Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
Haar nass an den Kopf geklebt.
»Ich glaube, das Problem hat sich erledigt.«
Durch das Regenwasser aufgeschreckt, kamen ihre beiden Freunde wieder zu sich.
Reird stemmte sich mühsam und irritiert auf die Beine. Er stöhnte und betastete die Beule an seiner Schläfe. »Was…was…« Bevor er noch etwas sagte, erfasste er Vlain und wollte sich auf ihn stürzen, aber Yve schnitt ihm den Weg ab.
» Was machst du denn? Du bist völlig durcheinander«, sprach sie auf ihren Freund ein. »Du bist mit ihr aneinander gestoßen, als es ein paar unwichtige Streitigkeiten gab, das ist alles.«
» Vlain?« Crevi stand auf zittrigen Beinen und suchte den Blick des Dämons.
» Ich bin da.« Sofort war er an ihrer Seite und nahm sie schützend in den Arm.
Die junge Frau konnte sich anscheinend an nichts erinnern.
Besser so.
»Was…?«
» Wir haben alles geregelt«, erklärte er ihr behutsam. »Yve wird uns begleiten. Sie hat von ihrem Onkel die Aufgabe übertragen bekommen, uns an seiner Stelle zu helfen.«
Yve zog die Augenbrauen zusammen. Das hatte sie ihm gar nicht direkt gesagt!
» Vielleicht sollten wir erst einmal ins Trockene kommen«, schlug Reird vor, der Vlain noch einmal kritisch musterte.
» Zu dir?«, fragte sie ihren Freund.
Er bestätigte mit einem Nicken.
Als Reird Laine die Tür aufschloss und sie nacheinander hereinbat, fühlte Crevi wie Müdigkeit in ihre Glieder kroch.
Die Wohnung war klein. Alles wirkte eng und vollgestopft und es war kaum eine Stelle zu entdecken, an der nicht irgendetwas herumlag.
Es musste eine Ewigkeit her sein, dass hier zuletzt jemand aufgeräumt hatte.
Reird wusste das wohl selbst, denn er räumte peinlich berührt einige Klamotten vom Sofa und bat sie , Platz zu nehmen.
Seufzen d ließ Crevi sich auf das Sofa fallen. Vlain nahm neben ihr Platz.
Ihr Kopf schmerzte.
Yve, wie die Frau ihnen erlaubt hatte, sie zu nennen, streifte die Jacke aus und holte etwas aus einer der Taschen. Dabei fiel ihr auf, dass das Hemd der Frau an einer Stelle eine gerissene Naht aufwies, als hätte jemand daran herumgezerrt.
Vermutlich halluzinierte sie bereits. Das wäre nicht verwunderlich, so wie sich ihr Kopf anfühlte. Kraftlos ließ Crevi sich tiefer in die Kissen sinken und legte die Arme vor der Brust zusammen.
» Wie geht es dir?«, fragte Vlain sie besorgt. Auch er wirkte mitgenommen.
» Mir ging es schon mal besser.«
Reird kam aus der Küche, ein Tablett mit Tee auf der Hand und gab jedem einen Becher.
Der süßliche Geschmack des Früchtetees besserte Crevis Laune ein wenig.
» Willst du den Brief lesen?«, wurde sie von Yve, die sich in den Sessel ganz in ihrer Nähe gefläzt hatte, gefragt. Nachdem der junge Soldat das Tablett auf den Tisch gestellt hatte, setzte er sich halb auf die Sessellehne neben ihr.
Ohne große Freude nickte Crevi.
Die Rebellin hielt ihr eine kleine Silberdose hin, in der ein gefaltetes Stück Papier lag.
» Du musst es nehmen, ich kann es nicht anfassen.«
Crevi tat wie geheißen und befühlte das Pergament. Es war genau dasselbe, wie das, auf dem der erste Brief verfasst gewesen war. Sie faltete es auseinander.
»Willst du uns vorlesen?«, schlug Vlain vor.
» Wär nicht schlecht«, schloss Yve sich ihm an.
Also tat sie es.
Meine liebe Crevi,
Du hast meinen alten Freund Edd erreicht? Gut! Ich bin stolz auf Dich.
Die erste Etappe Deiner Reise wäre geschafft. Ich hoffe, dass er Dir ausreichend Informationen geben konnte, um Dich auf das Bevorstehende vorzubereiten.
Kleines? Du bist etwas ganz Besonderes. Du bist nicht wie die anderen Menschen.
Dessen musst Du Dir allzeit bewusst sein. Du hast die Macht, Dinge zu verändern und neu zu erschaffen. Das ist eine außergewöhnliche Gabe.
Da Du, meine Tochter, mit diesem Talent gesegnet bist, muss ich Dich bitten , Dich einer Aufgabe anzunehmen. Du weißt, was vor langer Zeit geschehen ist.
Der Schöpfer beraubte die Menschheit ihrer Schwächen und machte sie zu unbesiegbaren Waffen. Vor meinem Tod habe ich lange Zeit versucht, diesen verfluchten Menschen zu helfen, da viele von ihnen meine Freunde waren. Ich habe versucht einen Weg zu finden, um sie von ihrem Schicksal zu erlösen, doch bin gescheitert. Ich habe gesehen, wie sie litten und konnte doch nur tatenlos zusehen.
Wenn Du gesehen hättest, was ich sah, Du würdest mich verstehen.
Mein Werk, Crevi, darf nicht unvollendet bleiben. Es könnte ganzen Generationen ein glückliches Leben schenken.
Du weißt,
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