Beseelt
neigte den Kopf und begann die Worte zu flüstern, während sie sich gegen den Schmerz des Wandels wappnete.
Ihre Haut hatte kaum aufgehört zu glühen, da hob Cuchulainn Brighid schon auf den Rücken seines Pferdes. Das Feuer war so nah, dass es versengt roch und die ersten Funken auf sie niederregneten.
„Es wird uns einholen“, stieß sie keuchend an seinem Ohr aus.
Er beugte sich vor und drückte die Fersen in die Seiten des Wallachs, der daraufhin im gestreckten Galopp dahinjagte, doch sie konnten dem flammenden Monster nicht entkommen, das sie verfolgte. Brighid schloss die Augen und umklammerte den türkisblauen Stein.
Ich brauche dich noch einmal, geflügelter Freund
.
Der Schrei des Falken ertönte über den gierigen Flammen, und seine mächtigen Flügel schlugen gegen den Rauch an, der ihn umgab, während er sie umkreiste und wie ein fallender Stern zu ihnen hinunterschoss.
Kommt …
Cuchulainn lenkte den Wallach nach rechts und folgte dem Vogel bis zu einem Flussbett. Der Wasserpegel war flach – er reichte dem Pferd gerade bis über die Knöchel. Und sie waren nicht allein. Dort wartete bereits eine bunte Mischung aus Hirschen und Kojoten, die sich alle ins Wasser drängten und in hypnotischer Faszination auf die näher kommende Flammenwand starrten. Als Fand vom Ufer sprang und sich zu ihnen gesellte, würdigte ihn nicht einmal das kleinste Reh eines Blickes.
„Nimm die Bisonhaut!“, rief Brighid über das Tosen der Flammen hinweg. „Lass dein Pferd los. Ohne uns kann es dem Feuer entkommen.“
Sie biss die Zähne zusammen, als ihr beim Absteigen der Schmerz durch das gebrochene Bein zuckte. Im schlammigen Grund balancierend wartete sie, während Cu den Wallach ablud und ihn davonscheuchte. Dann nahm er sie auf den Arm, setzte sich gemeinsam mit ihr in das seichte Wasser und rief Fand zu sich. Sie kauerten sich dicht aneinander, und er bedeckte sie alle drei mit der Zeltwand. Ihre Welt wurde schwarz.
Sie verloren jegliches Zeitgefühl, spürten nur die unglaubliche Hitze und hörten das bedrohliche, ohrenbetäubende Donnern des lodernden Feuers. Um sie herum zischte und dampfte es. Brighid hielt sich an Cuchulainn fest und versuchte, die instinktive Panik zu unterdrücken, die in ihr den Wunsch weckte, die schwere Bisonhaut von sich zu werfen. Der Puls pochte schmerzhaft in ihrem gebrochenen Bein, und ihr Körper fühlte sich fürchterlich schwach an. Inmitten der Hitze begann sie zu zittern und wusste, dass der Schock langsam einsetzte.
Der kann mich genauso umbringen wie das Feuer
. Dieser Gedanke war merkwürdig losgelöst. Ihr war klar, sie sollte gegen die Angst ankämpfen – sollte bei Bewusstsein bleiben, aber es war so viel einfacher zu schlafen … und es war so fürchterlich kalt …
Irgendwann hörte sie Gesang. Ihre Lippen verzogen sich, als sie die Stimmen der geflügelten Kinder erkannte und sich erinnerte, dass es das Lied war, das sie an dem Tag gesungen hatten, an dem sie ihren Auszug aus dem Ödland antraten.
„Wir grüßen dich, Eponas Sonne,
die du so hoch am Himmel reist,
mit deinen starken Schritten
auf den Flanken der Gipfel
bist du die glückliche Mutter der Sterne.“
„Hörst du sie?“, fragte sie Cuchulainn.
„Ja“, erwiderte er leise. „Ich höre sie, auch wenn sie nicht hier sein können.“
„Sie sind nicht hier.“ Ihre Stimme war tränenerstickt. „Aber ihre Liebe ist es. Gorman hat sich geirrt. Epona sorgt sich darum, was mit ihren Hohen Schamanen passiert.“ Während sie dem körperlosen Lobgesang lauschte, spürte sie, wie die Stärke der Liebe in sie strömte und sie wie die Arme einer liebenden Mutter umfangen hielt.
„Du sinkst in das stürmische Meer,
ohne selbst in Gefahr zu geraten.
Du erhebst dich auf der ruhigen Welle,
wie ein junger Stammesführer in voller Pracht,
und wir werden dich lieben
alle Tage unseres Lebens!“
„Es ist vorbei“, sagte Brighid, als der Gesang endete. „Das Feuer ist ausgebrannt. Ich kann es fühlen – seine Wut ist erloschen.“
Langsam hob Cuchulainn die dicke Lederplane an, und sie erblickten eine vollkommen veränderte Landschaft. Er richtete sich auf und hob sie auf die Arme. Fand folgte ihm auf dem Fuß, als er sie aus dem Bett des Flusses trug, der zu einem Rinnsal verkommen war, in dem verkohlte Tierkadaver lagen. Er kletterte das östliche Ufer hinauf, und sie standen inmitten geschwärzter Überreste einst stolzer Bäume. Die Nebenflüsse des Calman hatten die Feuersbrunst schließlich
Weitere Kostenlose Bücher