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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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der Jägerin nach ihrem Sohn damit nicht endete?
    Es hatte keinen Sinn, darüber nachzudenken. Ihre Gefühle durften einfach nicht in diese Richtung gehen.
    Also traf Brighid eine Entscheidung. Falls Cuchulainn immer noch glaubte, sie zu begehren, musste sie Elphame aufsuchen und um Erlaubnis bitten, für eine gewisse Zeit auf die Wachtburg überzusiedeln. Bis zu ihrer Rückkehr hätte er seine Gefühle unter Kontrolle und fände eine Frau, die nur zu gerne das Bett mit ihm teilte.
    Es war sogar sehr wahrscheinlich, dass er schon jetzt wieder der Alte war und sich Gedanken machte, wie sie auf ihn reagierte. In dem Fall würde sie sich darauf konzentrieren, ihm die Sorge zu nehmen, und ihm versichern, dass das, was zwischen ihnen geschehen war, ihre Freundschaft in keiner Weise beeinträchtigte. Sie würde schlicht und einfach so tun, als hätte sie nicht mehr als ein flüchtiges Verlangen für ihn verspürt, während sie in diesem intimen Moment der Seelenerneuerung miteinander verbunden gewesen waren. Vielleicht könnten sie sogar bei einem Kelch von Etains gutem Wein gemeinsam darüber lachen.
    Der Gedanke daran, ihm etwas vorzuspielen, verursachte ihr Übelkeit. Es widerstrebte ihr zutiefst, unaufrichtig zu sein, und es war ihr zuwider, zu lügen. Aber sie würde verdammt noch mal nicht zulassen, wegen einer unmöglichen Liebe ihr Zuhause und den Frieden, den sie endlich gefunden hatte, zu verlieren.
    Ein Zweig knackte. Instinktiv ging Brighid langsamer und prüfte den Wind, der ihr sanft entgegenblies. Sie verzog das Gesicht – Wildschwein. Diese Biester rochen immer nach Schlamm und Wut. Sie zog einen Pfeil aus dem Köcher und fühlte, wie die Stille der Jagd ihre rasenden Gedanken einhüllte. Das hier war etwas, das sie kontrollieren konnte. Sie würde das Schwein erlegen, Epona dafür danken und dann viel zu sehr damit beschäftigt sein, es auszuweiden und es zur Burg zurückzuschleppen, um weiter über Cuchulainn grübeln zu können. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Es gab keine gemeinsame Zukunft mit dem Krieger, also musste sie sich und ihren Platz auf der MacCallan-Burg schützen, musste ihre Gefühle für ihn verleugnen. Irgendwann würde daraus eine neue Wahrheit werden.
    Wie vorhergesagt, hatte das Wildschwein sich am Ufer des kleinen Bachs eine Suhle gewühlt. Mit der Lautlosigkeit der erfahrenen Jägerin schlich sie sich näher heran. Es nahm weder ihre Witterung auf noch hörte es sie. Als es sich aufsetzte, spannte Brighid den Bogen und zielte. Der Pfeil schwirrte zischend in sein blutiges Bett. Als er das Wildschwein traf, erzitterte der Wald unter einem überirdischen Schmerzensschrei. Die Jägerin lief los, bevor der Schrei erstarb. Sie watete durch den Bach zu der Stelle, wo der Kadaver liegen sollte, und keuchte entsetzt auf.
    Auf dem matschigen Boden lag der Rabe, ein Pfeil steckte in seiner Brust.
    „Mutter!“, rief sie und sank auf ihren Vorderbeinen neben dem zuckenden Vogel nieder.
    Räche mich!
Die Worte schrillten durch Brighids Kopf, dann lag der Rabe still da und der Tod bedeckte seine Augen mit einem milchigen Schleier. Ihre Hand zitterte nicht, als sie sie ausstreckte, um die blutgetränkten Federn zu berühren. In dem Moment, in dem ihre Finger in Kontakt mit dem Raben kamen, verschwand sein Körper und Brighid fand sich neben dem toten Wildschwein kniend wieder.
    „Oh Epona, was bedeutet das? Was ist passiert?“
    Die Göttin gab keine Antwort, und Brighid, die sich verloren und einsam fühlte, senkte den Kopf und sprach die traditionellen Worte zu Ehren der Seele des gefallenen Wildschweins. Während sie den Kadaver ausweidete und für den Rückweg zur Burg vorbereitete, war sie von einem namenlosen, unaussprechlichen Gefühl des Grauens erfüllt.

32. KAPITEL
    „B RIGHID! BRIGHID! BRIGHID! Ich habe nach dir Ausschau gehalten!“ Liam plapperte los, sobald sie die Tore der Burg passiert hatte.
    „Der Junge wartet schon den ganzen Morgen hier“, rief die Wache von oben herunter.
    Brighid versuchte, das unbehagliche Gefühl abzuschütteln, das sie seit dem Vorfall im Wald verfolgte. Sie schenkte dem Mann ein angestrengtes Lächeln. „Hat er wenigstens still gewartet?“
    Sein herzhaftes Lachen war Antwort genug.
    „Ich wusste nicht, dass ich auch
in
der Burg leise sein muss“, murmelte Liam und trottete neben der Jägerin her.
    Als er das zusammengeschnürte Paket sah, das sie an Lederbändern hinter sich herzog, wurden seine Augen groß und rund.
    „Was hast du

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