Beseelt
Frau, die er geliebt hätte.
Und er hätte nie die Flamme erlebt, die entzündet wurde, als er Brighid berührte. Als sie ihn küsste, hatte seine Seele frohlockt. Er war von ihr verzehrt worden, und im Gegenzug hatte er sie besitzen wollen. Seine Lust war beharrlich und alles verschlingend gewesen. Allein die Erinnerung an Brighids Geschmack, an die Wärme ihres Körpers an seinem war hypnotisierend. Bisher hatte er noch nie so etwas empfunden, noch nie war er so überwältigt gewesen. Während sie einander berührten, war sie zu seiner Welt geworden – als wäre er erschaffen worden, um sie zu lieben.
Ganz sicher war das nur eine Nebenwirkung der Seelenerneuerung.
Wie auch immer, sie konnten kein Liebespaar sein. Brighid Dhianna war eine Zentaurin. Eine
Zentaurin
.
Er stand auf und lief auf und ab, um die Energie abzubauen, die durch seinen Körper pulsierte. Natürlich war es für einen Zentauren und einen Menschen nicht unmöglich, sich zu verlieben und ein Paar zu werden. Er war das Produkt einer solchen Verbindung, aber das war eine einzigartige Situation. Seine Eltern waren Lebenspartner, weil Epona immer einen zentaurischen Hohen Schamanen für ihre Auserwählte erschuf. Und ein Hoher Schamane hatte die Fähigkeit, seine Gestalt zu wandeln und eine menschliche Form anzunehmen, sodass sie ihre Liebe im Ganzen vollziehen konnten.
Brighid war noch nicht einmal eine Schamanin – und schon gar keine Hohe Schamanin. Mit solchen Kräften gesegnet zu sein war sehr selten.
Sie ist die älteste Tochter einer Hohen Schamanin. Hätte sie die Herde nicht verlassen, würde man von ihr erwarten, irgendwann den Platz ihrer Mutter einzunehmen …
Der Gedanke ließ ihn nicht los.
„Aber sie hat sich für das Leben als Jägerin entschieden!“ Er diskutierte laut mit sich selbst. „Zentaurische Jägerinnen lieben keine menschlichen Männer. Sie gehen sogar nur selten feste Beziehungen mit männlichen Zentauren ein. Und sie können nicht gestaltwandeln.“
Warum hatte sie dann auf seine Berührung mit dieser Leidenschaft reagiert, die ihn zu verschlingen drohte?
Was dachte er da? Sie
hatte
ihn verschlungen. Brighid hatte seine Seele eingeatmet und sie in seinen Körper zurückgehaucht. Das war alles. Und mehr sollte auch nicht sein.
Es gab nur ein Wort für das, was zwischen ihnen war: unmöglich.
Er trank den letzten Schluck Wein und stellte den Kelch auf den Nachttisch. Mit einem Mal fühlte er sich vollkommen erschöpft, also streckte er sich auf der dicken, daunengefüllten Bettdecke aus. Als der Schlaf ihn mit sich zog, hatte er immer noch ihren Geschmack auf den Lippen.
Cuchulainn erwachte früh. Es war eine Angewohnheit, die aus seiner Ausbildungszeit zum Krieger stammte. Damals hatte er oft seine Fähigkeiten geschult, bevor seine Mitschüler die Augen aufschlugen. Sein frühes Erwachen hatte also nichts damit zu tun, dass Brighid die Burg vor Anbruch des Tages verließ, wie er wusste, um jagen zu gehen. Er versuchte nicht, ein zufälliges Treffen mit der Jägerin heraufzubeschwören. Er verfiel einfach nur in eine alte, vertraute Gewohnheit.
Er wusch sich das Gesicht in der kleinen privaten Badekammer, die zu seinen Gemächern gehörte, dabei erhaschte er einen Blick auf sein Bild im Spiegel. Ein knorriger alter Mann starrte ihm entgegen. Sein Haar war lang, zerzaust und wild. Er runzelte die Stirn. Wann hatten sich die grauen Strähnen eingeschlichen? Der Bart war ungepflegt und juckte. Er rieb sich das Kinn. Cuchulainn schaute auf seinen Kilt hinunter. Er war fleckig und fadenscheinig. Kein Wunder, dass Brighid in der vergangenen Nacht so erschrocken ausgesehen und ihn so entschlossen von sich gewiesen hatte. Er war nicht nur ein Mensch – er war ein erbärmlich aussehender Mensch. Er schnupperte an sich. Bei der Göttin, er roch sogar erbärmlich.
Als Erstes würde er baden. Dann sich rasieren und … er schüttelte die Matte, zu der sein Haar geworden war. Es musste gewaschen und geschnitten werden. Die Krieger von Partholon trugen es normalerweise lang, aber das hatte ihm noch nie gefallen. Als er jünger war, hatte es deswegen oft Diskussionen mit seiner Mutter gegeben. Er hatte ihr wieder und wieder erklärt, dass er kein schlechterer Krieger war, nur weil er es kurz mochte – schließlich hatte er sich darangemacht, es ihr zu beweisen. Als seine Fähigkeiten legendär waren, hatte sie kapituliert und ihm sogar ab und zu persönlich die Haare geschnitten.
Er grinste sein zerzaustes
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