Beseelt
Licht das Leuchtfeuer, das sie nach Hause leitete. Wie im Rausch galoppierte sie unter kindischem Gekicher mit wirbelnden Hufen auf die kleine Gruppe zu. Schlitternd blieb sie neben Elphame stehen, die überrascht auflachte.
„Brighid, Liam, ich habe mich schon gefragt, wann ihr zwei wohl zu uns stoßt.“ Ihre Augen funkelten amüsiert.
„Brighid hat ein Wildschwein erlegt! Es riecht nach Schlamm und Wut. Und ich habe seinen Huf!“ Liam hielt den blutigen Stumpf wie eine Trophäe in die Luft.
„Schlamm und Wut, hm? Das überrascht mich nicht. Ich mag Wildschweine nicht sonderlich“, sagte Elphame.
Lochlan legte einen Arm um ihre Taille, und automatisch lehnte sie sich an ihren Mann.
„Ich bin ein großer Freund von ihnen. Stimmt’s nicht, mein Herz?“
Er und Elphame tauschten einen intimen Blick, während sie sich daran erinnerten, dass der Angriff eines Wildschweins sie überhaupt erst zusammengebracht hatte.
„Nun, ich mag sie gerne gut gebraten“, sagte Danann. Der alte Zentaur trat näher und umfasste ihren Unterarm. „Schön, dich zu sehen, Jägerin. Ich habe dich gestern Abend leider verpasst.“
„Ich freue mich auch, Steinmeister.“ Brighid zeigte auf die Fläche vor ihnen, auf der Clanmitglieder und Neue Fomorianer damit beschäftigt waren, Zelte aufzubauen. „In dieser Horde ist es leicht, jemanden zu übersehen.“ Sie atmete tief ein, um sich Mut zu machen, und traute sich schließlich, Cu direkt anzuschauen. Sie öffnete den Mund, um ihm einen guten Morgen zu wünschen, aber bei seinem Anblick blieben ihr die Worte in der Kehle stecken.
Er sah so anders aus als der Cuchulainn, der in der Nacht aus ihrem Zimmer gestolpert war, dass sie die lässige Begrüßung, die sie für ihn vorbereitet hatte, sofort vergaß.
Bei der Göttin!
Er war so lebendig und kraftvoll – wie der Krieger, der er einst gewesen war. Nur hatte sich die Jungenhaftigkeit, die ihm immer anhaftete, in die Reife eines Mannes verwandelt. Wo war der gramgebeugte, gebrochene Cuchulainn, mit dem sie das Ödland durchquert und sich ein Zelt geteilt hatte? Genau wie ihre saloppe Begrüßung war auch der verschwunden. An seine Stelle war ein Krieger getreten, dessen Haare frisch gewaschen und geschnitten waren. Der rötliche Bart, der sein Gesicht verborgen hatte, war weg, die Falten, die sich in den Augenwinkeln gebildet hatten, allerdings nicht, aber er hatte die dunklen Ringe unter den Augen und den erschöpften Blick verloren. Als er sie nun vorsichtig mit diesen wissenden türkisblauen Augen musterte, verzogen seine Lippen sich zum Ansatz eines Lächelns.
„Du siehst mich an, als würdest du mich nicht erkennen. Sah ich vorher wirklich so schlimm aus?“
Ihr erster zusammenhängender Gedanke war, dass er in ihrer Gegenwart überhaupt nicht nervös zu sein schien. Seine tiefe Stimme klang humorvoll, und sein Lächeln wirkte verschmitzt.
Elphame antwortete, während sie immer noch nach Worten suchte.
„Brighid ist offensichtlich zu höflich, also sage ich es. Ja.“ Sie boxte ihrem Bruder spielerisch auf den Oberarm. „Du hast so schlimm ausgesehen.“
„Mir gefällt dein kurzes Haar“, schaltete Liam sich von ihrem Rücken aus ein. „Ich mag Brighids lang und deins kurz. Natürlich ist Brighids Haar viel hübscher.“
Cuchulainn lachte herzhaft und kam herüber, um den Kleinen von ihrem Rücken zu heben.
„Ich verrate dir ein Geheimnis.“
Er setzte Liam neben sie auf dem Boden ab, beugte sich zu ihm hinunter und sagte in übertriebenem Flüsterton: „Ich mag ihre langen Haare auch und finde sie ebenfalls schöner als meine.“
Sein Blick traf ihren mit einer Hitze und Intensität, die in krassem Gegensatz zur Leichtigkeit seiner Worte standen. Brighid fühlte sich, als hätte ihr jemand die Luft aus der Lunge gepresst.
„Oh Cu.“ Elphame verdrehte die Augen. „Du bist einfach unverbesserlich.“
Die Fröhlichkeit auf ihrem Gesicht zeigte, wie froh sie war, dass sie endlich wieder mit ihrem geliebten Bruder scherzen konnte.
„Komm, Brighid, lassen wir die Männer allein, und ich erzähle dir, was wir für das Dorf der Neuen Fomorianer geplant haben.“
„Aber Brighid muss mir das Spurenlesen beibringen“, sagte Liam.
„Deine erste Lektion ist diese“, sagte Brighid ernst. „Wenn deine Stammesführerin dich bittet, sie zu begleiten, änderst du deine Pläne und gehorchst.“ Der Junge sah enttäuscht aus, und sie musste sich zurückhalten, um ihm nicht tröstend über das Haar zu
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