Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
Vom Netzwerk:
heute erlegt?“
    „Das sollst du mir sagen“, erwiderte sie. „Nein!“, sagte sie mit scharfer Stimme, als er eine Ecke des Ledertuchs hochheben wollte, in das das Wildschwein eingewickelt war. „Benutze deinen Geruchssinn.“
    „Aber ich weiß nicht …“ Ein Blick von ihr, und er verstummte. „Gut. Ich benutze meinen Geruchssinn.“
    „Fein. Du hast den ganzen Weg bis zur Küche Zeit.“
    „Ich mag die Küche. Da riecht es immer so gut, und ich mag Wynne. Sie ist so hübsch mit ihrem roten Haar und …“ Ein weiterer gezielter Blick von Brighid ließ ihn die Lippen zusammenpressen. „Ich rieche das Tier.“
    Brighid erwiderte die freundlichen Morgengrüße der Clanmitglieder, während sie dem Weg zum hinteren Kücheneingang folgten. Sie machte sich keine Gedanken darüber, Cuchulainn unerwartet über den Weg zu laufen. Sie wusste, dass er nicht in der Burg war. Woher sie das wusste, war ihr zwar ein Rätsel, aber sie spürte seine Abwesenheit.
    Noch mehr gute Neuigkeiten, dachte sie und kam zu dem Schluss, dass sie langsam ihre Toleranzgrenze erreicht hatte, was die geheimnisvollen Zeichen aus dem Reich der Spiritualität anging. Sie biss die Zähne zusammen. Sie wollte doch einfach nur eine Jägerin sein, jagen und ein sicheres, vorhersehbares Leben führen.
    Gerade als sie durch das Tor in den Küchengarten trat, fielen ihr die älteren geflügelten Kinder auf, die sich über Beete mit verwelkten Kräutern und Gemüse beugten. Sie hackten, zupften Unkraut und bewässerten die Pflanzen. Ihr blieb nur wenig Zeit, sich zu fragen, wie sie es geschafft hatten, die überempfindliche Wynne dazu zu überreden, sie in ihren wertvollen Garten zu lassen, da Liam wie eine Springquelle herausplatzte: „Es riecht nach … nach … nach …“, er atmete noch einmal hörbar ein, „… nach Schlamm und Wut.“
    Brighid blieb stehen und sah ihn an. „Was hast du gesagt?“
    Er bohrte einen seiner krallenbewehrten Füße in die Erde. „Es riecht nach Schlamm und Wut?“
    „Woher weißt du das?“
    Er schaute sie mit seinen großen Augen an und zuckte mit den Schultern. Die Bewegung war nicht gut für seinen verletzten Flügel, das erkannte Brighid daran, dass er kurz zusammenzuckte.
    „Ich weiß nicht. So riecht es für mich einfach. Stimmt das nicht?“
    „Nein“, sagte sie. „Ganz im Gegenteil, das ist vollkommen richtig. Wildschweine riechen immer nach Schlamm und Wut.“ Bevor er einen Freudentanz aufführen konnte, nahm sie ihn am Arm. „Sei ruhig und schließ die Augen.“
    Erstaunlicherweise gehorchte er und erstarrte förmlich. Brighid schaute sich um. Die geflügelten Kinder waren so sehr damit beschäftigt, die Pflanzen zu hegen und zu pflegen, dass sie ihr kaum einen Blick gönnten. Einen Moment lang hatten sie und Liam so etwas wie ein wenig Privatsphäre.
    „Atme tief ein und langsam wieder aus. Drei Mal.“ Sie beobachtete ihn genau.
    Er tat, wie ihm geheißen.
    „Jetzt stelle dir ein Wildschwein im Wald vor.“
    „Ich weiß nicht, wie ein Wildschwein aussieht“, sagte er zögernd.
    „Das ist egal. Du musst dir nicht das Tier vorstellen, sondern einfach nur an seinen Geruch denken. Kannst du das?“
    Er nickte heftig.
    „Während du das tust, stelle dir den Wald vor und dass du nach einem Lebewesen suchst, das nach Schlamm und Wut riecht. Erzähl mir, was du siehst.“
    Liam runzelte angestrengt die Stirn. Dann schossen seine Augenbrauen in die Höhe. „Ich sehe ein rotes, fleckiges Licht!“
    Brighid konnte es kaum glauben. Der Junge hatte die Seele einer Jägerin. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Sie hatte einen geflügelten Lehrling, der mehr Zentaur als Fomorianer war, und sie war in einen Menschen verliebt. Das Lächeln wurde zu einem Lachen. Und sie wünschte sich ein unkompliziertes Leben? Offensichtlich hatte Epona andere Pläne mit ihr.
    Liam öffnete ein Auge einen winzigen Spalt und sah sie an. „Habe ich etwas Komisches gesagt?“
    „Nein, mein kleiner Lehrling. Du hast wieder einmal genau das Richtige gesagt. Ich lache nur über das Leben.“
    „Warum?“ Er machte beide Augen auf.
    „Weil man manchmal entweder lachen oder weinen muss. Ich ziehe es vor zu lachen. Und du?“
    Er grinste. „Oh ja, lachen.“
    „Ach, da biste.“ Wynne stand in der Hintertür ihrer Küche. Sie ließ ein Lächeln aufblitzen, die Hände hatte sie in die Hüften gestemmt. „Ich kann dir ehrlich sagen, Jägerin, ich bin sehr froh, dass de wieder da bist, wo de hingehörst.“
    In

Weitere Kostenlose Bücher