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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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wiederholte er und küsste ihre Hand. „Ich trete das Feuer aus und vergewissere mich, dass der Wallach versorgt ist.“
    Brighid nickte und schenkte ihm ein Lächeln, das die Angst und den Zweifel verbergen sollte, die direkt unter ihrer selbstsicheren Fassade lauerten. Als Cu sich daranmachte, das Lager abzubauen, tigerte sie in der Höhle auf und ab. Sie ging im Kopf noch einmal all die kleinen, unzusammenhängenden Details der Seelenreise einer Hohen Schamanin durch, die ihre Mutter ihr im Verlauf ihrer Kindheit beigebracht hatte. Eine Sache nagte an ihr.
Bevor du aus dem Kelch trinkst, musst du dich deinem größten Verbündeten und deinem mächtigsten Feind stellen – und beide sind ein und dasselbe
.
    Sie hatte nicht gewusst, was ihre Mutter damit meinte, und seitdem auch keine erhellenden Informationen erhalten, die halfen, das Rätsel zu lösen. Sie würde den Sprung einfach wagen und sich der Göttin und dem Mann an ihrer Seite anvertrauen müssen.
    „Alles bereit“, sagte Cuchulainn und kam in die Höhle geschlendert. „Es ist erst früh am Abend. Hoffentlich werden wir vor Anbruch des Morgens zurück sein.“
    „Darauf würde ich mich nicht verlassen. In der Anderswelt verläuft die Zeit anders.“
    „Also dann, bringen wir es hinter uns.“
    Er streckte ihr eine Hand hin, und Brighid gesellte sich zu ihm auf das Lager, das sie sorgfältig in der Mitte des Steinlabyrinths errichtet hatten. Bei sich hatten sie einen vollen Weinschlauch und einen eingewickelten Laib Brot mit Käse. Das Erste, was sie nach ihrer Rückkehr tun mussten, war zu essen und zu trinken, damit ihre Körper sich wieder in der physischen Welt verankerten.
    „Irgendetwas fehlt.“ Brighid schaute sich in der Höhle um, bis sie das, was sie suchte, in Cuchulainns Schwertscheide stecken sah. Vorsichtig zog sie die glänzende Klinge heraus und kehrte zu ihrem Ehemann in die Mitte des Kreises zurück. Er sah sie fragend an.
    „Ich fühle mich wohler, wenn du das dabeihast“, sagte sie. „Ich weiß, dass du es physisch nicht mitnehmen kannst, aber alle Dinge sind beseelt. Vielleicht wird die Seele deines Schwertes geruhen, uns zu begleiten.“
    „Das würde auch mich sehr beruhigen.“ Er legte eine Hand fest um den Griff.
    Aneinandergeschmiegt lagen sie auf den Decken. Brighid seufzte, froh, dass das körperliche Unbehagen zwischen ihnen endgültig verschwunden war. Sie drückte ihren Kopf an seine breite Brust. Bevor sie die Augen schloss, berührte sie den türkisblauen Stein.
    „Atme einfach, Cu. Entspanne dich und befiehl deiner Seele, dem Schlag deines Herzens zu mir zu folgen“, flüsterte sie.
    „Ich werde da sein“, erwiderte er. „Auf keinen Fall lasse ich dich allein.“
    Sie küsste ihn, schloss die Augen und begann, tiefe, reinigende Atemzüge zu nehmen, die sie in einen tranceähnlichen Zustand versetzen würden. Es war eine leichte Übung für sie. Sie setzte sie oft ein, um der Seelenspur eines Tieres nachzuspüren. So dauerte es auch nicht lange, bis sie eine meditative Trance erreichte. Nur konzentrierte sie sich dieses Mal nicht auf ihre auserwählte Beute, sondern blendete bis auf Cuchulainns Herzschlag alles um sich herum aus.
    Die schamanischen Trommeln sind die einfachste Möglichkeit, einen Eingang in die Anderswelt zu finden. Alles Leben schlägt in ihrem Takt. Hör ihnen zu, und sie werden dich zur Seele der Erde geleiten
.
    Ihre Mutter hatte diese Worte zu einer sehr jungen Brighid gesagt, als die sich beschwert hatte, weil Mairearad so lange brauchte, um sich für eine simple Trommel zu entscheiden, denn sie hatte dem Gedränge und der Hitze auf dem Markt entfliehen wollen. Ausnahmsweise hatte ihre Mutter sie nicht für ihr Gejammer abgestraft. Stattdessen hatte sie ihrer Tochter erklärt, wieso es für eine Hohe Schamanin so wichtig war, die richtige Trommel auszuwählen.
    Damals hatte Brighid die Worte ihrer Mutter verworfen und war nur dankbar gewesen, einer Bestrafung entgangen zu sein. Jetzt nutzte sie diese Erinnerung, um ihre Reise zum Kelch der Hohen Schamanin anzutreten. Sie hatten keine Trommel, und selbst wenn sie eine gehabt hätten, wusste sie, dass Cuchulainn nicht im irdischen Reich geblieben wäre, um sie zu schlagen, während sie alleine die Anderswelt betrat. Sie hatte über die Worte ihrer Mutter nachgedacht und versucht, eine andere Lösung zu finden. Mairearad hatte ihr erklärt, die Trommeln schlugen im Takt allen Lebens … Leben … der Herzschlag des Lebens … mit einem

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