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Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Titel: Beschuetz Mein Herz Vor Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asta Scheib
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durch den Kopf gehen lassen.
    Dazu kam er nicht. Schon in der nächsten Nacht holte man Kaspar Lechner wieder zum Gasthof »Adler«. Die Nachbarn hatten Schüsse aus dem Anwesen gehört, und Lechner, begleitet von Oberwachtmeister Kerzl, erinnerte die feiernden SA-Leute zunächst nur höflich an die Einhaltung der Polizeistunde. Ein Standartenführer, dem gestern der Wasensteiner Bartl eine Ohrfeige gegeben hatte, schrie sofort, als Lechner erschien, daß dieser eine schwarze Sau sei.
    »Raus hier, du schwarzer Pfaffenknecht.«
    Lechner blieb ruhig, hielt auch Kerzl zurück, der drohend auf den Standartenführer zugehen wollte.
    »Jetzt ist Polizeistunde. Wer was dagegen hat, kann das auf der Polizeiwache sagen.«
    Ein anderer SA-Mann sprang auf, versuchte Lechner anseiner Uniform zu packen. Doch Lechner schob ihn weg, wobei sein Angreifer schrie: »Der soll raus hier, der hat mich schon mal geschmirgelt. Dem hab ich sowieso schon lange Rache geschworen.«
    Kaspar Lechner hatte in seine Hosentasche gegriffen, um sein Schneuztuch herauszuholen. Der Oberleutnant deutete das falsch, riß ihm die Hand aus der Hosentasche, schrie hysterisch: »Da seht ihr es, der greift gleich nach der Waffe.«
    Darauf erwiderte Lechner grinsend, daß der Oberleutnant sich aber gut auskenne. Es gäbe keinen Polizisten, der die Waffe in der Hosentasche trage. Diese sei bekanntlich hinten in der Gesäßtasche untergebracht.
    Der Oberleutnant wurde rot vor Wut. Er verbat es sich, daß Lechner sich über ihn lustig mache.
    »Du wirst schon sehen, du scheinheiliger Hund, wer hier zuletzt lacht. Denk nur nicht, wir wüßten nicht, daß du vom Pfarrer gestopft wirst.«
    Diesen Verdacht hörte Lechner zum erstenmal. Er vergaß vor Zorn alle Vorsicht und brüllte: »Jetzt hör auf mit dem saudummen Geschwätz – ich will wissen, wer hier geschossen hat und warum!«
    Oberwachtmeister Kerzl hatte es schon gesehen. Die Fotos an den Wänden der Gaststube, auf denen die geistliche Prominenz von Wiesham und dem Landkreis Bad Tölz zu sehen war, hingen zerschossen in den Rahmen. Kerzl wurde blaß vor Empörung.
    »Ihr habts ja vor nix Respekt, nicht amal vor dem Bischof.«
    Daraufhin brüllten die SA-Leute vor Lachen, und ein Oberfeldwebel fragte Lechner, ob sie den Bischof einmal persönlich kennenlernen wollten.
    »Den bring ich euch, wenn ihr wollt, sogar in der Unterhose. Gar kein Problem.«
    »Der Pfaffe hat doch gar keine Unterhose«, grölten die anderen. »Der hat doch höchstens ein lila Nachthemd.«
    Ein Sturmbannführer kam schließlich auf die Beamten zu, bat sie in ruhigem Ton, sich zurückzuziehen. Die Leute seien alle sturzbesoffen. Es könne nur noch schlimmer werden. Lechner und Kerzl sahen ein, daß die Situation gefährlich war. Sie gingen zurück zur Polizeiwache, wobei Kerzl vor sich hin fluchte, ob denn um den Hitler rum eigentlich alle Bazi seien.
    Kaspar Lechner kam am Abend des darauffolgenden Tages zu Therese, um ihr von den neuerlichen Querelen zu berichten.
    »Jetzt muß ich mir nix mehr überlegen. Jetzt muß ich’s melden. Die Leute vom Ort lassen mir keine Ruhe mehr.«
    Der Vorfall hatte sich in Wiesham rasch herumgesprochen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann das Bezirksamt davon erfahren würde und die Staatsanwaltschaft des Landgerichts. Daher schrieb Lechner seinen Bericht und verschwieg auch nicht, daß er nicht imstande gewesen sei, die Personen zu ermitteln, die auf die Bilder der Geistlichkeit geschossen hätten. Er nannte jedoch alle Namen der anwesenden Parteiprominenz, die ihm bekannt waren.
    Flüsternd las Lechner Therese seinen Bericht vor. Therese riet ihm, lieber die Namen der Beteiligten wegzulassen.
    »Das entschärft vielleicht Ihren Bericht, und Sie ziehen nicht die Rache einzelner SA-Führer auf sich.«
    Der Verzicht darauf, seine Widersacher namhaft zu machen, fiel Kaspar Lechner schwer. Doch er sagte sich, daß in der Partei ohnehin einer den anderen decken und niemand zur Rechenschaft gezogen würde. Lechner seufzte.
    »Ich glaub auch, daß es besser ist, sonst sorgen die dafür, daß ich gleich nach Dachau komm.«
    Kaspar Lechner traute Therese ein Urteil zu. Er sah hinter der abgemagerten Jüdin, die er seit zwei Jahrenversteckte, immer noch die schöne Tochter der Familie Suttner, bei der seine Schwester so lange Dienstmädchen gewesen war. Kaspar Lechner war bei der Hochzeit Thereses mit dem Dermatologen Doktor Leon Rheinfelder dabeigewesen, und er wußte durch Anni, daß Therese ein

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