Beseelt
aber wir tun es gemeinsam.“
Brighid wusste, dass er die Wahrheit sagte. Dieser Mann würde sie nicht verlassen, um sich selbst zu retten.
Hilf mir, Göttin, dass wir nicht beide getötet werden
.
„Geh du voran, ich folge dir“, forderte sie ihn auf.
Cu drückte dem Wallach die Fersen in die Flanken, und dicht hintereinander galoppierten sie nach Nordosten, die Wölfin immer an ihrer Seite.
Ihre Flucht war wie der Abstieg in eine Unterwelt, die von der Göttin verlassen worden war. Donner und Blitze untermalten eine albtraumhafte Kulisse. Die Tiere der Ebene stürmten panisch davon – Hirsche, Füchse und kleinere Lebewesen wie Hasen hüpften ihnen vor die Füße und flüchteten. Der Rauch begleitete sie. Anfangs war es nur ein kurzer, bitterer Geschmack auf den von Süden wehenden Wind, aber je länger die Nacht andauerte, desto dicker wurde der Qualm, bis Cuchulainn seinen Wallach zügelte und sein Hemd in Streifen riss, die er mit Wasser aus einem der Trinkschläuche befeuchtete.
„Wenn es ganz schlimm wird, binde dir das um Mund und Nase. Das hilft vielleicht.“
Brighid nickte nach Luft schnappend. Sie tranken beide noch schnell einen Schluck. „Ich wünschte, das wäre Wein“, sagte sie zwischen zwei Hustenanfällen.
Cuchulainn lächelte sie an. „Den bekommen wir bald. Der Tempel meiner Mutter liegt nicht weit von den Nebenflüssen des Calman entfernt.“
„Es ist wohl überflüssig zu fragen, ob sie weiß, dass sie da sein muss, um uns zu begrüßen.“ Brighid sprach bemüht sorglos, doch sie musste darum kämpfen, Luft zu holen. Im Licht der in unregelmäßigen Abständen erfolgenden Blitze sah man, dass ihr Pferdekörper zitterte.
„Mutter wird vermutlich bereits tanzende Mädchen und eine Parade für uns auf die Beine gestellt haben“, sagte Cu in dem Versuch, ihren Tonfall zu treffen.
Er ritt näher an sie heran. Sein Gesicht war abgespannt und er wirkte besorgt, als er sie musterte.
„Lass uns hier einen Moment ausruhen.“
„Wir haben keine Zeit“, widersprach Brighid. Fand schloss hechelnd zu ihnen auf, und sie beugte sich hinunter, goss sich Wasser in die Hand und ließ die Wölfin trinken. „So ein gutes, tapferes Mädchen“, sagte sie. Dann schaute sie zu Cuchulainn auf. „Du gehst voran. Ich folge.“
Er nickte angespannt, richtete den Wallach erneut nach Norden und trieb ihn zu leichtem Galopp an. Blitze zerrissen die Nacht mit ihrem hellen Licht und beleuchteten die Gestalt eines einsamen Zentauren, der beinahe parallel zu ihnen lief. Sein Fell schimmerte goldund silberfarben, eine exakte Kopie des Farbtons seiner Schwester.
„Gib mir deinen Bogen“, sagte Cuchulainn.
„Nein. Wenn es getan werden muss, tue ich es.“ Sie legte einen Pfeil an und wartete auf den nächsten Blitz. Als er kam, zielte sie und ließ die Sehne los. Das Geschoss bohrte sich in Bregons Flanke und sorgte dafür, dass er stolperte und zu Boden stürzte.
Bei dem kurzen Sprint zu ihrem Bruder schlug Cuchulainns Wallach sie. Er sprang vom Rücken seines Pferdes, zog sein Schwert und presste es so hart auf die sich hebende und senkende Brust des Zentauren, dass er die Haut verletzte. Ein Blitz beleuchtete die dunkelroten Tropfen, die über Bregons bleichen Brustkorb liefen, als gehörten sie zu einem halb fertigen Gemälde.
„Nur damit du nicht daran zweifelst, dass es auch in diesem Reich seinen Dienst tut“, zischte Cuchulainn ihm zu.
„Töte ihn nicht, Cu.“ Brighid legte eine zitternde Hand auf den Arm ihres Mannes. „Zumindest jetzt noch nicht.“
Ihr Bruder ignorierte den Krieger. Stattdessen schaute er sie an und betrachtete die Verbrennungen, die die Seile auf ihrer Haut hinterlassen hatten, und die Bissspuren, die hässliche rote Wunden auf ihren Körper zeichneten.
„Was ist mit dir geschehen?“
Cuchulainns Knurren passte zum drohenden Grollen des Wolfs. „Deine Zentauren taten, was du ihnen befohlen hast. Sie fesselten sie so, dass sie sich bei der kleinsten Bewegung selbst erdrosselt hätte. Dann fingen sie an, sie zu vergewaltigen.“ Mit jedem Satz drückte er das Schwert stärker auf Bregons Brust, und frisches Blut wallte unter der scharfen Klinge auf. „Ich habe dafür gesorgt, dass sie deinen Befehl nicht bis zum Ende ausführten.“
„Nein.“ Bregons Stimme war schwach, seine Augen aufgerissen. „Sie sollten dich nur bis zu meiner Rückkehr festhalten.“
„Bis es zu spät war, den Krieg zu verhindern“, sagte Brighid. „Wie konntest du das nur tun,
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