Messer aus dem Nacken und das zweite Stilett aus dem Fuß. Eine gräuliche Flüssigkeit trat aus. Ließ das Biest große Augen machen.
Ohne zu zögern stach ich Irrwig die Klingen nebeneinander ins Brustbein und schlitzte ihn bis zum Bauchnabel auf. Ein schmatzendes Geräusch erklang. Der Stein teilte sich unter meiner Kraft kinderleicht.
Der Professor versteifte sich.
Dann begann er schmerzerfüllt und voller Hass zu jammern. Der Schnitt klaffte auseinander und Blut und Gedärme verteilten sich über den Boden. Das Leben wich aus ihm. Entsetzen verunstaltete die grotesken Züge, als er erkannte, dass der Tod ihn in meiner Gestalt ereilt hatte.
Ich versetzte ihm einen Tritt und ließ ihn vornüber stürzen. Rittlings hockte ich mich auf ihn, riss seinen Kopf zu mir heran und hauchte ihm etwas zu.
Er war geschlagen.
Meine Züge waren hart und mitleidlos, als ich zum Todesstoß ansetzte. Mechanisch nagelte ich das Organ, das sich nunmehr außerhalb seiner Brust befand, mit dem Stilett neben ihm in den Boden.
Irrwigs Leib zuckte ein letztes Mal. Dann verwandelte er sich zurück in den Menschen, der er einmal gewesen war. Zurück blieb eine aufgeschlitzte Männerleiche, über und über rot.
Ich sah auf.
Vlain zuckte zusammen, als Crevi ihm die Finger in den Arm grub. Ehe er aber etwas sagen konnte, explodierte ein gewaltiger Schmerz in seinem Kopf.
Er wurde blind, dachte zunächst sein Dämon hätte sich unerwartet an die Oberfläche gegraben, merkte jedoch schnell, dass er irrte. Es war, als verlange etwas gewaltsam Kontrolle über sein Bewusstsein, ganz ähnlich der sonstigen Übergriffe, und dennoch völlig anders. Ein Seelendieb? Nein, es konnte nur ein Amateur sein, so viel stand fest. Andernfalls hätte er nicht das Geringste bemerkt.
Doch es war bereits vorbei.
Er schob die Gedanken daran bei Seite. Er konnte es sich nicht leisten, nicht vollauf bei der Sache zu sein. Vielleicht hatte er es sich nur eingebildet.
» Beim Schöpfer«, wisperte Yve voller Ekel.
Vlain dagegen lachte laut auf und alle Köpfe wandten sich ihm zu. Es störte ihn nicht . »Er hat uns gerettet und der Dank ist diese Abscheu? Willkommen im Club, Adrian«, stellte er lakonisch fest und ließ sich von Crevi, die verwunderlicher Weise keine Anstalten machte, von seiner Seite zu weichen, auf die Beine helfen.
Ich rutschte von der Leiche herunter und drehte sie mit dem Fuß auf den Rücken. Tote Augen starrten zur Decke. Ich schloss sie. Jayden war an meiner Seite und hatte eine Zange gezückt. Wortlos ging er an die Arbeit.
Ich wandte dem Debakel den Rücken zu und räusperte mich: »Seine Adresse ist der Ginsterweg, Hausnummer 16. In einem Geheimfach im Sockel seines Kamins.«
Niemand fragte, woher ich das wusste.
Ennyd, der sich mühsam aufrappelte, verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Sein Hals war geschwollen und ein dünnes Rinnsal an Blut sammelte sich in seinem Mundwinkel. »Gut«, krächzte er. »Jayden operiert Irrwig die Perle aus. Crevi und ich machen uns auf den Weg zu seinem Haus und holen den Brief. Adrian und Vlain? Ihr entsorgt die Leiche. Und du, Yve, kannst Jay gleich dabei helfen, diese Schweinerei hier zu beseitigen. Danach treffen wir uns – hoffentlich vor Sonnenaufgang – oben in der Küche. Fragen? Gut. Dann nichts wie an die Arbeit.«
Er nickte Crevi zu, die ihm widerstandslos die Kellertreppe hinauffolgte.
Vlain sah ihr nach, wie er gleich darauf unzufrieden bemerkte. Er lockerte seine verspannten Muskeln und überprüfte, ob er sie alle soweit bewegen konnte. Mehrere Brüche und das gleich zweimal innerhalb von drei Tagen waren ein wenig
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