Beseelt
Welpen.
Sie riss sich vom Anblick der Kinder los und nickte Ciara und den Zwillingen höflich zu. „Die MacCallan dachte, Ihr würdet vielleicht eine Jägerin benötigen, die hilft, die Bürde zu tragen, Euer Volk auf der Reise zu ernähren. Ich bin ihr nur zu gerne zu Diensten.“
„Jetzt verstehe ich, wieso ich in den letzten Nächten von einem silbernen Falken mit golden schimmernden Flügeln geträumt habe.“
Ciara ließ den Blick von ihrem silbrig weißen Haar zum goldenen Glanz ihres Fells gleiten. Brighid behielt einen neutralen Gesichtsausdruck bei, aber die Erwähnung des Traums der Schamanin traf sie wie ein Faustschlag in den Magen. Sogar hier, im weit entfernten Ödland, konnte sie ihrer Abstammung nicht entkommen.
„Oh, du bist ja noch viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe!“
„Danke.“ Brighid suchte und fand die winzige Sprecherin – ein kleines Mädchen, das neben Ciara stand. Ihre Flügel waren von einem ungewöhnlichen Silbergrau wie die Brust einer Taube. Ihre großen Augen blitzten intelligent.
„Das ist Kyna“, stellte Cuchulainn die Kleine vor.
Bei der Erwähnung ihres Namens wippte das Mädchen aufgeregt auf den Zehenspitzen.
„Cuchulainn, kann ich näher kommen? Bitte! Biiitte!“
Cu schaute sie fragend an. Da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, zuckte Brighid mit den Schultern.
„Dann komm“, sagte er. Als die Kleine loslief und ihr mehrere Kinder folgten, hob er eine Hand und mahnte: „Achtet auf eure Manieren.“
Kyna wurde sofort langsamer, und die Kinder hinter ihr hätten sie beinahe umgerannt. Brighid musste sich zusammenreißen, um nicht zu lachen, als das Mädchen einem ihrer Freunde einen Ellbogen in die Seite stieß und befahl: „Achte auf deine Manieren!“, wobei sie genauso klang wie Cuchulainn. Sie faltete ihre kleinen Flügel zusammen, kam wesentlich ruhiger auf sie zu und blieb vor ihr stehen.
„Du bist die berühmte Jägerin, von der uns Cuchulainn Geschichten erzählt hat, oder?“
Das Gesicht des Mädchens strahlte heller als die helle Haut der anderen Fomorianer. Sie war ein wunderschönes, feenhaftes kleines Ding, das vor Intelligenz und Neugierde nur so funkelte.
„Nun, ich bin die Jägerin Brighid. Ich weiß allerdings nicht, ob ich berühmt bin.“ Sie warf Cuchulainn einen genervten Blick zu.
„Oh, wir wissen das aber! Wir haben alles über dich gehört!“
„Wirklich? Dann müsst ihr diese Geschichten mit mir teilen.“ Sie lächelte das Mädchen an.
„Nicht jetzt“, schaltete Cuchulainn sich ein. „Jetzt muss das Essen vorbereitet werden.“
Er stieg vom Pferd und löste die Schnüre, die das frische Fleisch hinter seinem Sattel hielten.
„Hast du noch einen Hirsch erlegt, Cuchulainn?“, fragte Kyna und sprang aufgeregt auf und ab.
„Nein, dieses Mal ist es ein wildes weißes Schaf, Ky. Und du kannst der Jägerin dafür danken. Sie hat das Tier erlegt.“
Damit lenkte er die Aufmerksamkeit geschickt von sich ab. Dutzende runder Augenpaare richteten sich auf sie. Brighid zuckte mit den Schultern. „Mein Pfeil war einfach schneller.“
„Nein, du bist etwas Besonderes. Das wissen wir bereits“, widersprach Kyna. „Darf … darf ich dich berühren?“
Brighid warf Cuchulainn einen hilflosen Blick zu, der plötzlich fürchterlich damit beschäftigt war, das eingewickelte Fleisch an Curran und Nevin zu übergeben.
„Bitte?“, bat das Mädchen. „Ich wollte schon immer mal einem Zentauren begegnen.“
„Ja, ich denke, das geht in Ordnung.“ Brighid seufzte.
Kyna kam näher heran und streckte ehrfürchtig eine Hand aus, um ihr golden glänzendes Fell zu streicheln.
„Du bist so weich wie Wasser. Und dein Haar ist so hübsch, genau wie Cuchulainn gesagt hat. Er hat recht. Es ist gut, dass du es lang trägst, auch wenn die meisten Jägerinnen ihrs kurz schneiden.“
„Ich … ich hatte nie das Bedürfnis, es abzuschneiden“, stotterte Brighid. Die Bemerkung des Kindes überrumpelte sie vollkommen. Cuchulainn sprach über ihr Haar?
„Gut. Das solltest du auch nicht tun.“
„Wenn ich groß bin, will ich auch eine Jägerin sein!“, tönte es aus der Gruppe.
Kyna verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Du kannst keine Jägerin werden, Liam. Du bist kein Zentaur – und du bist vor allem kein Mädchen.“
Brighid beobachtete, wie eines der Kinder mit einem Mal betrübt dreinschaute, und spürte, wie sich ihr Magen panisch zusammenzog, als seine Augen sich mit Tränen
Weitere Kostenlose Bücher