Beseelt
leise.“ Liams Flügel raschelten, als er seine Hände zu Fäusten ballte und das Kinn vorreckte.
„Während der Abendsegnung waren
alle
leise.“ Kyna verdrehte die Augen.
Über die zankenden Kinder hinweg schaute Brighid hilflos zu Cuchulainn. Der Krieger erwiderte kurz ihren Blick, und einen Moment glaubte sie, den Anflug von Humor in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
„Kyna, ich habe mein Pferd bei den Ziegen gelassen“, sagte er.
Sofort wirbelte das Mädchen zu ihm herum. Sie erinnerte ein wenig an einen kleinen Vogel.
„Aber er mag die Ziegen nicht. Sie sind zu klein und stören ihn.“
Brighid meinte zu wissen, wie Cus Wallach sich fühlte.
„Ich könnte mal nach ihm schauen“, schlug Kyna vor.
Cuchulainn zuckte die Achseln. „Wie du magst.“
„Liam, du bringst die Hasen zu Ciara“, befahl Kyna, warf dem Jungen den Korb hin, den sie in der Hand hielt, und eilte davon. Über die Schulter rief sie ihm noch zu: „So nah kommst du einem Hasen vermutlich nie wieder.“
Liam schaute ihr böse hinterher. „Ich
kann
leise sein.“
„Um Hasen zu fangen, musst du auch schnell sein“, erklärte Cu. „Stimmt’s nicht, Jägerin?“
„Auf jeden Fall“, bestätigte Brighid.
„Dann seht mir zu! Seht mir einfach zu. Ich kann schnell sein!“
Er packte die gehäuteten Hasen ein und glitt schnell davon, den Korb fest an seine schmale Brust gedrückt. Brighid musste zugeben, dass der Junge sich mit bemerkenswerter Schnelligkeit bewegte. Er würde zwar niemals leise sein, aber er war definitiv schnell.
„Beim heißen Atem der Göttin, diese Kinder sind anstrengend! Wieso haben sie dich noch nicht in den Wahnsinn getrieben?“, fragte sie, während sie dem Jungen nachschaute.
„Man lernt, sie auszublenden. Nach einer Weile ist es so, als wären sie gar nicht da.“
Brighids Blick schoss zu ihm. Er hatte sich hingekniet und wischte die Messerklinge an einem kleinen Häufchen vom Frost feuchten Moos sauber. Seine Stimme klang wieder wie aus weiter Ferne. Er stand auf und steckte das Messer weg. Ohne ein Wort drehte er sich um und ging zurück zum Lager.
Brighid machte es sich neben dem hell leuchtenden Lagerfeuer bequem und nahm dankend eine Schüssel mit heißem Eintopf von einem der eifrig servierenden Kinder an. Während sie aß, dachte sie, dass selbst das blühende und gedeihende Partholon noch viel von den Neuen Fomorianern lernen könnte – vor allem was den Komfort auf Reisen anging. Die geflügelten Menschen hatten wenig, und ihr Land war rau und unwirtlich, aber selten hatte sie so ein gemütliches, harmonisches Lager erlebt.
Der kalte, stetig wehende Wind wurde von den stabilen Zelten aus Ziegenhaut abgewehrt, die sich um Ciaras Feuer drängten. Ab und zu legte jemand ein Stück Brennmaterial nach, das, wie eine der geflügelten Frauen ihr gesagt hatte, aus getrockneten Flechten und Ziegendung bestand. Das erklärte den leichten Geruch, der neben dem Rauch in der Luft lag, doch er war wesentlich unaufdringlicher, als sie erwartet hätte. Das Material leistete gute Dienste, das Feuer brannte heiß und stetig.
Die Zubereitung des Abendessens war so schnell und effizient abgelaufen wie der Aufbau der Zelte. In erstaunlich kurzer Zeit saßen alle in der Nähe des Feuers oder in einem offenen Zelteingang und genossen den reichhaltigen Eintopf. Brighid kaute nachdenklich auf einem Stück Hase herum und schaute sich im ungewöhnlich ruhigen Lager um. Die Kinder sahen müde aus. Es war noch nicht lange her, da waren sie herumgerannt, hatten sich um die Ziegen gekümmert und ohne Unterlass geplappert, während sie die weichen Teppiche aus Ziegenfell in den Zelten verteilten. Jetzt war es, als hätte jemand ihren jugendlichen Überschwang einfach abgestellt.
Ohne dass es zu offensichtlich war, richtete sie den Blick nach links, wo Liam saß. Er hatte auf diesen Platz bestanden, weil er ja immerhin ihr Lehrling war, wie er betonte. Wann hatte er aufgehört zu sprechen, fragte sie sich. Wann hatten sie alle aufgehört zu sprechen? Vielleicht hatte Cuchulainn doch nicht so unrecht – es schien, dass auch sie das konstante Geplapper inzwischen ausblenden konnte.
„Hier …“ Cu trat in den Kreis und warf ihr einen Weinschlauch zu. Dann setzte er sich mit gekreuzten Beinen rechts von ihr auf den Boden. „Du hast ihn mitgebracht, du solltest auch einen Schluck davon trinken.“ Er nickte dem Jungen dankend zu, der ihm eine Schüssel dampfenden Eintopf reichte.
„Es ist seltsam, wenn sie
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