Beseelt
reagieren konnte, lief Bregon davon und verschmolz wie ein heller Geist mit dem Rauch. Cuchulainn schwang sich auf sein Pferd, das mit gespitzten Ohren nervös hin und her tänzelte, und wollte ihm nachsetzen.
„Lass ihn gehen“, sagte Brighid schwer. „Er ist es nicht wert, dein Leben für ihn zu riskieren.“ Unter großer Anstrengung hob sie Fand auf und warf sie vor ihn auf den Sattel. „Behalte sie bei dir, oder sie wird überrannt!“ Sie musste schreien, um sich über den wachsenden Lärm hinweg verständlich zu machen. „Halte deinen Wallach gut im Zaum. Er gerät wahrscheinlich in Panik, aber solange du auf ihm sitzt, bist du in Sicherheit.“
Ein enormer dunkler Schatten donnerte an ihnen vorbei. Brighid schaute ihrem Mann in die türkisblauen Augen und lächelte. Sie war beinahe am Ende. Das Gestaltwandeln und dann ihre Entführung und die Flucht vor dem Grasfeuer hatten selbst ihre tiefsten Reserven erschöpft. Sie konnte nicht mit den panischen Bisons mithalten, aber sie würde nicht zulassen, dass seine letzte Erinnerung an sie Tränen und Bedauern waren. „Ich liebe dich, Cuchulainn“, sagte sie und sah, wie seine Miene weich wurde.
„Und ich dich, meine schöne Jägerin.“
Ein weiterer Bison preschte an ihnen vorbei. Brighid atmete tief durch, schlug dem Wallach auf das Hinterteil und rief: „Lauf los!“
51. KAPITEL
P ferd und Zentaur sprangen vorwärts und wurden von der Masse dahinstürmender Bisons verschluckt. Ihr Geruch traf Cuchulainn wie ein Schlag – Moschus gemischt mit Rauch und Panik. Er hörte nichts außer dem Dröhnen ihrer Hufe. Hektisch versuchte er, seinen Wallach so zu führen, dass er neben Brighid blieb, aber das war unmöglich. Ein Meer aus Leibern trennte sie voneinander, bis er nur noch ihr silberblondes Haar sehen konnte, das hinter ihr herflatterte. Er wurde weiter abgedrängt und verlor sie komplett aus den Augen.
Angst explodierte in seiner Brust. Er durfte sie nicht verlieren! Allmählich gelang es ihm, sein Pferd durch die voranstürmende Herde zu manövrieren. Der Wallach war wendiger als die schwerfälligen Bisons, daher schaffte er es an den Rand der Herde. Er drosselte das Tempo zu stetem Trab und ließ den Blick auf der Suche nach Brighids silberweißem Haar über die dunklen Leiber schweifen.
Es wurden langsam weniger, und als ein paar Nachzügler an ihm vorbeistolperten, drang ein neues Geräusch an seine Ohren. Deutliches Knacken gefolgt von unheilvollem Fauchen der Luft. Er drehte sich in dem Moment um, als ein plötzlicher Aufwind den Rauch klärte. Eine Flammenwand rollte heran, und der Wallach wieherte panisch und wollte davonpreschen. Cuchulainn sah, wie ein junges Bisonkalb und seine Mutter vom orangeroten Feuer verschlungen wurden.
Er drückte die Hacken in die Seiten des Pferdes und setzte über das von der Bisonherde platt getrampelte Gras.
„Brighid!“, rief er und suchte nach einem Zeichen ihres hellen Haars. Er hätte sie übersehen, wenn Fand nicht gewinselt und sich aus seinem Griff zu winden versucht hätte. Seine schöne Jägerin war auf die Knie gefallen. Ihre Hände fest auf den Boden gedrückt kämpfte sie darum, Luft zu bekommen.
Cuchulainn hetzte sein Pferd zu ihr und sprang neben ihr aus dem Sattel. Sie hob den Kopf und schaute ihn an. Ihre weit aufgerissenen Augen wirkten glasig.
„Nein“, flüsterte sie. „Du sollst doch in Sicherheit sein.“
„Ich habe dir gesagt, dass ich dich nie verlassen werde.“ Er schnappte sich einen Trinkschlauch mit Wasser und hielt ihn ihr an die Lippen. Sie schluckte, drehte sich weg und hustete.
Beim Fauchen und Knacken der Flammen riss sie den Kopf herum. „Lauf, Cuchulainn, lauf!“, rief sie ihm zu.
„Nur wenn du mit mir kommst.“
„Das hat keinen Sinn.“ Sie zeigte auf ihr rechtes Vorderbein, das verdreht auf dem Boden lag. „Es ist gebrochen. Schnell, du musst weiter!“
„Nur mit dir! Wo du hingehst, gehe ich auch hin – wenn du stirbst, sterbe auch ich! Ich werde dich nicht verlieren, Brighid. Das könnte ich nicht ertragen.“
„Bitte tu das nicht.“
Sie so mutlos zu sehen brach ihm fast das Herz. Plötzlich kam ihm ein Gedanke, und er riss die Augen auf. „Wandle deine Gestalt!“
„Cu, ich …“
„Du kannst es. Du musst es tun. Wandle deine Gestalt, und der Wallach bringt uns hier raus. Wenn du es nicht tust, werden wir sterben.“
Lebe, Kind …
Eponas sanfte, vertraute Stimme schwebte durch ihre Gedanken, beruhigte und tröstete sie. Brighid
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