Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
Vom Netzwerk:
die Augen, und konzentriere dich darauf, empfänglich zu sein. Denk daran, ich kann deine Seele nicht zwingen, zurückzukehren. Sie muss kommen wollen, und du musst sie aufnehmen.“
    „Ich bin bereit.“
    Bei der Göttin, sie wünschte, sie wäre es auch.

29. KAPITEL
    B righid griff in ihre Westentasche und holte den türkisblauen Stein heraus. Sie hielt ihn fest in der Faust und schloss die Augen. Stell dir vor, es ist eine Jagd, sagte sie sich.
So anders ist es gar nicht. Heute suche ich anstelle eines Tieres einfach eine abgesplitterte Seele
. Sie nahm einen langen, tiefen Atemzug und zentrierte sich. Wie immer vor der Jagd, stellte sie sich ein mächtiges Licht vor, das unten in ihrer Wirbelsäule seinen Ursprung hatte, und als sie ausatmete, floss dessen Kraft um sie. Mit dem nächsten Atemzug stellte sie sich vor, das Licht einzuatmen, sodass es sich in ihrem Körper ausbreiten konnte. Dann atmete sie aus und erfüllte die Luft mit dem hellen, machtvollen Licht.
    Während sie damit fortfuhr, malte sie sich aus, wo sie mit der Jagd beginnen würde – und wankte einen Moment. Wo war ihre Beute? Normalerweise schickte sie ihre Gedanken in den umliegenden Wald aus, hielt Ausschau nach dem umherflitzenden Funken, der bei jedem Tier anders war, den sie aber stets eindeutig spüren konnte. Sobald sie das Licht des Tieres gefunden hatte, zeigte es ihr, wo sie nach ihrer Beute suchen musste. Doch Cu sah so aus wie immer – sie hatte keine Ahnung, von welcher Farbe sein spirituelles Licht war oder ob er überhaupt eins hatte. Dementsprechend wusste sie auch nicht, wo seine Seele zu finden war.
    Sollte sie ihre Meditation unterbrechen und ihn nach seinen Lieblingsorten fragen? Nein. Er war schon vorher zu ihr gekommen. Sie musste ihn nicht suchen. Er hatte
ihren
Lieblingsplatz aufgesucht – die Ebene der Zentauren. Mit einem Mal fühlte sie sich sicherer und konzentrierte ihre Gedanken auf den Ort aus ihrer Jugend.
    Sie wusste nicht, dass ihr Körper ihren Geist verlassen hatte, bis sie die warme Brise auf ihren Wangen spürte. Noch bevor sie etwas sehen konnte, war ihr klar, dass sie dort war – das verriet der Wind ihr. Er roch nach hohem Gras und Freiheit.
    Brighid lächelte und öffnete die Augen. Sie war zu dem Mischwald in der Nähe des Lagers ihrer Familie zurückgekehrt. Von dort aus hörte sie den Sand Creek träge durch den schattigen Hain aus Eichen, Eschen und Sumpfkirschen fließen.
    In ihrem Traum hatte sie Cuchulainns Lachen gehört, das sie zu ihm führte. Also blieb sie ruhig stehen und lauschte auf den liebkosenden Wind. Sie hörte nur Vögel singen und seufzte frustriert.
    Spür ihn auf, ermunterte sie sich. Sie schaute auf den Boden. Nichts. Wie sollte sie einen Geist finden?
    Bitte um Hilfe, Kind …
    Etains Stimme flüsterte im Wind. Brighid zuckte zusammen und sah sich um. Es war niemand zu sehen, aber ihr Instinkt verriet ihr, dass sie nicht alleine war. Etains Präsenz beobachtete sie, und Brighid wusste nicht, ob sie sich deswegen besser fühlte oder nur noch nervöser war. Hör auf, dir Sorgen zu machen, und denk nach, befahl sie sich.
    Bitte um Hilfe …
    Sie straffte die Schultern, und obwohl sie sich dumm vorkam, rief sie in den Wind: „Mit dieser speziellen Jagd bin ich überfordert und könnte wirklich ein wenig Hilfe gebrauchen.“
    Über ihr ertönte der inzwischen vertraute Schrei. Sie schaute hoch und schirmte die Augen mit einer Hand gegen die helle Sonne ab. Der silberne Falke kreiste über ihr. Brighid wurde von unbekannter Aufregung erfasst. Der Vogel schien tatsächlich ihr Seelengefährte zu sein.
    Dieses Mal bildeten sich keine Worte in ihrem Kopf, sondern der Falke neigte einen Flügel und wechselte die Richtung. Er flog vom Sand Creek fort und hinaus auf die Grasebene. Ohne zu zögern, trabte Brighid ihm hinterher. Es kam ihr vor, als liefe sie tatsächlich durch das sich im Wind wiegende Gras, und sie versuchte, sich nicht in den sinnlichen Empfindungen zu verlieren, die dieser Eindruck auslöste. Die Ebene sprach etwas in ihrem Blut an. Sie hätte für immer so weiterlaufen können. Ihre Aufmerksamkeit gleichzeitig auf den Falken und die Landschaft gerichtet erhöhte sie ihr Tempo, fiel vom Trab in Galopp und genoss es unendlich, zu spüren, wie ihre Muskeln sich bewegten und ihre Hufe auf dem fetten Boden aufschlugen.
    Hätte er nicht ihren Namen gerufen, wäre sie glatt an ihm vorbeigelaufen. Cuchulainn stand auf einer kleinen Anhöhe. Die Hände in die Hüften

Weitere Kostenlose Bücher