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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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näher und näher.
    »Es sieht wunderschön aus«, meinte Crevi lächelnd. »Ganz anders als zu Hause.«
    Zum ersten Mal seit sie Ral’is Dosht hinter sich gelassen hatten, hob sich auch Vlains Stimmung.
    Sie legten an. Hinter ihnen eilten die Matrosen auf und ab und brüllten Befehle. Leben erfüllte das Schiff. Die Rufe schallten über Deck und weckten die übrigen Passagiere, die noch nicht gemerkt hatten, dass sie in den Hafen eingelaufen waren. Vermischten sich mit dem allgegenwärtigen Trubel, der nun entstand. 
    Die Planken wurden herabgelassen und man kündigte an, dass die Reisenden von Bord gehen dürften.
    » Gehen wir«, sagte Crevi und dieses besondere Funkeln glomm in ihren Augen auf, das immer dann zum Vorschein kam, wenn ihr etwas besonders gut gefiel.
    Sie ließ sich von einem der Matrosen vom Schiff helfen.
    Vlain hatte sich schon halb zum gehen gewandt, da vernahm er Yve hinter sich: »Sieh sie nicht immer so an.«
    » Wie sehe ich sie denn an?«, erwiderte er belustigt.
    » Als wäre sie dein allergrößter Schatz, den du behüten müsstest.«
    » Ich muss sie doch auch behüten.«
    » Schon. Aber das in deinem Blick…das bist nicht du.« Yve schenkte ihm ein Schulterzucken und ließ ihn stehen.
    Kurz dachte er über ihre Worte nach. Vermutlich hatte sie Recht. Der volle Mond rückte stetig näher und sein Dämon war hungrig und unruhig. Er drängte danach, sein wohlverdientes Fleisch zu erhalten.
    Vlain straffte sich und eilte den beiden, die bereits an den Docks auf ihn warteten, hinterher.
    » Wohin gehen wir?« Yve schaute den Menschenmassen nach, die in die verschiedensten Richtungen davon strömten.
    Söldner, Schmuggler, Seeräuber, Scharfrichter, Sklaven, die entlaufen waren und hierher in das sklavenfreie Elenyria vor ihren Herren geflüchtet sein mussten. Kurzum: Sünder. 
    Vlain durchschaute sie alle als das, was sie waren. Abschaum . Wie ich. Nur, dass niemand mich durchschaut. Solch Gesindel gab es überall auf der Welt. Und in Häfen wie diesen traf er aufeinander.
    » Wir haben kein klares Ziel vor Augen«, fügte Yve hinzu.
    » Das«, merkte Vlain an, »habe ich schon die ganze Zeit über gesagt.«
    Eine Weile standen sie unschlüssig beisammen.
    Verschleierte Priesterinnen, spärlich bekleidete Hafenhuren, Gelehrte, Ärzte und Professoren in weiten Roben, edle Damen aus den fernen Wüstenlanden, deren dunkle Haut sich gegen die hellen Stoffe ihrer gewickelten Tuniken abhob und nackte, spielende Kinder vervollständigten das Hafengemälde.
    Es roch nach Salz und Fisch und Vlains Magen begann angesichts der Verkaufsstände, die geröstete Krabben, Muscheln und flambierten Tintenfisch anboten, zu knurren.   
    In all dem kunterbunten Treiben hätte er den dürren, in Lumpen gehüllten Mann, der sich zwischen die Leiber schob und jedem, an dem er vorbei kam, die kränklich blassen Hände entgegen streckte, beinahe übersehen.
    Ein Bettler , erkannte er.
    Vlain stellte fest, dass die ekelhafte Gestalt sich nun in ihre Richtung wandte.
    »Lasst uns schon mal losgehen«, drängte er, um dem unliebsamen Gesellen aus dem Weg zu gehen. Er vermied es, zu dem Mann hinüberzuschauen. Bettler konnten überaus lästige Menschen sein, vor allem, wenn man so aussah, als habe man Geld.
    Yve wollte sich schon in Bewegung setzen, da hielt Crevi sie zurück.
    »Seht mal, da.« Ihre graublauen Augen waren direkt auf den Bettler gerichtet.
    » Was ist mit ihm?«, brummte Vlain. »Kommt weiter, bevor…«
    Da war es bereits zu spät und der Mann hatte sie erreicht.
    »Ein paar Taler, nur ein paar Taler…«, lallte er so unverständlich, dass die Bezeichnung Kauderwelsch noch freundlich war. Vlain war nicht einmal sicher, ob er Elenyrisch sprach. 
    Fakt war, er stank erbärmlich.
    »Wir haben nichts«, sagte Yve und zeigte dem Mann ihre leeren Hände.
    Vlain und sie wichen vor ihm zurück.
    Zu seiner Erleichterung zog der Kerl weiter.
    » Wir hätten ihm doch etwas geben können«, meinte Crevi. »Er ist so schrecklich abgemagert.«
    » Damit er das Geld für irgendeinen Mist ausgibt?« Yve schüttelte den Kopf.
    Vlain bemerkte, dass sie verärgert war und schenkte Crevi einen Blick, der ihre Erwiderung im Keim erstickte.
    Zu dritt bogen sie in eine kleine Gasse ein, die fort vom Hafen führte. Je weiter sie ins Netz der Straßen vordrangen, desto öfter wurden die kleinen Buden von Fachwerkhäusern ersetzt, bis sie schließlich in ein Wohngebiet vordrangen, wo der stetige Verkehr aus Droschken

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