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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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ist ein großer Schamane.“
    „Erinnert Ihr Euch an die unterschiedlichen Arten der Liebe?“
    Brighid nickte ungeduldig.
    „Um von den Wunden, die Brennas Verlust geschlagen hat, zu genesen, wird Cuchulainn einen Schamanen brauchen, mit dem ihn eine völlig andere Innigkeit verbindet als die zwischen Vater und Sohn. Er wird jemanden brauchen, der ihn als Liebhaber und nicht als Kind erreicht.“
    Brighid überlegte angestrengt. „Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Der einzige Schamane, dem Cu wirklich vertrauen würde, ist sein Vater. Ansonsten gibt es niemanden – nur Euch.“
    „Wirklich?“, fragte Ciara kryptisch. „Ich spüre die Hand unserer Göttin über dem Krieger. Ich glaube nicht, dass Epona ihn hilflos zurücklässt, aber ihre Wege sind oft geheimnisvoll und für uns schwierig zu verstehen. Bis ein weiterer Schamane kommt, werde ich versuchen, sein Leiden zu lindern.“
    Bei Ciaras Worten sträubten sich Brighid die Nackenhaare. Als sie sprach, klang ihre Stimme schärfer, als sie beabsichtigt hatte: „Auf etwas zu warten, das vielleicht niemals eintritt, ist lächerlich. Tut, was Ihr könnt, um Cu zu helfen, aber ich an Eurer Stelle würde ihm nichts davon erzählen.“
    Ciara neigte den Kopf zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.

9. KAPITEL
    I n dieser ersten Nacht schlugen sie das Lager mit einer erstaunlichen Effizienz auf. Die Kinder arbeiteten schnell und gewandt in kleinen Gruppen, die von den Erwachsenen und den älteren Jugendlichen beaufsichtigt wurden. Die Stangen der Tragen funktionierten sie zu Zeltstangen um, die sie fest mit Ziegenhäuten bespannten. Diese Zelte bildeten einen engen Kreis um einen flachen, steinigen Platz, den Ciara sorgfältig ausgewählt hatte. Jede Zeltöffnung stand offen.
    „Ich verstehe die Anordnung im Kreis“, murmelte Brighid, als Cuchulainn sich zu ihr gesellte, um ihr beim Häuten der Hasen zu helfen, die sie erlegt hatte, während die Zelte aufgebaut worden waren. „Aber warum lassen sie sie offen stehen? Das ist doch förmlich eine Einladung an die verdammte Kälte.“
    „Schau hin.“ Cuchulainn nahm einen Hasen und zog sein Messer aus der Scheide.
    Bevor Brighid ihm sagen konnte, wie nervtötend seine unkommunikative Gesellschaft geworden war, erklang Ciaras Stimme klar durch den sich neigenden Tag.
    „Es ist an der Zeit. Bringt die Feueranzünder.“
    Unter Jubelgeschrei und mehr Geplapper, als Brighid den Nerven aller zuträglich fand, flatterten die geflügelten Kinder zu den Tragen. Sie füllten ihre Arme mit etwas, das aussah wie harter, grauer Dreck, und wirbelten zur Schamanin zurück, die auf eine Stelle in der Mitte des flachen Felsens zeigte. Fröhlich stapelten die Kinder ihre Fracht zu einem großen Haufen. Als der Stapel Ciara beinahe bis an die Hüfte reichte, bedeutete sie ihnen, aufzuhören. Segensreiche Stille senkte sich über das Lager. Die erwachsenen Neuen Fomorianer bildeten einen losen Kreis um ihre Schamanin.
    Brighid sah Cuchulainn fragend an, aber er wiederholte nur, was er zuvor bereits gesagt hatte: „Schau hin.“
    Sie schüttelte innerlich den Kopf und wandte den Blick wieder Ciara zu, die ihr Volk anlächelte und sich in Richtung Westen wand. Die Fomorianer folgten ihrem Beispiel und richteten sich zur untergehenden Sonne aus. Brighids Hände, die methodisch einen Hasen nach dem anderen häuteten, hielten still, als Ciara zu sprechen begann.
    „Sanfte Epona, gesegnete Göttin
.
    Du schließt einen weiteren Tag, tauschst die Wärme des Himmels
mit dem Dunkel der Nacht
.
    Dem Weg des Feuers zugewandt, lauschen und beten wir,
beschütze uns vor Dunkelheit, Kälte und Furcht.“
    Ciara breitete die Flügel aus, und in der Luft um sie schimmerte die greifbare Anwesenheit Eponas. Die Schamanin hob die Arme, und ihre Stimme wurde verstärkt und war erfüllt von Freude, Selbstsicherheit und der Kraft der göttlichen Berührung.
    „Lodernde Flammen des reinigenden Feuers,
tanzende Flammen von Eponas Licht,
erhört mich, denn unsere Not ist groß,
helft mir bei diesem Abendritual
.
    Geschenk der Flamme, oh feurige Blume,
die du immer in meinen Augen glühst;
erfülle mich mit der gesegneten Macht der Göttin
und berühre mich mit ihrer flammenden Kraft.“
    Ciara schleuderte ihre geöffneten Hände nach vorne. Sofort entzündete sich der aufgeschichtete Stapel. Flammen schlugen fröhlich in den Himmel, warfen tanzende Schatten auf die Zelte, während die Erwachsenen nach den Kindern riefen und der Kreis sich auflöste.

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