Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
nickte, zögerlich.
Und erneut ging es hinaus in die nasse Sommernacht.
Hinter einer Häuserecke warteten sie. Im Schatten, damit der fremde Soldat nicht auf sie aufmerksam wurde.
Die Pferde waren bei ihnen. Sie hatten die Tiere und ihr Gepäck aus dem Gasthaus, in dem sie untergekommen waren , geholt. So unauffällig, wie es möglich war. Danach hatten sie sich mit Yve und Reird an der dunklen Ecke, in der sie nun hockten, getroffen.
Tatsächlich sah sie niemand, außer uns. Wieder lächelte mein Gegenüber.
Reird schlenderte auf den fremden Soldaten zu, während Crevi, Vlain und Yve beobachteten.
Crevi konnte erkennen, wie er ein paar Worte mit dem anderen wechselte, dann nickten sich die beiden zu und der Mann verschwand.
»Jetzt«, flüsterte Yve und stand auf. So geschmeidig, als täte sie so etwas ständig, schlich sie um die Häuserecke, winkte Crevi und Vlain ihr zu folgen.
Gemeinsam näherten sie sich dem kleinen Wachtturm, der einen Nebeneingang durch die Mauer markierte. Reird eilte die Treppen des Turmes, die er eben hinauf gegangen war, wieder hinunter, stieß zu ihnen und zog einen großen Schlüssel hervor.
Er passte. Klickend öffnete er das Schloss und der Weg war frei.
Die moosüberwucherte Tür öffnete sich.
Crevi hörte, wie Yve die Luft einsog. »Warum haben wir das nicht schon viel früher getan?«
» Vielleicht, weil ihr uns sonst verpasst hättet.« Vlain legte ihr kurz eine Hand auf die Schulter. Die Geste hatte etwas Drängendes.
» Ihr könnt gehen. Aber ich werde euch hier verabschieden«, machte der junge Soldat seinen Standpunkt klar. Reird presste die Lippen fest aufeinander.
Vlain trat kurzerhand durch die Tür und war in der dunklen Nacht verschwunden.
»Danke, dass du uns geholfen hast.« Mit diesen Worten wollte Crevi ihm nachgehen, verharrte dann aber auf halbem Weg, um auf ihre neue Verbündete zu warten.
Zögerlich trat Yve auf den jungen Soldaten zu. Es schien, als koste sie dieser Schritt ziemliche Überwindung . »Dies ist der Moment, auf den ich mein ganzes Leben gewartet habe.«
» Ich weiß.«
» Reird…« Ihre Hand strich voller Zuneigung über seine Wange.
» Yve.«
Crevi merkte, wie seine Stimme zitterte. Als das Mondlicht über sein Gesicht huschte, erkannte sie, dass seine Augen glänzten. Wird mich eines Tages wohl auch ein Mann so ansehen? Ihre Finger gruben sich in die erdige Mauer, an der sie sich abstützte.
» Ich weiß, wie sehr du dich nach Freiheit sehnst. Ich will dich nicht aufhalten«, sagte er und winkte ab. »Du hast es verdient.«
» Danke.« Es war kaum mehr als ein Flüstern.
Dann wurde er plötzlich sehr ernst. Er holte Tief Luft, brachte die Worte hervor, die er wohl schon viel zu lange für sich behalten hatte . »Ich liebe dich, Yve.«
» Oh, Reird.« Yve schüttelte ergriffen den Kopf. »Das ist jetzt wirklich ein schlechter Zeitpunkt für so was.«
» Tut mir leid. Aber es ist der letzte, der noch geblieben ist«, murmelte er hilflos.
Es sah so aus, als wollte die Rebellin noch etwas sagen, tat es aber nicht. Stattdessen warf sie sich voller Kummer in seine Umarmung, die ihre tiefe Verzweiflung besser ausdrückte, als jedes Wort es gekonnt hätte . »Ich komme wieder«, schluchzte sie. »Versprochen.«
Er hielt sie umklammert, als würde sein Leben davon abhängen.
Crevi wollte den Blick abwenden, konnte es aber nicht.
Yve löste sich von ihm, gab ihm einen liebevollen Kuss und machte einen Schritt rückwärts. »Ziehen wir das nicht unnötig in die Länge«, sie lachte und weinte zugleich. Hastig fuhr sie sich mit dem Handrücken über die Augen und wischte die Tränen fort. »Ich werde dich nicht vergessen.«
» Ich dich auch nicht.« Kaum hörbar fügte er ein »niemals« hinzu.
Yve packte Crevi am Arm und zog sie mit sich . »Komm!«
Hinter ihnen schlug die alte Mauertür quietschend ins Schloss, als Yvena Catah ihren Reird Laine allein zurückließ.
III . Skogak
8. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht
Reist nach Norden. Und genau das taten sie. Ebenso wie wir.
Es musste eine Ironie des Schicksals sein, dass ich das Reisen aus tiefstem Herzen verabscheute, doch es ließ sich nicht ändern.
Wir sind schließlich nichts als Gedanken. Ebenso vergänglich wie ein Flüstern im Wind. Es steht uns nicht zu Widerworte einzulegen oder Fragen zu äußern.
In diesem Fall amüsierte es mich, dass ich tatsächlich jemanden fand, dessen Laune noch einen Tick schlechter war als meine.
Sobald
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