Beseelt
fort, ich würde nicht im Traum daran denken, irgendetwas von dem, was Ihr mir erzählt, weiterzutragen. Woran erinnert Ihr Euch noch? Sagt einfach das Erste, was Euch in den Sinn kommt.“
„Frauen liebten ihn – und er liebte die Frauen“, platzte Brighid heraus und prustete los, als ihr einfiel, wie verwirrt Cu anfangs gewesen war, als er versuchte, Brenna zu umwerben. „Abgesehen von Brenna. Sie wies ihn offen zurück, als er ihr den Hof machte.“ Brighid lachte unterdrückt. „Ich erinnere mich noch, wie ungeschickt er es angegangen ist, die Zuneigung der Heilerin zu erringen. Er war erstaunlich unfähig. Ich habe ihn sogar einmal mit einem brünstigen Bullen verglichen, der sein Territorium mit der Finesse einer tollwütigen Bestie markiert.“
Ciaras lautes Lachen führte dazu, dass Cu sich kurz zu ihnen umdrehte. Beide setzten sie eine unschuldige Miene auf, und er nahm wieder seine statuengleiche Haltung ein. Trotzdem achtete Brighid darauf, leise zu sprechen.
„Er verstand nicht, wie er eine Frau umwerben musste, die ihn wieder und wieder abwies. Cuchulainn war ein Mann, dem nur wenige Frauen widerstehen konnten.“
Ciara blinzelte überrascht. „Brenna hat ihn zurückgewiesen?“
„Sie hatte kein Vertrauen in Männer. Sie war es gewohnt, von ihnen verstoßen und verlacht zu werden.“
„Warum?“
„Seit einem Unfall in ihrer Jugend war sie schwer vernarbt, wie Ihr vielleicht wisst. Haben Curran und Nevin denn nichts von ihr erzählt?“
„Nein, nicht direkt. Es ist offensichtlich, dass es für den Krieger sehr schmerzhaft ist, von seiner verlorenen Liebe zu hören oder zu sprechen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie etwas anderes war als eine wunderschöne, begabte Heilerin.“
„Das war sie, aber sie war noch so viel mehr.“
„Offenbar steckt auch hinter Cuchulainn mehr, wenn der Hallodri, der er einmal war, es schaffte, die körperlichen Attribute einer Frau außer Acht zu lassen und die Liebe zu finden, die sich dahinter verbarg.“
Ciaras Worte klangen wir ein großes Lob, doch ihr Gesichtsausdruck war angespannt und ernst.
„Ist das etwas Schlechtes, Schamanin?“
„Es verkompliziert die Sache.“
„Erklärt mir das“, bat Brighid.
Ciara schob eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und nahm sich Zeit mit ihrer Antwort. „Liebe kommt in vielen Formen vor. Die Liebe, die wir für unsere Familie empfinden zum Beispiel – und selbst innerhalb dieser Dynamik gibt es unterschiedliche Arten von Liebe. Habt Ihr Geschwister?“
Die Frage traf Brighid unvorbereitet, und ihre Stimme klang angespannt, als sie ein knappes „Ja, habe ich“ hervorstieß.
„Dann versteht Ihr den Unterschied zwischen der Liebe, die man für einen Bruder oder eine Schwester empfindet, und der Liebe für die Eltern.“
Die Jägerin nickte schnell in der Hoffnung, Ciara würde ihr zu diesem Thema keine weiteren Fragen stellen. Sie hätte sich keine Sorgen machen müssen, die Stimme der Schamanin nahm einen beinahe singenden Tonfall an, als sie fortfuhr, die verschiedenen Arten der Liebe zu beschreiben.
„Genauso wie innerhalb einer Familie kann auch die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau unterschiedliche Formen annehmen. Manche lieben leidenschaftlich, aber hastig. Wie ein Feuer, das zu heiß brennt, erlischt ihre Liebe bald und lässt nur kalte Asche zurück. Andere empfinden keine so intensive Leidenschaft, ihre Liebe ist wie glühende Kohlen, die Jahr für Jahr glimmen und ihre Leben warm und erfüllt bleiben lassen. Es gibt Liebe, die ausnahmslos im Geiste stattfindet oder im Herzen oder im Körper. Und ganz selten vermischen sich alle drei Formen.“
„So wie bei Brenna und Cuchulainn.“
„Ja. Und das ist die Form der Liebe, von deren Verlust man sich am schwersten wieder erholt.“
„Werdet Ihr trotzdem versuchen, ihm zu helfen?“, wollte Brighid wissen.
„Natürlich, aber …“
„Aber was?“
„Aber ich bin nicht das, was er braucht. Cuchulainn hat sich in sich zurückgezogen. Er braucht die Hilfe einer Schamanin, der er auf einer wesentlich persönlicheren Ebene am Herzen liegt.“ Sie seufzte sanft. „Ich respektierte den Krieger, und vielleicht würde ich ihm im Laufe der Zeit nahe genug kommen, um seine innersten Gefühle erreichen zu können, ich fürchte nur, dass er sehr viel schneller Hilfe benötigt.“
„Sein Vater ist der Hohe Schamane von Partholon. Könnte er Cu helfen?“
Ciara presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
„Warum nicht? Midhir
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