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Besatzungszone Erde - dystopischer Roman (German Edition)

Besatzungszone Erde - dystopischer Roman (German Edition)

Titel: Besatzungszone Erde - dystopischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Franosch
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Nach einem großen Schritt im Raum machte er ein Drehung auf dem Absatz und schloss die quietschende Tür. Wieder drehte er sich auf dem Absatz um. Verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und trat zwei weitere Schritte näher an den Tisch. Er starrte Nathan, mit seinem gesundem Auge interessiert an und begann, nach für Nathan sich ewig anfühlenden Zeit, in einer völlig übertrieben Betonungen, jeder ausgesprochenen Silbe zu sprechen an:
       »Einen schönen Guten Morgen, Mr. Nathan Daniels, wünsche ich Ihnen! Ich vermute, dass jemand in ihrer Position, Mr. Nathan Daniels, genau weiß wer ich bin. Aber um der Etikette gerecht zu werden, würde ich mich trotzdem gerne persönlich vorstellen. Ich bin Colonel Nikolai Uwarow. Ich bin wie Sie, Mr. Nathan Daniels, vermutlich bestens darüber informiert sind, der oberste Kommandant der menschlichen Quawatruppen. Sie können von Glück sprechen, dass ich mich persönlich ...« Nathan konnte sich das nicht weiter ruhig anhören.
       »Wo ist mein Frau?«
    Colonel Uwarow atmete tief durch. Befeuchtete seine Lippen mit Hilfe seiner Zungenspitze. Dann sprach er im monotonen und im völlig emotionslosen Ton weiter:
       »Wenn ich mir Ihr Gesicht genauer anschaue, Mr. Nathan Daniels, sehe ich jemand, der gelernt haben sollte, dass er mit den wahren Vertretern der Quawa besser kooperieren sollte. Doch was tun Sie, Mr. Nathan Daniels? Sie sind unhöflich und unterbrechen mich! Mich, den Vertreter der Quawa! Als Zivilperson würde ich jetzt darüber stehen, Mr. Nathan Daniels. Jedoch vertrete ich, sobald ich diese Uniform überstreife, die Quawa. Und eine Respektlosigkeit mir gegenüber, ist damit gleichbedeutend mit einer Respektlosigkeit gegenüber den Quawa, Mr. Nathan Daniels! Und mangelnder Respekt vor den Herrschern, ist gleichbedeutend mit einer Beleidigung der Quawa. Das ist ein sehr schwere Anschuldigung, auf die eigentlich die Todesstrafe stehen muss! Aber da ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand wie Sie, Mr. Nathan Daniels, der doch so ein schönes Leben durch unsere geliebten Befreier genießt, wirklich so provokant gegen die Quawa vorgehen wollte, drücke ich mal ein Auge zu. Das fällt mir ja leicht, da ich ja damit eh nicht viel anfangen kann. Aber das andere, gesunde Auge, werde ich nicht auch noch zudrücken, Mr. Nathan Daniels!« Colonel Uwarow machte eine Pause. Vielleicht wollte er Nathan Zeit geben, damit er über seinen Scherz lachen konnte. Womöglich testete er aber auch, ob Nathan verstand, dass in diesem Raum nur einer unaufgefordert spricht und zwar Colonel Nikolai Uwarow. Jedenfalls entschied sich Nathan lieber, nichts zu sagen.
    »Nun ja, Mr. Nathan Daniels, wo bin ich denn stehen geblieben, bevor Sie hier Ihre gute Erziehung vergaßen? Ah ja! Ich wollte Ihnen nochmals dazu Gratulieren, weil Sie so ein Glück haben, mich persönlich bei dieser Unterredung begrüßen zu dürfen. Ich meine nicht deswegen, weil ich keinen menschlichen Vorgesetzten habe, Mr. Nathan Daniels, und damit ziemlich freie Hand dabei habe, wie es mit Ihnen weitergehen wird. Sondern weil Sie, Mr. Nathan Daniels, und ich uns sehr ähnlich sind. Deswegen sind Sie mir natürlich sehr sympathisch und außerdem kann ich mich vermutlich sehr gut in Sie ...« Eine Gedankenpause trat ein. Colonel Uwarow sah Nathan auffordernd an. »Na, mir fehlt das Wort. Wie sagt man? In jemand sich hineinfinden? Nein, das ist es nicht. Nun helfen Sie mir doch bitte, Mr. Nathan Daniels!«, bat der Soldat. Nathan sagte kleinlaut: »Hineinversetzen.«
    Der Offizier drehte sein rechtes Ohr zu Nathan und sagte:   »Tut mir Leid. Ich habe Sie akustisch nicht verstanden, Mr. Nathan Daniels.«
       »Sich in jemanden hineinversetzen, heißt es«, sagte Nathan nun einiges lauter. Der Soldat lächelte scheinbar freundlich und führte seinen Monolog fort: »Ah genau. Ich wollte sagen, ich kann mich sehr gut in Sie hineinversetzen, Mr. Nathan Daniels. Wobei mir diese Wissenslücke, gerade eben wieder genau zeigte, warum ich mich mit der Ähnlichkeit zwischen uns vielleicht doch etwas irre. Zwar verliefen unsere familiären Vorgeschichten sehr ähnlich, jedoch gab es doch hie und da Unterschiede in unseren Biographien, die Ihnen eine hervorragende Bildung ermöglicht haben, während ich mir meine auf etwas schwierigeren Wegen selbst erarbeiten musste. Nun eigentlich ergibt es eine sehr interessante Geschichte, wenn man unsere Lebenswege miteinander vergleicht, Mr. Nathan Daniels. Deswegen seien

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