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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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vernichtet.
    Trotzdem hatte er wohl kaum eine andere Wahl gehabt, als meinem Bitten folge zu leisten.
    Crevi kam meine Anfrage insofern entgegen, als dass sie schlichtweg von dem Wunsch beherrscht wurde, nach Hause zu kommen. So viel hatte sie Vlain anvertraut.
    So saß sie also im gegenwärtigen Moment so nah neben ihm, dass er nur die Hand hätte bewegen müssen, um sie ganz vorsichtig zu berühren. Doch das wollte er lieber nicht riskieren. Dafür war die letzte ihrer Wunden, die er so gedankenlos gerissen hatte, noch zu frisch.
    Verdammt, er hatte ihr niemals so wehtun wollen.
    Geduldig wartete er ihre Reaktion auf seine Ausführungen ab.
    Denn wenn er eines aus ihrem Abenteuer gelernt hatte, dann war es dies: Keine Lügen mehr. Deswegen hatte er sich ganz fest vorgenommen, von nun an mit offenen Karten zu spielen.
    Daher versuchte er nun, so gut es ihm möglich war, darzulegen, was ihn jemals dazu gebracht hatte, im Auftrag der Bande ihren Vater zu ermorden. Er wollte Crevi nichts mehr verschweigen, er wollte ihr alles sagen, was er nie über die Lippen gebracht hatte, sich ihr erklären und hoffen, beten, dass sie ihm irgendwann verzeihen möge.
    Er hatte einfach viel zu viele Fehler gemacht! 
    » Ich verstehe«, sagte Crevi schließlich, das Gesicht von ihm abgewandt und nach draußen auf die ersten Fassaden der vorbeiziehenden Häuser gerichtet.
    Soeben hatte ihr Gefährt, das sie in Ganien erbeutet hatten, die Stadttore Linelle Falahs passiert und fuhr nun durch die Vorstadt der Metropole des Südens. Jayden saß auf dem Kutschbock, Yve, die sich weitestgehend von ihrer Verletzung erholt hatte, an seiner Seite.
    Die Rebellin war in der Hoffnung, ihren Freund Reird hier anzutreffen, mit ihnen gekommen und Jayden, der sie wohl nicht so einfach hatte ziehen lassen können, hatte sie begleitet.
    Seltsam, dachte Vlain manchmal, wie lange sie schon eine Art Team waren. Wenn es auch nicht mehr diese Bezeichnung war, die ihr Verhältnis am besten beschrieb.
    Er konnte Crevis Stimme entnehmen, dass es nicht einfach für sie war. Was er wiederum verstehen konnte.
    Er hatte nun einmal ihren Vater ermordet. Das konnte er nicht ungeschehen machen, so sehr er es vielleicht gewollt hätte.
    Die Wahrheit aber war, er wusste nicht, ob er das, was er getan hatte, wirklich bereute .
    Der Schöpfer war ein Verbrecher.
    Tausendfacher Mörder an Unschuldigen.
    Der Zerstörer abertausender Menschenleben.
    Vlain konnte wohl kaum von sich selbst sagen, dass er ein besserer Mensch sei, doch den Tod hatte Joseph Sullivan verdient. So oder so. Seine Zeit auf dieser Erde hätte längst vorbei sein sollen.
    » Ich kann verstehen, wenn du mich, nach allem, was passiert ist, nie wieder sehen willst«, gab er nach einer Weile zu, um es ihr zu erleichtern.
    » Aber du möchtest, dass ich weiß, dass es dir leid tut, du alles ungeschehen machen würdest, wenn du nur könntest, und mich immer noch liebst«, fasste Crevi jedes unausgesprochene Wort seinerseits kurz und bündig zusammen, zog abwartend eine Augenbraue hoch und wirkte dabei so unversöhnlich, dass er unwillkürlich die Schultern sinken ließ und sich in der Kutsche zurücklehnte. »Ist es so?«
    Er ließ sich ihre Ausführungen eine Weile durch den Kopf gehen, meinte dann : »Nicht ganz, Miss Sullivan, aber fast.« Versuchte es mit einem frechen Grinsen: »Ja, es tut mir leid. Nein, ich möchte nicht alles ungeschehen machen, weil ich dich sonst niemals kennen gelernt hätte, und wieder ja, ich empfinde immer noch etwas für dich.«
    Er erkannte, wie sie ganz kurz nur die Mundwinkel verzog und schlagartig wieder ernst wurde . »Du bist ein richtiger Idiot, weißt du das?«
    » Wär ich nie drauf gekommen, wenn du mir das nicht ständig sagen würdest.«
    Sie boxte ihm schwach in die Seite und schnaubte. »Würde es dir gelingen, dich noch ein paar Sekunden lang zusammenzureißen?«
    » Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«
    » Wäre nicht schlecht«, entgegnete sie, also nahm er sich zusammen und lächelte dünn.
    » Ich bin ganz Ohr. Was wolltest du mir sagen?«
    Crevi schien ein paar Minuten darauf herumzukauen, so dass er schon fast dachte, sie hätte es sich anders überlegt. Begann dann vorsichtig: »Vlain?«
    » Hm?«
    » Du warst nie der Held, an den ich immer geglaubt habe, was?«
    Ihre Frage überraschte ihn.
    »Nein, ich denke nicht«, antwortete er ihr. »Ich schätze, du musst mich nehmen, wie ich bin. Oder eben nicht, was ich dir nicht verdenken kann.«
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