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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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Berührung und ließ die Gedanken in seine Jugend zurückschweifen, als seine Mutter ohne Zögern die Geschäfte der Göttin beiseitegeschoben hatte, um sich um ihn und Elphame sowie die Zwillinge Arianrhod und Finegas zu kümmern. Auch für ihren Vater, den Hohen Schamanen von Partholon, hatten die Kinder immer an erster Stelle gestanden.
    Was für ein Mann wäre er geworden, wenn er ohne Eltern aufgewachsen wäre? Arme Brenna – sie hatte den schwierigsten Teil ihres Lebens ohne diese Unterstützung durchleben müssen.
    Brighids Vater war ebenfalls schon vor Jahren verstorben, wie er sich überrascht erinnerte. Seltsam, dass er erst jetzt daran dachte. Brighid hatte ihn dafür gescholten, weil er der Trauer erlaubt hatte, sein Leben zu bestimmen. Sie hatte geklungen, als spräche sie aus Erfahrung, doch als er sie danach fragte, erwähnte sie nur den Verlust, den die Neuen Fomorianer überlebt hatten. Sonderbar, dass sie so selten von ihrer Familie sprach. Ja, ihre Herde war für ihre radikale Einstellung bekannt, aber ihre Mutter war eine Hohe Schamanin. Sicher hatte eine so mächtige Mutterfigur einen großen Einfluss auf eine Tochter. Dennoch hatte Brighid mit der Tradition gebrochen und ihre Familie verlassen. Er fragte sich, wieso.
    „Hast du sie heute Morgen schon gesehen?“
    Die sanfte Stimme seiner Mutter schien direkt aus seinen Gedanken zu kommen. Er zuckte zusammen, und sie berührte ihn an der Schulter.
    „Sitz still, oder du wirst noch weniger repräsentabel aussehen als bei deiner Ankunft hier.“
    Er räusperte sich. „Wen meintest du?“
    Ihr Blick verriet, dass sie auf sein Täuschungsmanöver nicht hereinfiel.
    Er seufzte. „Nein, ich habe Brighid heute noch nicht gesehen. Ich bin auf direktem Weg zu dir gekommen.“
    „Nachdem du gebadet und dich rasiert hast – der Göttin sei Dank.“
    Er gab einen undefinierbaren Laut von sich.
    „Eine Seelenerneuerung ist ein sehr intimer Akt“, sagte sie in lockerem Plauderton. „Damit eine Seele erfolgreich in den Körper zurückgebracht werden kann, muss der Schamane eine Brücke aus Fürsorge und Verständnis zwischen sich und dem Patienten herstellen. Wenn ich mich nicht irre, verband dich und Brighid eine starke Freundschaft, bevor dein abgesplitterter Seelenteil sie zu besuchen begann.“
    „Ja“, bestätigte er.
    „War es nicht auch die Jägerin, die Elphame aufspürte, in der Nacht, in der sie verletzt war und beinahe von einem Wildschwein getötet worden wäre?“
    „Ja.“
    „Und sie hat dich zu Brennas Leiche geführt.“
    „Ja, auch das. Mutter, ich verstehe nicht …“
    Sie hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Warte. Lass mich ausreden, dann kannst du mir alle Fragen stellen.“
    Er nickte erwartungsvoll und ein wenig nervös. Was wusste seine Mutter über das, was in der vergangenen Nacht geschehen war? Bereitete sie sich darauf vor, ihn zu schelten, weil er in Brighid vernarrt war?
    War er überhaupt vernarrt in sie?
    „Also ist zwischen dir und ihr eine Freundschaft entstanden. Wenn ich mich nicht irre, hast du großen Respekt vor der Jägerin.“
    „Du irrst dich selten, Mutter.“
    Sie lächelte sein Spiegelbild an. „Das stimmt. Und lass mich dir noch etwas verraten: Nachdem die Heilung einer Seele stattgefunden hat, findet beim Patienten …“ Sie schüttelte den Kopf, als sie seinen finsteren Blick sah. „Es ist nichts dabei, ein Patient zu sein. Deine Seele war krank und musste geheilt werden. Das macht dich zu einem Patienten. Dafür muss man sich nicht schämen. Darf ich jetzt fortfahren?“
    Er nickte, obwohl ihm das Wort immer noch nicht gefiel, es klang, als wäre er ein Invalide.
    „Nachdem eine Seelenerneuerung stattgefunden hat, verändert sich der Patient – in diesem Fall also du – auf seelischer Ebene.“
    Cuchulainn setzte sich aufrechter hin und blinzelte überrascht.
    Etains Stimme verlor ihre klinische Distanziertheit. Sie ließ eine Hand warm und mütterlich auf seiner Schulter ruhen. „Du wirst vielleicht bemerken, dass du sensibler und energiegeladener bist. Deine Wahrnehmung der Realität könnte sich ausweiten.“ Als er sich unter ihrer Hand verspannte, tätschelte sie ihn sanft. „Der Effekt kann vorübergehend sein, aber oft ist er es nicht. Und du wirst für immer mit der Schamanin verbunden sein, die deine Seele nach Hause geleitet hat.“
    „Brighid ist keine Schamanin.“
    „Es stimmt, dass sie nicht die Reise in die Anderswelt angetreten hat, um aus Eponas Kelch zu

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